Marcel Hirscher: „Im Skizirkus leben wir in abnormaler Scheinwelt“
„Zurück zum Ursprung“, lautete am Donnerstag die Devise bei Österreichs Ski-Held Marcel Hirscher. Der fünffache Gesamtweltcupsieger verbrachte auf der Stuhlalm bei Annaberg (Tennengau) seine Kindheit und frühen Jugendjahre. Bei einer gemütlichen Wanderung zeigte sich Salzburgs erfolgreichster Sportler sehr gesprächig.
Hirscher: „Wir hatten kein fließendes Wasser“
Im Alter von drei Monaten brachten seine Eltern ihn das erste Mal auf die Alm, die sein Vater ab 1989 gepachtet und später an Albert Quehenberger weitergegeben hatte. Auf 1.467 Metern Seehöhe erzählte Hirscher, dass sie am Anfang nicht einmal fließendes Wasser gehabt hätten. „Wir haben uns halt mit der Gießkanne geduscht. Die ersten sieben Jahre hat es überhaupt nur eiskaltes Wasser gegeben.“ Bis zu seinem 16. Lebensjahr verbrachte der Vorzeigeathlet jedes Jahr von Mitte Mai bis September in seiner „zweiten Heimat“.
Kaiserschmarrn für Hirscher wie Spinat für Popeye
Bei Kaiserschmarrn, der für Hirscher wie Spinat für Popeye sei, und einer zünftigen Brettljause sprach der Wintersportler über sein Sommerprogramm. „Konzentriert habe ich mich in den Sommermonaten auf die Grundlagenausdauer, bin daher viel Rennrad gefahren”, erklärte Hirscher, der mit seinem Konditionstrainer Gernot Schweizer auch auf der sogenannten „Blutwiesn“ Hügelsprints absolvierte. “Mir hat das brutal gut getan, ein bisschen Abstand zu gewinnen. Es tat gut, nicht permanent meinen Senf zu jedem Thema dazuzugeben”, verriet Hirscher, der sich nebenbei als Fußball-Fan outete. „Die Europameisterschaft hat mir, bis auf das Resultat unseres Teams, sehr gut gefallen.“
„Normales Leben in Österreich sehr schwer“
Auch wenn der Paradesportler des Landes ein wenig von der Bildfläche verschwand, so richtig frei kann sich der 27-jährige in der Öffentlichkeit nicht bewegen. „Ein normales Leben im schönsten Land überhaupt, ist sehr schwer. Man wird überall erkannt und sogar teilweise verfolgt“, so Hirscher, für den die „Star“-Barriere in seinem Heimatort Annaberg am geringsten ist. „Die kennen mich alle seitdem ich Windeln trug”.
Noch kein Physiotherapeut gefunden
Für die kommende Saison hat Hirscher laut eigener Aussage noch kein klares Ziel. Momentan befindet er sich mit seinem Team auf der Suche nach einem Ersatz für den scheidenden Physiotherapeuten Alexander Fröis. „Wir haben zum Glück viele Anfragen”, hieß es. Die Entscheidung will aber wohlüberlegt sein. Wir wollen den Besten haben“, schilderte der Annaberger, dessen Ruf auch Medienvertreter aus Deutschland, Frankreich, Italien, den Niederlanden und Norwegen gefolgt waren.
Wagt Hirscher etwas außergewöhnliches?
Als erster Skifahrer überhaupt könnte er heuer zum sechsten Mal den Gesamtweltcup für sich entscheiden. Laut eigenen Angaben wird er in den Speed-Disziplinen nicht außergewöhnliches wagen. „Heuer ist es zu früh, jedoch kann es in der Zukunft durchaus passieren, dass ich nur noch an ausgewählten Wettbewerben – wie etwa in Kitzbühel – teilnehmen werde“, so Hirscher, der auch über ein Sabbatjahr nachgedacht hat. „Dafür ist das Risiko zu groß. Es kann sein, dass man sofort weg vom Fenster ist. Die jungen – wie Kristofferson – werden immer schneller und dynamischer.“
„Würde gern mehr von der Welt sehen“
Im Skizirkus geht es oft hektisch und stressig zu. Da bleibt wenig Zeit zum Verschnaufen. Durch die Begeisterung und das Feuer zum Skisport hält Hirscher seine Motivation über neun Jahren aufrecht. „Ich gebe immer alles um Österreich bestmöglich zu vertreten“, so Hirscher, der nach seiner Karriere viel herumreisen will. „Es gibt so viele schöne Plätze auf der Welt, die ich noch erkunden will.“
(SALZBURG24)
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