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Missbrauchsvorwürfe: "Das Werk" in Bregenz räumt Fehler ein

Schwere Vorwürfe gegen "Das Werk" in Bregenz - dort spricht man von "Fehlern" und einem "Entwicklungsprozess".
Schwere Vorwürfe gegen "Das Werk" in Bregenz - dort spricht man von "Fehlern" und einem "Entwicklungsprozess". ©APA (Themenbild)
Die katholische Gemeinschaft "Das Werk" mit Hauptsitz in Bregenz hat nach den am Samstag öffentlich gewordenen Anschuldigungen von zwei ehemaligen Mitgliedern, die von sexuellem Missbrauch und Einschränkung der persönlichen Freiheit berichteten, Fehler eingeräumt.
Bregenz: Missbrauch in "Das Werk"?

Diese gehörten aber der Vergangenheit an, sagte Sprecher Georg Gantioler im ORF. Gantioler bestätigte etwa, dass die Leitung früher persönliche Briefe noch vor dem Adressaten gelesen und abgefangen habe.

Sprecher nennt es “Entwicklungsschritte”

Auch sei es vorgekommen, dass dem geistlichen Begleiter persönlich Anvertrautes weitererzählt worden sei. “Da sind die Grenzen manchmal fließend gewesen”, sagte der Sprecher von “Das Werk”. Heute kämen solche Vorfälle in der geistlichen Familie nicht mehr vor.

Explizit als Fehler bezeichnete der Geistliche die Praktiken etwa der Verletzung des Briefgeheimnisses aber nicht. “Man kann das jetzt Fehler nennen. Ich würde sagen, dass waren Entwicklungsschritte”, so der Geistliche. Diese hätten aus der “pubertären” Gemeinschaft eine “reife” Gemeinschaft gemacht, “auch durch schmerzliche Erfahrungen hindurch.”

Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs

Der 35-Jährige Brite Darren Canning, der ab seinem 18. Lebensjahr sechs Jahre lang in der Gemeinschaft gelebt hatte, und ein ehemaliger Werkpriester, der anonym bleiben will, hatten schwere Vorwürfe gegen “Das Werk” erhoben. Sie berichteten von sexuellen Übergriffen gegenüber Mitschwestern und von Einschränkungen der persönlichen Freiheit.

Gestern erschien zudem die Biografie einer ehemaligen Ordensschwester. Doris Wagner, die heute 30-jährige Autorin, berichtet darin, in der Gemeinschaft kontrolliert, manipuliert, sexuell missbraucht und unter Druck gesetzt worden zu sein.

Frauen als “Verführerinnen” dargestellt

Wie der ehemalige Werkpriester bestätigte, seien Frauen, die Anschuldigungen erhoben, stets selbst als Verführerinnen dargestellt worden. Ein Priester des Ordens soll auch bei der Staatsanwaltschaft angezeigt worden sein. Weil der aber von einvernehmlichem Geschlechtsverkehr sprach, sei es zu keiner Anklage gekommen. Der Priester sei danach in der Kurie im Vatikan an eine zentrale Stelle versetzt worden, obwohl er intern den Missbrauch zugegeben haben soll.

“Das Werk” ist eine 1938 gegründete katholische Gemeinschaft, die seit 2001 vom Vatikan approbiert und als “Familie gottgeweihten Lebens” anerkannt ist. Der Hauptsitz des in zwölf Ländern aktiven Ordens ist seit 1978 das Bregenzer Kloster Thalbach. In Österreich gibt es Niederlassungen in Schoppernau im Bregenzerwald, in Feldkirch, Innsbruck und Wien. (APA)

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