Mit dieser Ausgangslage hätte der franko-schweizer Stop-Motion-Film von Regisseur Claude Barras ein düsteres Sozialdrama werden können. Doch das Gegenteil ist der Fall. “Mein Leben als Zucchini” – basierend auf Gilles Paris’ Roman “Autobiografie einer Pflaume”- strahlt vor warmen Farben und menschlicher Wärme. Dabei können die im Original nur 25 Zentimeter hohen Figuren mangels ausgefeilter Mimik eigentlich kaum Emotionen vermitteln. Diese entsteht im Auge des Betrachters, in den eigenen Projektionen, während er die Lebensreise des kleinen Zucchini mitverfolgt.
Mein Leben als Zucchini – Die Handlung
Nach dem Tod seiner Mutter trifft er auf den sympathischen Polizisten Raymond, der den kleinen Burschen ins Heim von Madam Papineau bringt. Hier findet Zucchini nach anfänglichem Kräftemessen mit dem forschen Simon bald seinen Platz in der Gruppe. Jedes der Kinder hat sein eigenes Schicksal zu tragen, sei es die schüchterne Alice, die von ihrem Vater offensichtlich missbraucht wurde, oder Beatrice, deren Mutter nach Afrika abgeschoben wurde. Diesen Charakteren nähert sich “Mein Leben als Zucchini” behutsam und doch ohne falsche Scheu. Die Schicksalsschläge der Kinder werden nicht negiert und doch durch Freundschaft und Zusammenhalt aufgefangen. Schließlich stößt eines Tages die patente Camille zur Freundestruppe dazu. Allerdings droht deren mitleidslose, geldgeile Tante, die Kleine zu sich zu nehmen, um das Pflegegeld zu kassieren. So müssen die Heimkinder aktiv werden, um ihre Freundin zu retten. Schließlich ist Zucchini doch auch verliebt in die Neue.
Mein Leben als Zucchini – Die Kritik
Stilistisch wirkt “Mein Leben als Zucchini” gleichsam aus der Zeit gefallen und deshalb zeitlos. Nach nur 66 Minuten entlässt Barras große wie kleine Zuschauer mit einem Lächeln aus dem Kino. Dies erreicht er nicht mit süßlichem Kinderheimkitsch oder einer Überdramatisierung, sondern dank eines ehrlichen, warmherzigen Zugangs an seine Protagonisten, wenn diese auch nur aus ein paar Gramm Latexschaum, Kunstharz und Silikon bestehen. Die poetische Grundstimmung unterfüttert nicht zuletzt die sanfte Musik von Sophie Hunger, die für den Soundtrack verantwortlich zeichnet. Und dass die Geschichte von Zucchini auch kulturübergreifend funktioniert, zeigt der Siegeslauf bei Festivals und Preisgalas, den das Werk bereits hinter sich hat. Den Europäischen Filmpreis 2016 für den besten Animationsfilm hat man schon in der Tasche. Und am 26. Februar hat “Mein Leben als Zucchini” die Chance auf einen Oscar als bester animierter Spielfilm.
(APA)
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