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Geschichte, in Klänge verpackt

Jan Hollenstein und Herbert Rauch sind die Hüter des Radiomuseums
Jan Hollenstein und Herbert Rauch sind die Hüter des Radiomuseums ©Gerty Lang
Menschen aus der Heimat – Herbert Rauch und Jan Hollenstein. Mehr als 100 Jahre Radiogeschichte bleiben im Museum nicht länger verborgen.

Lustenau. Wenn Herbert Rauch das Radio-Museum in der Hofsteigstraße aufschließt, meint man, in eine andere Welt einzutauchen. Die über 600 Geräte, die sich auf Tischen und in den Regalen dicht aneinanderreihen, sind funktionstüchtig und eine wahre Augenweide: vom Hekaphon aus dem Jahr 1915 über das Drahtmagnetophon bis hin zur Anlage der Firma Braun von 1956, die für ihr Design berühmt wurde und wegen des Deckels aus Acrylglas den Spitznamen „Schneewittchensarg“ bekam. Sie zeigen, wie sich die Technik nach 1923, als in Berlin die ersten Hörfunk-Sendungen ausgestrahlt wurden – Österreich zog ein Jahr später nach – entwickelte.

Interessante Geschichten

Die technischen Grundlagen des Rundfunks wurden gegen Ende des 19. Jh. vom Österreicher Nikola Tesla geschaffen. Beim Besuch eines der größten Radiomuseen Österreichs in Lustenau kann man bewundern und bestaunen. Herbert Rauch und Jan Hollenstein erzählen die Geschichten dazu. Jan und sein Bruder Simon traten in die Fußstapfen ihres Opas. Den beiden scheint die Liebe zu den Geräten in den Genen zu liegen. „Ich bin einfach ein Musikfan, besitze über 13.000 Singles und Hunderte von Langspielplatten“, schmunzelt Opa Herbert. Der rüstige 80-jährige ist aber auch aktiver Oldtimerfan; besitzt einen Ford Taunus aus dem Jahr 1962 und einen Mercedes, Baujahr 1958. Seine Radios überlässt er aber nun der jungen Generation. „Angefangen hat alles in den Jahren 1953/54 mit einem Radio mit Plattenspieler. Damals das Nonplusultra. Durch Zufall besuchte ich ein Radiomuseum in der Schweiz. Da hat mich das Fieber gepackt und machte mich auf die Suche nach alten Radios. Inzwischen umfasst meine Sammlung um die 1.200 Radios aus neun Jahrzehnten.“

Fundstücke für die Öffentlichkeit

In der kleinen Werkstatt werden nicht erhaltungswürdige Stücke ausgeschlachtet. Sie dienen als Ersatzteillager. „Ein pensionierter Kollege ist Radiomechaniker und hilft mir bei den Reparaturen. 1999 habe ich dann die Fundstücke in einem kleinen Museum der Öffentlichkeit präsentiert.“ Grammophone „Bei dieser Sammelleidenschaft meines Opas wurde das Museum in der Roseggerstraße bald zu klein. Mit Hilfe des Landes und der Gemeinde konnten wir heuer im Juli die doppelt so großen Räumlichkeiten in der Hofsteigstrstraße beziehen und können nun die Ausstellungsstücke ganz anders positionieren“, erzählt Jan Hollenstein bei einem Rundgang. Der erste Blick richtet sich auf die Grammophone und Radios. Für die Generation MP3 müssen diese hölzernen Geräte mit Kurbel und riesigem Trichter wirken, als kämen sie aus einer anderen Welt. In jedem Fall aber aus einer weit entfernten Epoche. Doch der Nachfolger der Grammophone, der Schallplattenspieler, war meist in Kombination mit einem Radio und einem Kassettendeck in Form einer Truhe ein wichtiges Möbelstück und Unterhaltungsgerät in nahezu jedem Wohnzimmer oder Jugendraum.

Reparieren und reinigen

Wir bleiben bei den Volksempfängern stehen. „Der „Volksempfänger“ mit Holzgehäuse wurde erstmals auf der Funkausstellung in Berlin 1933 vorgestellt und dort 100 000 Mal verkauft. Er kostete 65 Reichsmark und konnte in monatlichen Raten von 5 Reichsmark bezahlt werden. Dabei waren alle von Hand gelötet, das muss man sich mal vorstellen!“, sagt Jan. Die beiden „g’schickten Kerle“ halten die Radios in Schuss, reparieren und reinigen Innenleben, Gehäuse und Knöpfe. Entfernen Kratz- und Wasserspuren von Katzen und Blumentöpfen. Aus der Jukebox ertönt „Tom Dooley“, ein Klassiker aus den 50er Jahren, der übrigens damals in Vorarlberg wegen des Textes verboten wurde. Eine Anekdote möchte ich jedoch noch erzählen, grinst Jan seinen Opa an. „Er hat mir erzählt, dass er und Oma zwar keinen Kühlschrank hatte, aber dafür ein ‚Hornyphon Rex’ Radio“.


Radiomuseum
Hofsteigstraße 21 (neben dem Druckwerk)
6890 Lustenau
Tel: 05577 82784, 0664 2209064

Öffnungszeiten:
Freitag 14 bis 18 Uhr
sowie jeden 1. und 3. Samstag im Monat von 14 bis 18 Uhr.

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