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Merkel sieht Anzeichen für Verschärfung von Euro-Krise

Börsen auf Talfahrt.
Börsen auf Talfahrt. ©EPA
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat angesichts der wirtschaftlichen Schwächetendenzen vor einem Wiederaufflammen der Euro-Krise gewarnt. "Die Krise ist noch nicht dauerhaft, noch nicht nachhaltig überwunden", sagte Merkel am Donnerstag in einer Regierungserklärung zum anstehenden Asem-Gipfel Europas und Asiens.

Es gelte, Wachstum, Beschäftigung und Reformen bei solider Haushaltsführung zu stärken. Dabei müssten alle EU-Mitgliedsländer die Stabilitätsregeln erfüllen. Mit Blick auf die Krisen um die Ukraine, den Nahen Osten und die Ebola-Seuche gelte: nur ein starkes, einiges Europa könne diese Herausforderungen bewältigen.

“Wir müssen Europa zu neuer Stärke führen”, forderte Merkel. Darauf müsse die EU ihre Ressourcen konzentrieren. Was den richtigen Kurs angehe, zeige Deutschland, dass Wachstum, Investitionen und ein Konsolidierungskurs bei der Haushaltsführung einhergehen könnten. Merkel unterstrich die Notwendigkeit weiterer Strukturreformen in Europa. Sie betonte aber auch, dass angesichts des schwachen Wachstums mehr Investitionen in Europa nötig seien, auch mit der Mobilisierung privaten Kapitals.

Mit Blick auf die Debatte um mehr Flexibilität bei der Auslegung der europäischen Stabilitätsregeln unterstrich Merkel: “Alle, ich betone an dieser Stelle noch einmal alle, Mitgliedsstaaten müssen die gestärkten Regeln des gestärkten Stabilitäts- und Wachstumspakts voll respektieren.” Derzeit erfüllt vor allem Frankreich die Ziele zur Reduzierung seines Staatsdefizits nicht.

Deutsche Exporte brechen ein

Rückschlag für Deutschlands Exporteure nach dem Rekordmonat Juli: Im August brachen die Ausfuhren zum Vormonat um 5,8 Prozent ein, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Das ist der stärkste Rückgang seit gut fünfeinhalb Jahren: Im Jänner 2009 war der Außenhandel wegen der weltweiten Wirtschaftskrise weggebrochen mit damals 7,1 Prozent Exportminus. Der Außenhandelsverband BGA stimmt die Unternehmen auf weiterhin schwere Zeiten ein. Die globalen Krisenherde schürten die Verunsicherung.

Die Wiesbadener Statistiker führten den deutlichen Rückgang im August auch auf die späte Lage der Sommerferien in vielen Bundesländern zurück: “In einigen Ländern waren den ganzen August über Ferien, da kann es durchaus sein, dass wegen Betriebsferien oder urlaubsbedingt weniger produziert wird”, erklärte ein Statistiker.

Ähnlich argumentierte der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA): “Nach einem Rekordergebnis noch im Vormonat hat der Außenhandel wenig überraschend im August eine Sommerpause eingelegt”, ließ Verbandspräsident Anton F. Börner mitteilen.

Im Juli hatten heimische Unternehmen Waren im Gesamtwert von 101,1 Mrd. Euro ins Ausland geliefert – das war der höchste bisher gemeldete Monatswert. Die Exporte zogen im Vergleich zum Juli 2013 um 8,6 Prozent an, im Vergleich zum Vormonat waren es 4,8 Prozent Plus.

Für den August 2014 errechneten die Statistiker nach vorläufigen Zahlen nun einen Gesamtwert der deutschen Ausfuhren von 84,1 Mrd. Euro. Das waren 1,0 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Krisenherde setzen zu

“Das Zusammentreffen gleich mehrerer Krisenherde ist Sand im Getriebe einer prinzipiell auf Wachstum gepolten Weltwirtschaft”, kommentierte BGA-Präsident Börner. “Dies führt zu einer nachhaltigen Verunsicherung auf den Märkten und dementsprechend auch zu einem Ausbleiben von notwendigen Investitionen.” Der jüngste Einbruch bei den Auftragseingängen lasse erwarten, “dass diese Belastungen auch in der zweiten Jahreshälfte ihre Spuren im Außenhandel hinterlassen werden”, warnte Börner.

Die Außenhandelsbilanz – der Saldo aus Exporten und Importen – schloss im August mit einem Überschuss von 14,1 Mrd. Euro ab. Ein Jahr zuvor hatte der Saldo 13,3 Mrd. Euro betragen.

DAX und ATX tiefrot, Sorge um Ölpreis

Auch an den Börsen setzt sich die Talfahrt fort: Der deutsche Leitindex DAX krachte am Donnerstag zeitweise unter die 8.400-Punkte Marke, der österreichische ATX schmolz  auf 2.016 Punkte zusammen – verglichen mit über 2.500 noch im Juli. An den Börsen herrscht nackte Panik. Offenbar schwindet bei den Anlegern auch das Vertrauen in die Fähigkeiten der Europäischen Zentralbank, die Teuerungsrate stabil bei zwei Prozent zu halten. Aber auch der Verfall beim Ölpreis könnte ein Abflauen der globalen Wirtschaft andeuten, wenngleich viele Experten einwenden, dieser Schluss komme noch zu verfrüht.

(APA/Red.)

 

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