Marcel Prawy wurde zu Lebzeiten mit klingenden Beinamen wie „Opernführer der Nation“ oder „Mister Opera“ geadelt, am 29. Dezember würde er seinen 100. Geburtstag feiern. Legendär war er für seine charmanten Lektionen in Sachen Opern-Fachwissen, durch die er selbst gestandene Operndirektoren wie Ioan Holender in die Defensive drängen konnte. Ebenso berühmt war auch seine überquellende, in tausenden Plastiksackerl verstaute Foto- und Dokumentensammlung. Der 2003 verstorbene Musikliebhaber hinterließ ein riesiges persönliches Archiv, das die Wienbibliothek übernahm. Einige der bisher kaum der Öffentlichkeit zugänglichen Schätze rund um Prawys Exil in den USA werden in der Wienbibliothek ab Donnerstag, 01.12. in einer kleinen Ausstellung gezeigt.
Marcel Prawy von Wien in die USA und zurück
Als gebürtiger Wiener kam Marcel Prawy am 29. Dezember 1911 auf die Welt, promovierte hier zum Doktor der Rechtswissenschaften und studierte Musik bei Egon Wellesz. Als Stammgast im Stehparterre der Wiener Oper erlebte er viele „historische Opernschlachten“ mit und machte somit die Opernwelt schon in früher Jugend zu einem fixen Bestandteil seines Lebens. Er wurde der persönliche Sekretär des Sängers Jan Kiepura, blieb nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs als Emigrant in den USA und begründete dort seine lebenslange Freundschaft mit Leonard Bernstein. Bereits 1946 kam Prawy als amerikanischer Kulturoffizier nach Wien zurück.
Die Oper und Marcel Prawy, eine ewige Liebe
In Wien gab es dann viele künstlerische Stationen für Marcel Prawy. 1955 wurde er als Dramaturg an die Volksoper berufen und verhalf dort später als Produktionsleiter dem US-Musical seinen Durchbruch. Das erste erfolgreiche Musical unter seiner Leitung war übrigens „Kiss me Kate“, es folgten Produktionen von Gershwins Oper „Porgy and Bess“, sowie der Musicals „West Side Story“, „Showboat“ und „Annie, get your gun“. 1972 wurde Prawy dann Staatsopern -Chefdramaturg unter der Direktion von Rudolf Gamsjäger. In dieser Position machte er die Einführungs-Matineen zu einer viel beachteten Institution und steckte Generationen von Musikliebhabern und Opernfans mit seiner Begeisterung an. In den vergangenen Jahrzehnten gab es wohl kaum einen Opernstar den Prawy nicht persönlich kannte und wohl auch kein Opernwerk dessen Entstehungs- und Aufführungsgeschichte er nicht bis ins kleinste Detail kannte.
Marcel Prawy Nachlass nun in der Wienbibliothek
Nach seinem Tod 2003 übernahm die Wienbibliothek Prawys Nachlass. Die Archivierung und Katalogisierung dürfte allerdings noch bis Ende 2012 dauern, mussten doch insgesamt 750 Umzugskisten ins Rathaus gebracht werden. Auch das Plastiksackerlarchiv befindet sich seitdem im Besitz der Stadt, wobei die Sackerl wohl nicht auf Dauer erhalten bleiben, da sie schon langsam zerfallen. Wer also einen kleinen Einblick in die Welt des Marcel Prawy erhaschen möchte, der sollte sich die Ausstellung in der Wienbibliothek nicht entgehen lassen.
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