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Holzbox mit Aussicht

Holzhaus Angesichts der mächtigen Kanisfluh nimmt sich das Haus Simma sehr bescheiden aus.
Holzhaus Angesichts der mächtigen Kanisfluh nimmt sich das Haus Simma sehr bescheiden aus.
Mellau. Während der Wintermonate leitet David Simma die Skischule von Mellau, im Sommer arbeitet er als Zimmerer. Dass das Haus, das er für sich und seine Familie bauen wollte, ein Holzhaus werden wird, lag da auf der Hand.
Haus Simma in Mellau

Wobei es David Simmas Ehrgeiz war, sein Haus mit der Hilfe von einer Handvoll Arbeitskollegen praktisch eigenhändig zu bauen. Den Entwurf dazu ließ er sich allerdings vom Reuthener Architekten Bernd Frick maßschneidern. Dem 550 Quadratmeter großen, schmal-rechteckigen Grundstück angepasst, ist auch der Grundriss des 198-Quadratmeter-Hauses lang und schmal. Richtung Westen öffnet es sich durch ein großes Panoramafenster bzw. eine in den Baukörper hineingezogene Terrasse zu einer riesigen sumpfigen Wiese, die nicht nur den unschätzbaren Vorteil hat, dass auf ihr nichts gebaut werden darf, dafür aber im Wandel der Jahreszeiten ein wunderbares Farbenspiel entfaltet.

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1_4 ©Einschnitte Richtung Süden öffnet sich das Haus Simma durch ein markantes durchgehendes Fensterband im ersten Obergeschoß. Aus dem Baukörper herausgeschnitten sind Terrassen im Erd- und Obergeschoß sowie der überdachte Eingang.

Dieses Fenster ist auch der Lieblingsplatz der zweijährigen Rosa, die sich hier ihren Indoor-Spielplatz eingerichtet hat. Im rund 60 Quadratmeter großen Wohn- und Esszimmer, in das auch die komplett weiße Küche integriert ist. Als Raumteiler fungiert ein mittig gesetzter Ofen, der mit sandfarbenem spanischem Kalkstein verkleidet ist.

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2_1_DSC_5794_DXO1 ©Als behagliche Wärme verströmender Raumteiler ist mittig im rund 60 Quadratmeter großen Wohn- und Essraum ein Ofen gesetzt, der mit Platten aus sand-farbigem spanischem Sandstein verkleidet ist.

Die Autos der Familie Simma verschwinden hinter einem praktisch unsichtbaren Kipptor in der straßenseitigen Schmalseite des Hauses. Rechts neben dem angenehm zurückversetzten Eingang, der sich hinter einer gläsernen Tür in einem geräumigen Vorraum inklusive Garderobe fortsetzt. Denn dass in ihrem neuen Haus alles praktisch und funktionell sein sollte, war der Bauherrin sehr wichtig. Was sich etwa in großzügigen Abstellräumen äußert, die direkt zwischen Garage und Küche liegen oder in der Waschküche, die im ersten Obergeschoß eingerichtet ist. Auf architektonische Extravaganzen wurde dagegen ganz bewusst komplett verzichtet, sieht man vielleicht von den in den Rand der weißen Decken integrierten Lichtbänder ab, die die nur 2,30 Meter hohen Räume angenehm indirekt beleuchten.

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Corrected by Zoli ©Teil des Wohnraumes ist auch die ganz weiße Küche. Im Gegensatz zu den Böden aus Eichenparkett und den mit Weißtanne getäferten Wänden ist die Decke in den 2,30 Meter hohen Räumen weiß gestrichen.

Die Bodenplatte, auf der das Haus Simma steht, ist betoniert, der Rest ist komplett aus Holz. In kurzer Bauzeit errichtet aus vorgefertigten Modulen. Dass sie perfekt mit ökologischen Materialien gedämmt sind, war ein großes Anliegen des Bauherrn. Außer den Böden, auf denen geölte Eichenparkette liegen, war die heimische Weißtanne der Baustoff der Wahl.

