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Militärische Spannungen nach Abschuss von Drohne über Syrien

Syrien-Konflikt spitzt sich weiter zu.
Syrien-Konflikt spitzt sich weiter zu. ©AFP
Der Abschuss einer offensichtlich iranischen Drohne in Syrien verschärft die militärischen Spannungen der USA mit der Regierung des Bürgerkriegslandes und ihren Verbündeten. Ein US-Kampfjet habe das Flugobjekt iranischer Bauart am Dienstag im Südosten des Landes abgeschossen, teilte die US-geführte Anti-IS-Koalition in einer Stellungnahme mit.

Russland hatte sich zuvor angesichts der immer direkteren Konfrontation mit den USA in Syrien besorgt gezeigt. Die bewaffnete Drohne des Typs Shaheed-129 UAV habe feindliche Absichten gezeigt und sei auf den Bündnis-Stützpunkt At Tanf zugeflogen, hieß es in der Mitteilung. Als sie ihren Kurs nicht änderte, habe ein F-15-Kampfflugzeug das Feuer eröffnet. Der Iran kämpft im syrischen Bürgerkrieg an der Seite von Präsident Bashar al-Assad. Ähnliche Zwischenfälle nahe dem Militärstützpunkt gab es bereits in den vergangenen Wochen.

AP
AP ©Iranische Drohne vom Typ Shaheed 129 abgeschossen: AP

Spannungen zwischen USA und Russland nehmen zu

Die Spannungen der USA insbesondere mit Russland, der syrischen Schutzmacht, hatten zuletzt zugenommen, nachdem ein syrischer Jet am Sonntag von den USA abgeschossen worden war. Dieser hatte angeblich Bomben nahe den Stellungen kurdischer Verbündeter abgeworfen. Moskau kündigte daraufhin an, die Maschinen der Koalition in bestimmten Regionen des Landes als potenzielle Ziele zu betrachten.

Australien stellt Flüge ein

Australien, Mitglied der Anti-IS-Koalition, stellte deshalb seine Flüge über Syrien vorläufig ein. Es handle sich um eine Vorsichtsmaßnahme, sagte das Verteidigungsministerium des Landes der Deutschen Presse-Agentur.

Die Koalition betonte in der Stellungnahme, sie wolle weder gegen das “syrische Regime”, noch gegen Russland oder andere Verbündete kämpfen. Feindseliges Verhalten werde aber nicht toleriert. Alle Parteien sollten sich lieber auf den Kampf gegen die Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS) konzentrieren.

Werden USA noch tiefer involviert?

In den vergangenen Wochen hatte das US-Militär im Südosten Syriens mehrmals regierungsnahe Milizen angegriffen. Das Pentagon begründete das damit, dass diese eine Gefahr für US-Soldaten und verbündete Kämpfer dargestellt hätten. Auch diese Vorfälle ereigneten sich nahe At Tanf, wo rund 150 US-Soldaten oppositionelle Kräfte im Kampf gegen die Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS) ausbilden.

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Es wird befürchtet, dass die USA schleichend tiefer in den syrischen Bürgerkrieg hineingezogen werden und es zu einem direkten militärischen Konflikt mit den Truppen von Assad kommen könnte.

Linke warnt vor Weltkrieg zwischen USA und Russland

Die Linke im deutschen Bundestag hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zu einer Regierungserklärung zum Syrienkonflikt aufgefordert. Es bestehe die Gefahr eines Weltkriegs, sagte Fraktionschefin Sahra Wagenknecht am Dienstag der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Nach dem Abschuss einer syrischen Militärmaschine durch die USA sei die Gefahr eines Krieges zwischen den USA und Russland sehr real. Es gebe eine dramatische Eskalation, wie es sie seit der Kuba-Krise nicht mehr gegeben habe. “Die Bundesregierung muss sofort handeln und die deutschen Soldaten aus der Konfliktregion zurückziehen”, forderte Wagenknecht. “Die Bundeswehr darf nicht Teil dieses Kriegsszenarios werden.” Die Bundesregierung müsse erklären, welche Initiativen sie ergreifen werde, um die Gefahr eines Weltkrieges zwischen den Atommächten Russland und USA zu verringern.

“Guardian”: Im Syrien-Konflikt beginnt eine noch gefährlichere Phase

Der Londoner “Guardian” kommentiert am Mittwoch die Entwicklung im Syrien-Konflikt: “Die Eroberung der Hauptstadt des von der IS-Terrormiliz selbsterklärten Kalifats wäre teils symbolisch – das Ende der Urquelle des Terrorismus – und teils von praktischem Nutzen: Al-Rakka dürfte eine Fundgrube an Informationen über das Vorgehen des IS sein. Wenn der IS vertrieben ist, wird es einen Wettlauf um die Kontrolle des Territoriums geben. (…) Auf dem Schlachtfeld in Syrien stehen sich ein Regime und eine bewaffnete Opposition, regionale Mächte, Russland und der Westen gegenüber.

In diesem fast sechs Jahre andauernden vielschichtigen Krieg, der das Land zerstört hat, beginnt eine noch gefährlichere Phase. Von allen Kämpfen zwischen verschiedenen Stellvertretern beunruhigen am meisten jene zwischen Kräften, die von den USA und ihren Koalitionspartnern unterstützt werden, und den vom Iran unterstützen Gruppen auf der Seite das Regimes von (Syriens Präsident Baschar al-) Assad mit Russland als mächtigem Verbündeten. Und fünf Monate nach dem Beginn der Präsidentschaft von (US-Präsident Donald) Trump scheint nun das Risiko einer offenen Konfrontation zwischen den USA und anderen Kräften in Syrien von Tag zu Tag größer zu werden.”

(APA/AP/dpa)

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