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Milchpulverskandal in China weitet sich aus

Der Skandal um verunreinigtes Milchpulver in China hat wesentlich größere Ausmaße als bisher bekannt.

Mindestens 1.253 Babys sind nach dem Verzehr von vergiftetem Milchpulver erkrankt, zwei Säuglinge starben an der verseuchten Milch, wie das Gesundheitsministerium in Peking am Montag mitteilte. Insgesamt etwa 10.000 Säuglinge und Kleinkinder könnten das mit der Chemikalie Melamin belastete Produkt der Firma Sanlu getrunken haben.

Damit korrigierte das Ministerium seine Angaben deutlich nach oben. Die chinesischen Behörden machen private Milch-Sammelstationen für die Verunreinigungen verantwortlich. Der neuseeländische Partner des Milchpulverproduzenten Sanlu sprach von “Sabotage”.

Das Wichtigste habe es jetzt, die erkrankten Kinder medizinisch zu versorgen und weitere Todesfälle zu verhindern, sagte der stellvertretende Gesundheitsminister Ma Shaowei. Die vergifteten Babys, die nach Mas Angaben aus der nordwestchinesischen Provinz Gansu stammten, starben bereits im Mai und im Juli. 340 Babys und Kleinkinder liegen laut Ministerium im Krankenhaus, 53 von ihnen befinden sich in ernstem Zustand.

Laut der staatlichen Zeitung “China Daily” wurden bisher 19 Verdächtige in dem Fall festgenommen. Es handle sich um Mitarbeiter von Sammelstationen, die Milchlieferungen von Bauern abholen. Die Herstellerfirma Sanlu hatte zuvor Bauern beschuldigt, das Milchpulver verunreinigt zu haben.

Die neuseeländische Firma Fonterra als Miteigentümer von Sanlu sprach am Montag von “Sabotage”. Sein Unternehmen habe bereits Anfang August von der Verunreinigung erfahren und Sanlu aufgefordert, das Pulver sofort vom Markt zu nehmen, sagte Fronterra-Chef Andrew Ferrier. Doch Sanlu habe sich an die chinesischen Regeln halten müssen. “Wir haben zusammen mit Sanlu alles getan, damit dass Produkt aus den Läden verschwindet”, beteuerte Ferrier.

Die neuseeländische Regierungschefin Helen Clark erklärte, ihre Regierung habe am 5. September von der Verunreinigung erfahren. Drei Tage später sei die chinesische Regierung informiert worden, nachdem lokale Behörden sich geweigert hätten zu reagieren. Das chinesische Gesundheitsministerium wies Vorwürfe zurück, die Behörden hätten zu spät reagiert.

Das Milchpulver war nach offiziellen chinesischen Angaben mit der Industriechemikalie Melamin verseucht, die eigentlich zur Herstellung von Plastik und Klebstoffen verwendet wird. Bauern und Milchbetriebe fügen das Pulver jedoch auch Milch hinzu, um betrügerisch den Proteingehalt zu erhöhen. Dies kann Nierensteine verursachen, die bei Babys normalerweise höchst selten vorkommen. Viele Frauen auf dem Land in China füttern ihre Babys mit Milchpulver, weil sie aufgrund als Wanderarbeiter ihre Kinder bei Verwandten zurücklassen und deshalb nicht stillen können. In China kommt es immer wieder zu Krankheits- und Todesfällen wegen mangelnder Produktsicherheit.

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