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Männerheim Meldestraße kurzzeitig besetzt

Temperaturen sinken und Männerheim steht leer - Obdachlosen- und Asylanten-Solidargemeinschaft wollte Winteröffnung erreichen.

Keine Ruhe kehrt vorerst um das berüchtigte Männerwohnheim in der Meldemannstraße in Wien-Brigittenau ein:
Nachdem die letzten Bewohner des Obdachlosenhauses Anfang November in neue Unterkünfte übersiedelt wurden, besetzte eine politische Gruppierung das Haus kurzzeitig in der Nacht auf Samstag. Die Forderung der „Solidarischen Gemeinschaft für Obdachlose und Ausgegrenzte“: Während der Wintermonate solle das Heim für Unterstandslose und Asylwerber geöffnet werden.

Hubsi Kramar als Hausbesetzer
Lange währte die Aktion jedoch nicht: Bereits am Vormittag verließen die Besetzer das Haus ohne Widerstand, nachdem sie von Vertretern der Stadt Wien dazu aufgefordert worden waren. „Uns geht es in erster Linie darum, dass man das Haus mit der Infrastruktur drei Monate über den Winter noch nutzt“, sagte der Schauspieler Hubsi Kramar, der sich ebenfalls an der Initiative beteiligt hat.

Das geschichtsträchtige Gebäude – u.a. hatte Adolf Hitler hier von 1910 bis 1913 Unterschlupf gefunden – sei völlig intakt und biete Platz für rund 200 Obdachlose, argumentierte Michael Wallitzer, der sich ebenfalls zu der Solidargemeinschaft zählte. Nach der Beendigung der Besetzung werde man auf jeden Fall mit der Stadt Wien über die Winteröffnung weiterverhandeln. An einer anschließenden Informationsveranstaltung beteiligten sich unter anderem die Grünen Gemeinderätin Susanne Jerusalem und der TV-Moderator Hermes Phettberg.

Empört zeigte sich die Hausleiterin der Meldemannstraße, Monika Wintersberger, die Samstagvormittag ebenfalls am Ort des Geschehens war: Die Besetzer hätten sich offenbar während einer Abschiedsfeier, die die hier tätigen Sozialarbeiter veranstaltet hatten, eingeschlichen und sich einsperren lassen. „Auf unsere Aufforderung, das Haus zu verlassen, sind sie wieder herausgekommen.“

“Jeder kriegt einen Schlafplatz”
Martin Wagner, Sprecher von Sozialstadträtin Grete Laska (S), kritisierte die Besetzung – für ihn ein „nicht demokratisches Mittel“ – ebenfalls. Kein Mensch müsse in Wien auf der Straße sein, meinte er: „Jeder, der aufzeigt und sagt, er braucht einen Schlafplatz, kriegt einen.“

Mit 9. November seien insgesamt 232 Obdachlose aus der Meldemannstraße ausgezogen, sagte Doris Graber von der Wohnungslosenhilfe der MA 12. Keiner davon sei auf der Straße gelandet: 215 seien in das neue Heim in der Siemensstraße übersiedelt, der Rest in andere Betreuungseinrichtungen. Für Asylwerber seien kürzlich rund 500 neue Plätze in Wien geschaffen worden, betonte sie.

Solidarisch mit der Aktion erklärte sich SOS Mitmensch: Für Flüchtlings- und Obdachlosenbetreuer sei es „nur schwer verkraftbar“, die ihnen anvertrauten Menschen nicht unterbringen zu können, während geeignete Objekte leer stünden. Das zum Mittel der Besetzung gegriffen werde, sei das Ergebnis der rücksichtslosen Flüchtlingspolitik Österreichs, erklärte Sprecher Philipp Sonderegger in einer Aussendung.

Redaktion: Claus Kramsl

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