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Der letzte Mohikaner mit Pferd und Holzpflug

Mit Dorli, seiner Norikerstute, unterstützt Stefan Fitz die Schneeräumung in Lustenau umweltfreundlich.
Mit Dorli, seiner Norikerstute, unterstützt Stefan Fitz die Schneeräumung in Lustenau umweltfreundlich. ©edithhaemmerle
Stefan Fitz unterstützt als einziger die Schneeräumung in Lustenau mit Pferd und Pflug. Lustenau (EH) In diesem Winter war er schon öfters im Einsatz.
Der letzte Mohikaner mit Pferd und Holzpflug

Mit Dorli, seiner dunkelbraunen Norikerstute, und dem Spitzpflug gleitet er frühmorgens beinahe lautlos durch die schneebedeckten Straßen und Wege. Kein Motorgeräusch, keine kratzenden Baggerschaufeln stören die morgendliche Stille. Nur die Glöckchen, die um den Hals des Pferdes baumeln, melden die Ankunft des Schneepflugs. Stefan Fitz ist der letzte Mohikaner, der mittels Pferdestärke die Schneeräumung in Lustenau unterstützt. Überall dort, wo es für die großen Einsatzfahrzeuge nicht möglich ist, bahnt Dorli einen Weg durch den Schnee. Etwa 30 Wege werden auf diese Weise umweltschonend quer durch Lustenau in dreieinhalb Stunden geräumt. Den Stundenlohn rechnet er mit der Gemeinde ab.
Bei Nachbarn und Anrainern ist das Gespann immer gern gesehen und bei dem einen oder anderen werden Kindheitserinnerungen wachgerufen. Damals, vor 50 Jahren, als man nichts anderes kannte als Ross und Spitzpflug. Und wenn man als Kind frühmorgens die Glöckchen hörte, wusste man, dass es in der Nacht geschneit hat, bekommt der junge Landwirt von manch einem älteren Gemeindebürger zu hören. Der 31-Jährige führt die Tradition in dritter Generation fort. Das Einsatzgerät ist noch dasselbe. Nur die Kufen wurden erneuert. Früher habe man die Freude mit dem Schneepflüger mit einem Schnäpsle geteilt. Das sei auch heute noch ab und zu der Fall, lacht Fitz. Wenn er einen größeren Einsatz hat, macht er beim Dorfbeck eine Pause und holt sich einen Nußgipfel. Auch Dorli bekommt dann eine Stärkung. Das harte Brot wird für das Pferd auf die Seite gelegt.
Landwirt als Hauptberuf
Stefan Fitz ist in Lustenau nicht nur der einzige, der auf nostalgische Art den Schnee räumt. Unter mehreren Nebenerwerbsbauern ist er der einzige, der die Tätigkeit als Landwirt zu seinem Hauptberuf gemacht hat. Und man spürt, dass er gerne Landwirt ist. Obwohl sein beruflicher Start nach Abschluss der HTL in Rankweil in eine ganz andere Richtung ging. Nach sieben Jahren kehrte er der Baubranche den Rücken. Seit dem teilt er seinen Alltag mit den Tieren und stellt sich mit der Natur in Einklang. Besonders im Sommer, wenn ein Teil seiner Kühe auf die Alpe „Schöner Mann“ in Ferien geht, die Rinder werden auf die Alpe „Wöster“ gebracht, ist er auch mit der Bergwelt verbunden. Denn Wandern zählt zu seinem einzigen Hobby, zu dem neben der Arbeit noch Zeit bleibt. „Es gibt natürlich auch die Schattenseiten des Berufs“, gibt er zu bedenken. Wenn andere in Urlaub fahren oder zum Baden gehen, dann ist er am Heuen. Doch seine Freundin Daniela unterstützt ihn am Abend und am Wochenende bei der Arbeit und auch sein Vater hilft mit, wo er kann.
Familientradition
Der Wiißtännilihof an der Hofsteigstraße ist einer der wenigen größeren Bauernhöfe, die noch innerorts liegen. Der Stall wurde vor fünf Jahren umgebaut und erweitert. Seit dem bietet er für sechs Noriker, 20 Kühe, zwölf Rinder und 13 Kälber ein Zuhause. „Und nicht zu vergessen, ein Zuchtstier, den braucht es für den Nachwuchs“, wirft Fitz lachend ein. Ein Hühnerstall befindet sich auf dem gegenüberliegenden Grundstück. Ab Hof verkauft er Milch, Eier und auch Schnaps und Most aus eigener Erzeugung. Wer den Stall betritt, bekommt noch Kühe mit Hörnern zu sehen. „Das ist heutzutage schon eine Seltenheit. Auch da bin ich der einzige in der Gemeinde“, erwähnt er seine gehörnten Tiere nicht ohne Stolz. Weiter hinten sind die Kälber untergebracht, ein paar sind erst wenige Tage alt. Dorli, die den ganzen Winter im Einsatz ist, teilt ihren Platz mit weiteren fünf Norikern. „Das in aller Früh Aufstehen sollte einen nicht kränken“, meint der Jungbauer. Nach seinem Großvater, Eduard Fitz, und seinem Vater, Manfred Fitz, bewirtschaftet er den Wiißtännilihof in dritter Generation. Um 5 Uhr fängt sein Tagwerk beim Stallen an und endet um 19.30 Uhr. Und auch am Wochenende gibt es kein Ausschlafen. „Trotz allem“, sagt er abschließend, „es ist mein Beruf, der mir viel Freude macht.“

Zur Person:

 

Ing. Stefan Fitz
Geb. 19. 8. 1983
Wohnort: Lustenau, Hofsteigstr. 60
Beruf: Landwirt
Ausbildung: HTL Rankweil, Fachrichtung Tiefbau
Hobbys: Die Arbeit auf dem Hof, Natur, Alpen, Wandern
Lebensmotto: „Tuor, wie muonscht as sey reacht“

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