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Corrected by Zoli ©Die Schlafzimmer bzw. das Büro des Bauherrn im Obergeschoß wird durch einen langen und breiten Gang erschlossen. Die Türen sind bündig in die hölzernen Wände hineingeschnitten.

Aus ihrem Holz sind die Innenwände mit rund acht Zentimeter breiten Brettern horizontal verkleidet, die Fassaden sind mit bereits schön vergrauter Weißtanne verschindelt. Die Türen sind elegant bündig in die Wände eingelassen, auch im ersten Obergeschoß, wo von einem breiten Gang aus die Kinderzimmer, das Büro des Hausherrn und das Schlafzimmer von ihm und seiner Frau betreten werden. Das Bad für die Eltern ist wie das für die Kinder ganz weiß, ihre Böden sind mit dunklem Feinsteinzeug belegt.

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Corrected by Zoli ©Eine gute Aussicht hat man auch vom Bad aus. Hier dominiert die Farbe Weiß, nur die Böden sind mit dunkelbraunen Platten aus Feinsteinzeug belegt.

Von außen gibt sich das Haus Simma emanzipiert bregenzerwälderisch. Nicht nur durch seine Schindelhaut, sondern auch durch sein Satteldach und die markant die Fassaden strukturierenden durchgehenden Fensterbänder.

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1_1 ©Das nicht unterkellerte, auf einer Betonplatte stehende Holzhaus ist wie die meisten Häuser rundum mit Weißtanne verschindelt, die bereits schön vergraut ist.

Text: Edit Schlocker | Fotos: Wolfgang Schlocker und Lukas Lässer

Daten und Fakten

Objekt: Haus Simma, Einfamilienhaus in Mellau
Eigentümer/ Bauleute: Katharina und David Simma
Architektur: Frick Architekt ZT GmbH, Reuthe, DI Bernd Frick, Mitarbeit: Lukas Lässer, www.frick-architekt.com
Ingenieure/ Fachplaner: Bauphysik: DI Günter Meusburger GmbH, Schwarzenberg
Planung: Ende 2009–Herbst 2010
Ausführung: Herbst 2010–Sommer 2011
Grundstücksgröße: 550 m²
Wohnnutzfläche: 198 m²
Bauweise: kein Keller, Boden- bzw. Fundamentplatte in Beton, Erd- und Obergeschoß in Holzelementbauweise: Außenwände: innen Weißtannentäfer naturbelassen, Holzlattung, Dampfbremse, Holzelement mit Holzflexdämmung 16 cm und beidseitiger Rauspundschalung, Holzlattung mit Holzflexdämmung 12 cm, Winddichtpapier, Hinterlüftungslattung, Holzschalung, Holzschindeln (Weißtanne naturbelassen); Zwischengeschoßdecke: Eichenparkett geölt, Ziegel mit Heizschlangen, Trittschalldämmplatte, Kiesschüttung, Massivholzdielendecke 18 cm, Lattung, Gipskartonplatten; Dachgiebel als Kaltraum – oberste Geschoßdecke gedämmt ausgeführt; Dacheindeckung: Eternit Rechteckdeckung; Fenster: 3-fach-Verglasung in Weißtanne; Fußbodenheizung mittels Erdwärmepumpe
Besonderheiten: Verwendung ökologischer Baumaterialien (z. B. Rauspunschalung und Holzflexdämmung in Außenwänden); Holzelementbau und gesamter Innenausbau in Eigenregie Ausführung: Baumeister: Hoisl Bau GmbH, Au; Hagspiel Fensterbau, Doren; Möbel: Tischlerei Herbert Feuerstein, Bizau und Tischlerei Geser, Andelsbuch; Heizung: Steurer Installationen GmbH, Andelsbuch; Albrecht Elektro- technik, Mellau; Ofenbau Voppbichler, Egg; Malerei Rüf GmbH, Mellau; Estrich und Erdwärmebohrung: Vigl & Strolz GmbH, Schoppernau
Energiekennwert: 43 kWh/m² im Jahr

Quelle: Leben&Wohnen – die Immobilienbeilage der “Vorarlberger Nachrichten”

Für den Inhalt verantwortlich:
vai Vorarlberger Architektur Institut
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