Die US-Diva ist außerdem eine Meisterin im Zeitschinden: Nur eine gute Stunde stand sie während der ohnehin bloß 85 Minuten dauernden Show selbst auf der Bühne.
13 Jahre war die 46-Jährige nicht in Wien aufgetreten – und dann kam sie bei ihrer Rückkehr auch noch 20 Minuten verspätet in den erschreckend spärlich gefüllten Saal. Nur 3.500 treue Fans konnten sich überwinden, für ein Ticket tief in die Tasche zu greifen: Mindestens 100 Euro kostete der Zutritt zur “Sweet Sweet Fantasy Tour”. Die oberen Ränge blieben mit Vorhängen abgedeckt, auf dem bestuhlten Parkett hätte noch einige Sessel mehr Platz gehabt.
Mariah Carey gab die Diva beim Konzert
Die unglaublich erfolgreiche Sängerin (18 Nummer-eines-Hits alleine in Amerika) ließ sich ihrem Image gerecht auf einem Sofa hereintragen. Ein Sinnbild für die Darbietung: Man hatte stets das Gefühl, Carey tat nur das Nötigste, am liebsten gleich im Liegen, um die Pflicht zu erfüllen. Nur nicht zu viel Schwung! Das galt auch für die Musik: So plätscherte gefälliger R&B ohne Verve dahin, unterbrochen von bisweilen mit Chören aus der Konserve zugekleisterten Balladen (schlimm: “Hero”, besser: “Without You”), bei denen Kitschroman-Melodramatik mit Gefühl verwechselt wurde.
Dabei begann alles recht vielversprechend. Den Opener “Fantasy” säuselte die Sängerin charmant, “Emotions” ließ sie mit einem Jazz-Intro einleiten, “My All” verdeutlichte, dass Carey auch emotional stark singen kann und sich nicht unbedingt über fünf Oktaven quälen muss. Dann wechselte der Popstar vom Glitzerbody ins Kleid, zeigte darin nicht weniger Bein und Busen, nahm sich die erste Coverversion vor: “I’ll Be There” von den Jackson 5 interpretierte sie mit einem Aushilfssänger, Michael Jackson wurde am Ende per Video zugespielt – der erste Tote an diesem Abend mit einem Gastauftritt.
Mehrere Kostümwechsel bei Wien-Auftritt
Immer wenn Frau Carey meinte, ihre Garderobe wechseln zu müssen (obwohl sich eigentlich alle Outfits irgendwie ähnlich waren), übernahmen bauchfreie Sixpack-Tänzer und der Aushilfssänger minutenlang die Hauptrollen und machten die ohnehin spannungsarme und kaum aufwendige Show noch belangloser. Als müsse sie Zeit wettmachen, spulte Carey nun mehrere Songs in einer Art Medley ab.
“Against All Odds” von Phil Collins, in Vorberichten als Höhepunkt gefeiert, wurde an diesem Abend komplett gestrichen. Vielleicht eh besser, denn mit “One Sweet Day” wäre der Schmalzfaktor ohnehin ausreichend bedient gewesen. Aber dann ließ Carey “When You Believe” von Whitney Houston erklingen – keine “Sweet Sweet Fantasy”, sondern ein Überfaktor an Geschmachte. Stimmlich aber immerhin souverän.
(APA/Red.)
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