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Meinungsumfrage: Mehrheit befürwortet Kasernen, Zelte polarisieren

Die Zelte spalten die Meinung der Nation
Die Zelte spalten die Meinung der Nation
Die Mehrheit der Österreicher findet, dass die aktuell heiß diskutierte Unterbringung von Flüchtlingen nicht an den Möglichkeiten scheitert, sondern am Management und der Organisation. Das geht aus einer aktuellen IFES-Umfrage hervor. Dass Flüchtlinge in Zelten schlafen müssen, spaltet stark: 45 Prozent halten das für eine Schande, 32 Prozent hingegen nicht.

Das Institut für empirische Sozialforschung IFES hat vergangene Woche anlässlich seines 50-jährigen Jubiläums 1.000 Personen telefonisch befragt, “was Österreich bewegt”. An der Spitze jener Themen, mit denen sich die Regierung aus Sicht der Bevölkerung jetzt verstärkt beschäftigen sollte, stehen Arbeitslosigkeit und Bildung – je 91 Prozent ist das “sehr wichtig” oder “wichtig”. Hoch im Kurs steht auch die Lösung der Flüchtlingsfrage auf EU-Ebene (84 Prozent), die Frage der Unterbringung von Asylwerbern zu klären, finden 71 Prozent wichtig.

Zwei Drittel der Österreicher für Öffnung der Kasernen

Dabei sind 61 Prozent der Meinung, dass es an der Organisation und nicht an den Möglichkeiten scheitert. Die Idee, Flüchtlinge in Kasernen unterzubringen, finden über zwei Drittel (69 Prozent) gut und nur 17 Prozent schlecht. 57 Prozent wollen, dass die anderen EU-Länder mehr Asylwerber aufnehmen, damit weniger nach Österreich kommen (23 Prozent sehen das neutral, 16 Prozent stimmen der Aussage nicht zu).

Gespalten ist die Bevölkerung auch bezüglich der Aussage, es sei für eine kleine Gemeinde nicht zumutbar, Flüchtlinge auszunehmen: Ein Drittel stimmt dem zu, ein knappes Viertel (24 Prozent) sieht es neutral und 41 Prozent lehnen diese Ansicht ab. Die Ankündigung von Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP), Dublin-Verfahren zu priorisieren und damit neue Asylanträge auf die lange Bank zu schieben, findet die Hälfte der Befragten nicht sinnvoll, 44 Prozent schon. Starke Unterschiede in den Ansichten zeigten sich laut Projektleiterin Eva Zeglovits vor allem beim Alter, wie sie bei einer Pressekonferenz erklärte: Jüngere seien eher pro Flüchtlinge, Ältere skeptischer.

FPÖ profitiert von Asyl-Thematik am meisten

Das Thema Asyl nützt laut den Meinungsforschern derzeit der FPÖ, die in der Sonntagsfrage mit 27 Prozent auf Platz Eins liegt. Es folgen SPÖ mit 24 und ÖVP mit 23 Prozent. Die Grünen kommen auf 16 Prozent, die NEOS auf nur mehr vier und die anderen Parteien gesammelt auf fünf Prozent. Auffallend laut Zeglovits ist, dass sich jeder Dritte nicht deklarieren will – ein Zeichen von Verunsicherung.

Währenddessen hat die Initiative “Gegen Unrecht” am Dienstag der Regierung ihre knapp 55.000 gesammelten Unterschriften für “mehr Menschlichkeit” in der Flüchtlingspolitik übergeben. Die Staatssekretäre Sonja Steßl (SPÖ) und Harald Mahrer (ÖVP) nahmen sie von Vertretern von Caritas, Rotes Kreuz, Diakonie, Amnesty International und SOS Kinderdorf entgegen.

Werner Kerschbaum (Generalsekretär Rotes Kreuz), Staatssekretärin Sonja Steßl (SPÖ), Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) und Bernd Wachter (Generalsekretär Caritas) /APA/BKA/Wenzel
Werner Kerschbaum (Generalsekretär Rotes Kreuz), Staatssekretärin Sonja Steßl (SPÖ), Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) und Bernd Wachter (Generalsekretär Caritas) /APA/BKA/Wenzel ©Werner Kerschbaum (Generalsekretär Rotes Kreuz), Staatssekretärin Sonja Steßl (SPÖ), Staatssekretär Harald Mahrer (ÖVP) und Bernd Wachter (Generalsekretär Caritas) /APA/BKA/Wenzel

Mehr Menschlichkeit in der Politik

Steßl und Mahrer richteten dabei ihren Dank an die Zivilgesellschaft “für dieses deutliche Zeichen und für die Unterstützung”. Die Staatssekretärin ergänzte: “In Zeiten wie diesen, in denen manche Politiker glauben, sie müssen aus unfassbarem Leid politisches Kleingeld schlagen, ist es umso wichtiger, sich für mehr Menschlichkeit in der Politik einzusetzen.”

Ziel der Initiative, die angesichts der Flüchtlingstragödien im Mittelmeer gegründet wurde, ist, “der Bundesregierung Mut und Sicherheit für ihre Entscheidungen zusprechen”, wie im Vorfeld erklärt wurde. Stolz ist man auch auf prominente Unterstützer wie etwa Josef Hader, Julya Rabinowich, Josef Pröll, Willibald Cernko, Freda Meissner-Blau oder Andreas Treichl.

(APA)

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