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Massive Vorwürfe gegen FC-Lustenau-Präsident Sperger

Dieter Sperger wird von einem anonymen Anzeiger Betrug vorgeworfen.
Dieter Sperger wird von einem anonymen Anzeiger Betrug vorgeworfen. ©Neue/Hartinger
Am 27. Juni ist bei der Staatsanwaltschaft Graz eine Anzeige gegen FC-Präsident Sperger eingegangen. Demnach soll er beim Lizenzierungsverfahren betrogen haben.
FC Lustenau kommt schwer zur Ruhe

Als der FC Lustenau am 30. April in erster Instanz die Lizenz erhielt, war der Jubel bei den Blau-Weißen und die Verwunderung bei vielen Außenstehenden groß. Denn dass der FC nach wie vor mit teils massiven finanziellen Engpässen zu kämpfen hat, ist allseits bekannt und wurde zuletzt durch das monatelange Ausbleiben der Gehaltszahlungen an die Spieler aufs Neue bestätigt. Die Verwunderung über die erteilte Spielerlaubnis war auch deshalb so groß, weil später dem LASK selbst vor dem ständig neutralen Schiedsgericht die Lizenz verweigert wurde. FC-Präsident Dieter Sperger zeigte sich nach der letztinstanzlichen Lizenzverweigerung für den LASK wenig überrascht und betonte: „Der LASK hatte in den letzten drei, vier Jahren immer wieder Probleme, erhielt die Lizenz meist in zweiter Instanz.” Nur, das erging auch dem FC Lustenau so.

Anonyme Anzeige

Wie also war es dem FC gelungen, für die Saison 2012/13 auf Anhieb die Spiel­erlaubnis zu bekommen – wo doch offensichtlich selbst die Saison 2011/12 nicht ausfinanziert war? Die Gerüchteküche brodelt seit Wochen. Erst recht seit dem plötzlichen, für Insider aber wenig überraschenden Rücktritt von FC-Manager Bernhard Erkinger. Der Vorwurf, der seit Wochen die Runde macht: Beim FC soll Geld im Kreis geflossen sein. Mittlerweile ist eine anonyme Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Graz eingelangt – also dort, wo der in der Relegation gescheiterte GAK beheimatet ist. Uns liegt die Anzeige vor. Darin heißt es: „Konkret soll Mag. Dieter Sperger, Präsident des FC Lustenau, über die vom Verein Lustenau zur Ausarbeitung der Lizenzierungsunterlagen beauftragte Wirtschaftsprüfungskanzlei aufgefordert worden sein, 300.000 Euro in den Verein einzubezahlen, ansonsten wäre der Verein nicht in der Lage, wirtschaftlich den Spielbetrieb in der Erste Liga aufrecht zu erhalten … Mag. Dieter Sperger habe nun in weiterer Folge 300.000 Euro vom Vereinskonto behoben – angeblich zuvor erhaltenes Fernsehgeld –, es auf ein anderes Bankkonto eingezahlt, diese Einzahlung als Sponsorenbeitrag seiner Firma deklariert und dieses Geld wiederum auf das Vereinskonto einbezahlt. Die Wirtschaftskanzlei sollte im Glauben sein, dass nunmehr der Verein über weitere 300.000 Euro verfügt und hat offenbar auf dieser Basis die Lizenzunterlagen erstellt und eingereicht, mit der Folge der Lizenzerteilung. Dem Verein wäre ohne diesen Vorgang die Lizenz nicht erteilt worden.“

Intransparente Geschäfte

Die NEUE am Sonntag weiß: Dieter Sperger vermutet, dass Bernhard Erkinger dem GAK Informationen zugespielt hat. Der Anwalt des Grazer Klubs hat dies auf Nachfrage verneint, jedoch keine weiteren Angaben zur Identität des Anzeigenstellers gemacht. Inzwischen hat der Anwalt von Bernhard Erkinger dem FC Lustenau eine Unterlassungsaufforderung zukommen lassen:

„Meinem Mandanten wurde zugetragen, dass Sie behaupten sollen, mein Mandant wäre der geheime Informant für den Fußballverein GAK und hätte der Fußballverein GAK ausgehend von diesen zugekommenen Informationen die Sachverhaltsdarstellung bei der Behörde überreicht. Ich kann Ihnen hiermit versichern, dass mein Mandant noch nie mit dem Fußballverein GAK Kontakt hatte und auch keine internen Informationen an Dritte Personen weitergegeben hat … Ich fordere Sie deshalb auf, derartige rufschädigende Äußerungen ab sofort zu unterlassen, widrigenfalls mein Mandant gezwungen wäre, unverzüglich rechtliche Schritte zu setzen.”

