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Marie Curie - Kritik und Trailer zum Film

Sie war die erste Frau, die je einen Nobelpreis verliehen bekam und die erste, die an der Pariser Sorbonne einen Lehrstuhl innehatte. Darauf folgte sogar noch ein zweiter Nobelpreis: Marie Curie (1867-1934) war eine Ausnahmewissenschafterin und zugleich eine Vorkämpferin für die Gleichberechtigung. Marie Noelle versucht in ihrem gleichnamigen filmischen Porträt dieser Frau hinter der Ikone näherzukommen.

Es ist selbst nach heutigen Standards eine ungewöhnliche Ehe, die Pierre und Marie Curie führten: einander begehrend und respektierend, ausnahmslos gleichberechtigt – auch in ihrer wissenschaftlichen Arbeit. Voller Stolz und Zuneigung schwärmt Pierre von Marie als Wissenschafterin: “Den Nobelpreis bekommen nur Männer, mit Ausnahme deiner Mutter. Sie ist die erste Nobelpreisträgerin der Welt.”

Marie Curie: Die Handlung

Regisseurin Marie Noelle versucht sich in dem Drama “Marie Curie” (ab Freitag im Kino) nun der Frau hinter der herausragenden Wissenschafterin (1867-1934) zu nähern. Es sind schöne, fast romantische Bilder, die Filmemacherin Noelle als Kulisse wählt. Sie zeigt historische Paris-Fotos vom Anfang des vergangenen Jahrhunderts, ein romantischer Garten inmitten der Stadt, ein helles, freundliches Haus. Später ein lichtdurchflutetes und dabei immer ein wenig dunkles Appartement für die Zeit mit ihrem Liebhaber – und vor allem das Labor in einem Pariser Hinterhof. Jenem zugigen und undichten Labor, in dem Pierre (Charles Berling) und Marie (Karolina Gruszka) Tag und Nacht forschen – und doch noch Zeit für ein Familienleben finden.

Es scheint das vollkommene Glück, insbesondere als das Paar und damit Marie als erste Frau überhaupt im Jahr 1903 den Nobelpreis für Physik erhält. Schon da sieht sie sich Vorbehalten und Argwohn in der von Männern dominierten Welt ausgesetzt. Wenig später, Marie ist Mitte 30 und Mutter zweier Kinder, verliert sie Pierre durch einen tragischen Unfall. Trotz großer Zweifel, Verzagtheit und vieler Rückschläge verfolgt sie ihre Forschung weiter, erhält schon einige Jahre später als erste Frau einen Lehrstuhl an der Sorbonne und im Jahr 1911 den Nobelpreis für Chemie. Soweit die wissenschaftliche Laufbahn der Frau, die die Radioaktivität entdeckte und damit maßgeblich zur Entwicklung der Strahlentherapie beitrug.

Marie Curie: Die Kritik

Natürlich erzählt Noelle in ihrer filmischen Biografie auch diese Geschichte, wobei sie rücksichtsvoll für ein großes Publikum allzu komplizierte physikalische und chemische Erklärungen ausspart. Sie versucht jedoch auch, Marie Curie als Mutter, Ehefrau und Geliebte zu beschreiben, als eine Frau, die sich täglich unter Männern behaupten muss und doch unbeirrt, mal stoisch, mal fast störrisch ihren Weg geht. Ihre Affäre mit dem jüngeren und vor allem verheirateten Wissenschafter Paul Langevin bietet dafür ausreichend Stoff und ist zugleich die Schwäche dieses Porträts.

Anfänglich fühlen sich die Zuschauer fast erlöst, als Marie endlich ihre Gefühle zulässt und ein Leben jenseits der Wissenschaft führt, so verbissen scheint sie nach dem Tod ihres Mannes gearbeitet zu haben. Doch ganz jenseits der Wissenschaft ist diese Beziehung zu dem Wissenschafter und Freund der Familie dann doch nicht. Ist es das gemeinsame Interesse, das die beiden verbindet? Ist es die Liebe oder ist es beides? Noelle findet darauf keine Antwort, wirft stattdessen noch mehr Fragen auf und lässt Ungereimtheiten zu. Stattdessen verlässt sie sich auf die schönen Bilder, dramatische Musik und den Reiz der Geschichte selbst.

Ob freiwillig oder unfreiwillig, in der Beziehung zu Paul skizziert der Film Curie als eine Frau voller Widersprüche, die bei aller Verletzlichkeit doch stur ihren Weg geht ohne Rücksicht auf sich oder andere: Sie, die um Anerkennung als Frau ringt, lässt zu, dass ihr Liebhaber die eigene Frau aufs Böseste demütigt und zur reinen Mutter und Hausfrau degradiert. Das hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack, auch wenn Curie mit vielen ihrer Taten und Reaktionen im Kampf für die Gleichberechtigung den höchsten Respekt verdient. “Marie Curie” ist so ein hübsch anzusehendes Porträt, das jedoch an seinem eigenen Anspruch scheitert, die Frau hinter der Ikone zu zeigen.

(APA/Red)

 

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