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Maler Gunter Damisch ist tot

Damisch zählte zu den "neuen Wilden
Damisch zählte zu den "neuen Wilden
"Neuer Wilder" war er schon länger nicht mehr, doch Gunter Damisch war eine der prägenden Künstlerpersönlichkeiten der mittleren Generation - nicht zuletzt durch seine langjährige Lehrtätigkeit an der Akademie der bildenden Künste in Wien, wo er seit 1992 als Lehrer tätig war. Damisch ist am Samstag, 57-jährig, nach kurzer, schwerer Krankheit in Wien gestorben.


Am 20. Mai 1958 in Steyr geboren, studierte er nach der in Linz absolvierten Matura einige Semester Medizin, Germanistik und Geschichte, ehe er an die Akademie der Bildenden Künste Wien wechselte, wo er bei Maximilian Melcher und Arnulf Rainer studierte und 1983 mit dem Grafik-Diplom abschloss. Im gleichen Jahr wurde er bereits mit dem Römerquelle Kunstpreis ausgezeichnet.

Die “neue wilde Malerei”, die Anfang der 1980er-Jahre Furore machte, war sein Metier. Durch die langjährige Dominanz des Aktionistischen hätten sich für junge Künstler in der Hinwendung zur verpönten Malerei neue Freiräume eröffnet, erinnerte sich Damisch einmal im Gespräch mit der APA: “Es war ein Übergang aus der grauen Nachkriegszeit in ein neues, offenes Lebensgefühl.” Allmählich entwickelte Damisch in seinen farbkräftigen Bildern einen speziellen Mikro- und Makrokosmos, in dem je nach Perspektive und Werkphase Mikroben und Wimperntierchen ebenso zu entdecken waren wie von “Stehern” bevölkerte Planeten.

Den eigenen Weg zwischen Figuration und Abstraktion wandte er auch auf Grafik und Skulptur an. Ob kleine, glasierte Keramiken oder größere Metallarbeiten – meist waren die gleichsam besiedelten Objekte bereits auf den ersten Blick als “ein Damisch” zu erkennen. Mit dem suggerierten Blick durch Mikroskop oder Fernglas wurden nicht zufällig Bezüge zu den Wissenschaften hergestellt: Medizin, Biologie, aber auch Geologie und Mineralogie hätten ihn stets interessiert, meinte Damisch: “Es ist ein Privileg, Künstler zu sein. Aber der ganzheitliche Anspruch des Renaissance-Menschen wäre ideal für mich.”

Das von Improvisation, Fluxus und Punk-Musik inspirierte Bandprojekt “Molto Brutto”, an dem er beteiligt war, war ein weiterer Beweis der Vielseitigkeit des Künstlers, der mit großen Ausstellungen (u.a. 1998 in der Landesgalerie Oberösterreich) und zahlreichen Auszeichnungen – u.a. dem Otto Mauer Preis, dem Max Weiler Preis und dem Anton Faistauer Preis – gewürdigt wurde.

Ateliers hatte Damisch in Wien und im Mostviertel. Seit 1992 war er Lehrbeauftragter, seit 1998 ordentlicher Professor an der Akademie der Bildenden Künste. “Ich fühle mich sehr wohl, dass ich die Grafikklasse leiten kann. Zeichnen hat sehr viel mit Denken zu tun, Zeichnen ist komprimiertes künstlerisches Wollen. Aber als Professor bin ich der letzte Mohikaner”, sagte Damisch 2008 zur APA und freute sich, dass er im Gegensatz zu seinen Kollegen keinen Zeitvertrag habe: “Entweder ich erreiche das Pensionsalter, oder ich sterbe im Dienst.”

Damals nannte Damisch “die Albertina-Retrospektive ein schönes Ziel. Aber ich fürchte, dass dieses Ziel nur sehr wenige lebende österreichische Künstler erreichen werden.” 2013 schaffte er es immerhin mit der “Macro Micro” genannten Ausstellung von rund 60 großformatige Holzschnitten, Unikatdrucken und Collagen zu seiner ersten Einzelpräsentation in der Albertina.

Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder nannte Damischs Tod heute “einen großen Verlust für Österreich, für die Kunstwelt”: “Die Albertina verliert mit Gunter Damisch einen der Großen der Österreichischen Kunstgeschichte, den sie über viele Jahrzehnte gesammelt und ausgestellt hat. Erst jüngst hat der Künstler diese enge Verbindung abermals durch eine großzügige Schenkung unterstrichen: wie wir heute mit großer Trauer feststellen müssen, war diese ein Vermächtnis.”

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