Dieter Sperger hat bislang weder auf dieses noch die anderen Schreiben von Erkingers Anwalt reagiert. FC-Beirat Omer Rehman, der das oben zitierte Schreiben ebenfalls erhielt und zum Beispiel bei der Entlassung von Ex-Trainer Hans Kogler anwesend war, ließ dagegen prompt wissen, dass er keine Funktion beim Verein und mit all dem nichts zu tun habe.

Irreführung wäre möglich

Ex-Manager Erkinger war jedenfalls nicht in den Lizenzierungsvorgang involviert und verfügt daher nicht über ein solches Detailwissen, das der Anzeigensteller zumindest vorgibt zu haben. Erkingers Anwalt betont: „Mein Mandant hat mich aber davon informiert, dass beim FC Lustenau nicht nachvollziehbare und untransparente Geschäftsabläufe erfolgt sind. Es gibt Verdachtsmomente. Sollte sich eine Behörde bei ihm melden, habe ich ihm empfohlen, zu kooperieren.“

Theoretisch ist es einem Verein beim Lizenzierungsverfahren durchaus möglich, unrichtige Angaben zu machen – weil in der Regel als Bestätigung für Sponsoren-Zahlungen zunächst vom Sponsor gezeichnete Vereinbarungen ausreichen. Und im konkreten Fall ist Sperger nicht nur Präsident beim FC, sondern auch Geschäftsführer bei Hauptsponsor Prometheus. Klar ist aber auch: Solch eine Handhabe wäre Betrug, selbst wenn ein Verein später eine Sponsorenzahlung in gleicher oder gar höherer Summe auftreiben würde. Denn der Klub hätte durch die Falschangabe Zeit bei der Sponsorensuche gewonnen und sich so einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Wie wir in Erfahrung brachten, wird der Bundesliga-Senat in den nächsten Tagen eine Geheimsitzung einberufen, um die Faktenlage zu prüfen und über die weitere Vorgehensweise zu beraten.

Fakt ist: Der Verein hat nach der Lizenzerteilung die Gehaltszahlungen wochenlang eingestellt. Fakt ist auch, dass Bernhard Erkinger am 17. Juni und damit nur 169 Tage nach seinem Amtsantritt seinen sofortigen Rücktritt erklärte und die Begründung zwei Tage später nachlieferte: „Diverse Entscheidungen beim Traditionsverein kann ich nicht länger mittragen und beende meine Tätigkeiten nach sechs Monaten.” Die Klubführung hat den Rücktritt nie kommentiert. Erkingers Entschluss resultierte nicht nur auf seinen Verdachtsmomenten, sondern auch aus ausstehenden Gehaltszahlungen und einem Richtungsstreit. Während der Manager wieder verstärkt auf Spieler aus der Region, genauer aus Vorarlberg und Tirol, setzen wollte, wollte Damir Canadi den eingeschlagenen Weg mit ihm bekannten Spielern aus dem Wiener Raum fortsetzen und weiter forcieren. Canadis Vertragsverlängerung wiederum war so wie die Lizenzierung ein Alleingang von Sperger.

Erste Liga beginnt am 20. Juli

Doch was droht dem FC, falls sich die Vorwürfe bestätigen sollten? Überraschenderweise wenig. Die Liga kann es sich nicht erlauben, nur mit neun Teams in die Meisterschaft zu gehen. Und dass der GAK der automatische Nachrücker wäre, nur weil die Grazer in der Relegation angetreten sind, ist keineswegs gesichert. Was, wenn die ebenfalls in der Relegation gescheiterte WSG Wattens Ansprüche erhebt? Es bliebe kaum Zeit zur Klärung, denn die Meisterschaft beginnt bereits in weniger als zwei Wochen: am 20. Juli. Wahrscheinlicher als ein FC-Zwangsabstieg wäre, dass der GAK finanziell entschädigt würde. Auch Altach erhielt in der vergangenen Saison eine stattliche Ausgleichszahlung von der Bundesliga, als die Rheindörfler Ungereimtheiten beim Lizenzierungsverfahren von Bundesliga-Aufsteiger Admira anprangerten.

Dieter Sperger war übrigens für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Gegenüber der Austria Presse Agentur meinte er am 29. Juni, die Anzeige sei eine Farce. Er mache sich darüber weiter keine Gedanken, die Lizenzierung sei jedenfalls „korrekt abgelaufen“. Es gilt die Unschuldsvermutung.

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