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Mit einem Regal im Pfarrhaus fing es an

Am Samstagmorgen ist ganz schön was los im Weltladen.
Am Samstagmorgen ist ganz schön was los im Weltladen. ©Edith Rhomberg
Der Weltladen Lustenaus besteht seit 25 Jahren - und auch der zehnjährige Anton kauft dort ein.
25 Jahre Weltladen Lustenau

Lustenau. Es ist ganz schön Betrieb an diesem Samstagmorgen im Weltladen. Die Regale mit Produkten aus aller Welt sind gefüllt. Mode, Schmuck und Kleidung für Babys werden adrett präsentiert. Die Kaffeemaschine läuft. Das etwas verstaubte Image, das den Weltläden zuweilen anhaftete, gehört der Vergangenheit an. Zeitgemäß und modisch heißt jetzt die Devise. Lustenaus Bevölkerung mag den Laden neben der Jahnturnhalle, aber vielleicht kennt ihn noch nicht jedes Kind. Der zehnjährige Anton Huber schon. Er überlegt sich gerade, welche Schokolade er seiner Mama zum Geburtstag schenken wird. „In den Weltladen komme ich, weil es hier gut schmeckt und weil die Auswahl an Schokolade groß ist“, sagt Anton. Auch dass sie fair produziert und gehandelt ist, zählt für ihn.

Indessen hat Kerstin Hagen-Grabher alle Hände voll zu tun. Sie engagiert sich im Weltladen seit einem Jahr ehrenamtlich. „Ich hatte mir schon länger vorgenommen, hier mitzuarbeiten“, sagt die dreifache Mutter. Aber erst jetzt sind die Kinder in einem Alter, wo das gut geht. Und manchmal helfen sie sogar mit. An der Kassa weist ein Schild darauf hin, dass noch weitere Helferinnen im Team sehr willkommen sind. Rund um den großen Tisch wird Kaffee getrunken, die eben gekaufte Schokolade oder Kekse werden dazu gleich probiert.

So kann sich Barbara Hagen, ehrenamtliche Mitarbeiterin seit 20 Jahren, die Weltläden in Zukunft vorstellen: Als Treffpunkt und Kommunikationszentrum zum Austausch über die Welt des fairen Handels und als Plattform für transparente Informationen über die Arbeits- und Lebensbedingungen der Produzenten. Den Produkten ein Gesicht zu geben durch die globalen Netzwerke der EZA fand die Lehrerin schon immer wichtig.

Inzwischen hat Anton die passende Schokolade gekauft. Er verabschiedet sich, nicht ohne sich bei Kerstin „für die gute Beratung“ zu bedanken. Die persönliche Atmosphäre schätzen die Kunden, die im Weltladen aus Überzeugung einkaufen. So haben auch sie das bevorstehende Fest ermöglicht.

25 Jahre Weltladen Lustenau

Das Jubiläumsfest wird am Samstag, 21. Oktober, ab 11 Uhr in und vor dem Laden gefeiert. Gutes Essen und Musik werden natürlich nicht fehlen. Für Margarete Wöhrer-Alge ist das ein Anlass, allen Menschen zu danken, die zum Erfolg des Weltadens und zur Bewusstseinsbildung für faire Handelsbeziehungen beigetragen haben. „Alle Namen aufzuzählen, ist gar nicht möglich“, sagt sie und lacht. Eine Frau will die Obfrau des „Eine Welt Verein Lustenau“ aber hervorheben, die „Mutter des Weltladens“. „Ihr gebührt unser größter Dank und Respekt für den unermüdlichen Einsatz“, betont Margarete Wöhrer-Alge, selbst Gründungsmitglied des Vereins.

Die Frau der allerersten Stunde ist Margrit Schweighofer, die heute noch mit Leib und Seele dabei ist. „Angefangen hat Marianne Fitz mit einem Regal im Pfarrhaus Hasenfeld“, erzählt Margrit Schweighofer. Auf 50.000 Schilling (3.633 Euro) Umsatz brachte man es im Jahr mit verschiedenen Aktionen. „Da muss doch mehr gehen in einer Gemeinde wie Lustenau, war ich mir sicher“. Margrit Schweighofer ergriff die Initiative und fand ein kleines Ladenlokal neben der Volksschule Kirchdorf. Am 4. Oktober 1992 war die Eröffnung. „Ein Quantensprung bedeutete der Umzug in die Jahnstraße im Jahr 2001“, weiß die 66-jährige Lustenauerin. „Gewinn zu machen, ist nicht das Ziel des Vereins – es werden nach Möglichkeit Projekte unterstützt“, sagt sie. Der Weltladen steht dank der zahlreichen Helfer und Unterstützer, dazu zählt auch die Marktgemeinde Lustenau, auf gutem Fundament. „Das war nicht immer so“, erinnert sich die Obfrau. „In den Jahren der Wirtschaftskrise waren wir knapp vor dem Zusperren“, ergänzt sie nachdenklich. Viel Durchhaltevermögen des damaligen Obmanns, großer Einsatz der Verkäuferinnen und viel Kreativität waren gefragt. „Margrit hat nicht nur unzählige Stunden gearbeitet, sie hat auch eine außertourliche Verkaufsschiene mit speziellen Heften für Schulen erfunden“, zeigt sich Margarete Wöhrer-Alge begeistert.

Anlässlich des Jubiläums schaut man also dankbar zurück, aber auch optimistisch in die Zukunft. Der Laden soll weiterentwickelt, und der zuletzt erreichte Jahresumsatz von 120.000 Euro soll gesteigert werden.

Das Entscheidende: Dank des bewussten Einkaufsverhaltens der Konsumenten konnten die Anbau- und Absatzbedingungen für viele Kleinbauern auf der südlichen Erdhälfte auf ein Niveau gestellt werden, das ihren Familien den Lebensunterhalt sicherstellt. Immerhin 45 Prozent des Verkaufserlöses im Weltladen Lustenau machen Lebensmittel wie Kaffee, Tee, Gewürze aus. Und 55 Prozent fallen auf den Non-Food Bereich wie Textilien, Lederwaren und handwerkliche Produkte.

Weltladen Lustenau, Jahnstraße 5

Fachgeschäft für fairen Handel

MO/DI/MI/FR 9 bis 12, 14.30 bis 18 Uhr

DO/SA 9 bis 12 Uhr

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