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Michael Mittermeier live im Wiener Globe: Anlachen gegen den Terror mit "Wild"

Michael Mittermeier wurde in Wien "wild"
Michael Mittermeier wurde in Wien "wild" ©Jan Frankl
Im gut gefüllten Globe in Wien gastierte am Mittwochabend der deutsche Comedian Michael Mittermeier mit einem so kurzweiligen wie nachdenklichen Programm rund um Terror, Selfie-Wahnsinn, Pokémon Go, Waffenkauf bei Walmart, YouTube-Phänomene und Star Wars. VIENNA.at hat sich "Wild" für Sie angesehen.
Michael Mittermeier in "Wild"
"Viel Surrealität in Österreich"

Michael Mittermeier ist wieder da – im Zuge der Tour mit seinem siebten großen Live-Programm “Wild” machte er am Mittwoch im Wiener Globe Station. Der bayrische Stand-up-Comedian, dem 1996 mit “Zapped” der Durchbruch gelang und der sich seitdem nicht nur in Deutschland und Österreich wachsender Beliebtheit erfeut, hatte den ganzen Abend über die Lacher auf seiner Seite – wobei er durchaus anspruchsvolle politische Themen ebensowenig scheute wie eine eingehende Erläuterung des ominösen “Götz-Zitats”.

Running Gags über Donald Trump und Co. im Globe Wien

Eine Masche, die in Sachen Comedy zuverlässig funktioniert, ist das Etablieren von Running Gags, die sich durch das ganze Programm ziehen und für Erheiterung sorgen. Darin erwies sich Mittermeier in Wien als wahrer Meister. “Bist du deppert” war nur einer der beherrschenden Sager des Abends. Unerschrocken griff der Comedian in “Wild” so manches tagesaktuelle heiße Eisen an – etwa Donald Trump und seinen Nazi-Deutschland-Vergleich (Mittermeier: “Jo, samma do scho in Nazi-Deitschland?!”). Ein weiterer denkwürdiger Sager über Trump: “I hob ka Problem, wenn der ins Puff geht. Schickts den Trump jeden Tog ins Puff, dann is er ausgeglichen, do homma mehr davon!”

Auch der aktuell Fremdschäm-Alarm auslösende FPÖ-Tirol-Sprecher Johann Überbacher und sein Video-Interview mit “Russia Today”, in dem dieser durch peinlich mangelhafte Englischkenntnisse auffiel, bekam bei Mittermeier den ganzen Abend über sein Fett weg – Stichwort “Wi hef a wefudschi Prroblem”. Im Zuge dessen plädierte der Comedian augenzwinkernd für eine Maulfessel für Politiker, die nach dem Vorbild von Fußfesseln funktioniere.

“Ösis” vs. “Piefke” – Dauerbrenner in Sachen Comedy

Ein dankbares Thema, wenn es um den ewigen Clinch zwischen Deutschen und “Ösis” geht, sind bekanntlich die kulturellen Unterschiede. Mittermeier brachte diese auf den Punkt mit Sagern wie “Bei euch ist eine Lücke erst mal wurscht und am Ende sagt ihr: Des geht si scho aus.” Auch aus dem Geheimnis hinter der als typisch Bayrisch bekannten und in Österreich nicht weniger geläufigen Begrüßungsformel “Grüß Gott” machte Mittermeier keinen Hehl – dies bedeute in Wahrheit eher wenig amikal “Geh sterben, du Sinnloser.”

Und hinter dem Begriff “Hausbesorger”, der in Deutschland nicht geläufig ist, vermutete Mittermeier Anrüchiges (“jemand, der es einem zuhause besorgt”), was bei jeder Erwähnung anhaltendes Gelächter nach sich zog. Auch bewies der Comedian wiederholt seine Kenntnis der Gegebenheiten in der Bundeshauptstadt – à la “In Simmering gibt’s kane Metaphern, nur den Zentralfriedhof.”

Wie “wild” ist die Welt? Mittermeier appelliert ans Gemeinsame

“Ist die Welt wilder geworden?” war die omnipräsente und durchaus nachdenklich stimmende Frage des Abends. In diesem Zusammenhang wurden nicht nur alte und neue Winnetou-Filme, das dicke Kinder zu mehr Bewegung motivierende Phänomen “Pokémon Go” und die österreichische Gesetzgebung gegen das Pograpschen erläutert. Auch die Gefährlichkeit tödlicher Selfies, österreichischer Keller und zu Sex-Spielen benutzter Coca Cola-Flaschen sowie Neonazis und “Jihadzis” wurden anekdotenreich abgehandelt, wobei der Comedian über deren Wahrheitsgehalt einräumte: “Fakten stimmen, Dialoge werden gepimpt.”

Das Lachen über all das wurde von Mittermeier dabei als durchaus heilsam und strategisch klug propagiert. Denn in Zeiten von sich häufenden Terror-Anschlägen sei es umso wichtiger, zusammenzuhalten, gemeinsam dagegenzustehen und sich die eigene Kultur nicht nehmen zu lassen. Humor sei etwas Universales, Lachen bedeute “Eigentlich samma gleich.”

Ausklang mit aktuell anmutender Ambros-Nummer

In diesem Sinne beschloss Mittermeier, der sich als großer Fan von Wolfgang Ambros outete, auch den Abend – mit einem “Schlussbild der Harmonie”, in dem er zur Gitarre griff und das durchaus aktuelle, wenn auch bereits 40 Jahre alte Lied “Minderheit” der Austropop-Legende zum Besten gab. “Servus! Seid’s guat zuanonda”, so Mittermeiers abschließender Appell an das Wiener Publikum.

Das Programm “Wild” ist bereits auf DVD erschienen. Ebenfalls seit Kurzem erhältlich: Das Buch “Die Welt für Anfänger”.

Weitere Termine, Michael Mittermeier mit “Wild” live zu erleben, sind die Folgenden:

13.01.2017 (Restkarten), 31.05. und 01.06.2017 * Wien, Globe Wien
09.11.2017 * Bregenz, Festspielhaus
29.11.2017 * Klagenfurt, Messe-Arena
01.12.2017 * Innsbruck, Congress – Saal Tirol

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