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Migrantenkinder an Österreichs Schulen im OECD-Vergleich eher leistungsschwach

Migranten an Österreichs Schulen sind eher schwer zu motivieren.
Migranten an Österreichs Schulen sind eher schwer zu motivieren. ©APA/DPA/FRANK RUMPENHORST
Laut der Sonderauswertung der PISA-Studie sind Migrantenkinder an Österreichs Schulen im OECD-Vergleich eher leistungsschwach und weniger motiviert. Allerdings fühlen sie sich sozial gut integriert.

Für die PISA-Studie 2015 wurden weltweit mehr als eine halbe Million 15-bis 16-jährige Schüler in 72 Ländern in den Disziplinen Lesen, Mathematik, Naturwissenschaften getestet, in Österreich waren es ca. 8.000. Außerdem mussten sie Kontextfragebögen unter anderem zu Themen wie Lernmotivation oder sozialen Faktoren beantworten. Für ihre Sonderauswertung hat die OECD nun die Daten für Migranten extra verglichen.

Demnach sind Migrantenkinder in Österreich vergleichsweise leistungsschwach: Der Anteil jener Jugendlicher mit ausländischen Wurzeln, die in allen drei Testgebieten mindestens grundlegende Kenntnisse aufweisen (Level 2 von insgesamt 6), liegt hierzulande bei 47 Prozent und damit signifikant unter dem OECD-Schnitt (54 Prozent) wie auch dem EU-Schnitt (55 Prozent). Zum Vergleich: In Kanada beträgt er 82 Prozent, in der Schweiz und den USA 58 Prozent, in Deutschland 57 Prozent.

Migrantenkinder in Österreich schwer motivierbar

Im OECD-Vergleich schwach ausgeprägt ist auch die Leistungsmotivation der Schüler mit Migrationshintergrund in Österreich: Insgesamt zählen 57 Prozent zur Gruppe der “Motivierten” – im OECD-Schnitt sind es 70 Prozent, im EU-Schnitt 66 Prozent. Besonders hoch ist die Motivation der Migranten in den angloamerikanischen Ländern mit Werten jeweils weit über 80 Prozent. Die migrantischen Schüler in Österreich könnten sich damit zwar ein Vorbild an ihren Kollegen in anderen Ländern nehmen, nicht aber an den “Einheimischen” in Österreich: Deren Motivation liegt nämlich noch niedriger (43 Prozent).

Positiv sticht Österreich bei sozialen Faktoren hervor: Demnach gaben 67 Prozent der Migranten an, sich in der Schule zugehörig zu fühlen (OECD-Schnitt: 60 Prozent, EU-Schnitt: 58 Prozent). Tendenziell über dem Schnitt liegt auch die Lebenszufriedenheit: In Österreich bewerteten 70 Prozent der Schüler mit ausländischen Wurzeln ihre Lebenszufriedenheit auf einer Skala von null bis zehn mit mindestens sieben (OECD: 67 Prozent, EU: 69 Prozent). Außerdem leiden Migranten an den österreichischen Schulen etwas seltener unter schulischen Versagensängsten als im OECD-Schnitt.

Migrantenanteil in Österreich von 31 Prozent

Für die Studie ebenfalls erhoben wurde der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund in den einzelnen Staaten. Als solche galten für die Auswertung anders als in anderen Untersuchungen Migrantenkinder erster Generation (nicht im Testland geboren, beide Eltern ebenfalls nicht im Testland geboren), zweiter Generation (bereits im Testland geboren, beide Eltern nicht im Testland geboren), “Rückkehrer-Kinder” (nicht im Testland geboren, aber mindestens ein Elternteil im Testland geboren) sowie Einheimische mit gemischter Herkunft (im Testland geboren, aber mindestens ein Elternteil nicht im Testland geboren).

Demnach kommt Österreich auf einen Migrantenanteil von 31 Prozent. Das liegt sowohl über dem EU-Schnitt (21 Prozent) als auch über dem OECD-Schnitt von 23 Prozent und in etwa auf dem Niveau von Deutschland (28 Prozent), Großbritannien (29 Prozent), Schweden (31 Prozent), USA (32 Prozent), Belgien (33 Prozent) und Irland (34 Prozent). Den EU-weit höchsten Wert weist Luxemburg auf (70 Prozent), die Schweiz kommt auf 52 Prozent, Australien auf 44 Prozent und Kanada auf 41 Prozent.

In Österreichs Schulen Hoher Anteil an Migrantenkinder erster Generation

Weiters auffällig: In Österreich gehört mit einem Viertel ein vergleichsweise hoher Prozentsatz der Ausländer an Schulen der Migrantengruppe erster Generation an (im Ausland geboren). Der OECD-Schnitt liegt bei 20 Prozent. 41 Prozent sind Migrantenkinder zweiter Generation (OECD: 25 Prozent), sechs Prozent sind “Rückkehrer-Kinder” (OECD: elf Prozent) und 29 Prozent Einheimische mit gemischter Herkunft (OECD: 44 Prozent).

Und: Der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund ist in Österreich zwischen 2003 und 2015 um zwölf Prozentpunkte gewachsen – im OECD-Schnitt waren es nur sechs Prozentpunkte (Deutschland: sieben Prozentpunkte). Außerdem gehört Österreich zu jenen Ländern, in denen die Unterschiede im sozioökonomischen Status zwischen Einheimischen und Zuwanderern wesentlich stärker sind als im OECD-Schnitt.

Faßmann sieht sich bestätigt

Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) sieht sich durch die Ergebnisse der PISA-Sonderauswertung zu Migranten an Schulen in seinem Kurs bestätigt. Der Bericht zeige, dass Schüler mit Migrationshintergrund schwächere Ergebnisse erzielen. “Die empfohlenen Maßnahmen, um dem entgegenzuwirken, decken sich mit unseren bildungspolitischen Vorhaben für die nächsten Jahre”, so Faßmann in einer Aussendung.

Als Beispiel nannten Faßmann und ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer etwa die Einrichtung der ab Herbst geplanten Deutschförderklassen. “Durch eine deutlich intensivere Sprachförderung als bisher, einen eigenen Lehrplan, standardisierte Testverfahren und die Möglichkeit des semesterweisen Übertritts sollen Schülerinnen und Schüler künftig treffsicherer gefördert werden”, betonte der Minister. “Integration funktioniert nicht durch Wegschauen und Verdrängen der Probleme. Die sprachlichen Defizite der Jugendlichen müssen frühzeitig erkannt und beseitigt werden, so bekommen sie eine echte Chance am Unterricht teilzunehmen”, meinte Nehammer in einer Stellungnahme.

Faßmann verwies außerdem auf die neue Möglichkeit, sozio-ökonomische Faktoren bei der Ressourcenvergabe an die Schulen heranzuziehen. “Damit sollen Schulen, die mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert sind, bedarfsgerecht unterstützt werden.”

APA/Red.

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