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Lustenau enthüllt Gedenkstätte für NS-Opfer

In die Sandsteinsäule werden die Namen von 28 Todesopfern graviert.
In die Sandsteinsäule werden die Namen von 28 Todesopfern graviert.
Die Vorarlberger Gemeinde Lustenau wird 75 Jahre nach den Novemberpogromen eine Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus enthüllen. Das vom Bildhauer Udo Rabensteiner gestaltete Denkmal, das die Namen der Lustenauer Todesopfer trägt, wird am Samstagabend bei einem Gedenkgottesdienst samt Festakt enthüllt.

Die Errichtung der Gedenkstätte im Ortszentrum wurde während des Jahres von einem umfangreichen Programm begleitet, darunter Vorträge mit Historikern, etwa zum Thema Euthanasie, sowie eine Exkursion zur KZ-Gedenkstätte Dachau.

28 Todesopfer bekannt

Im Rahmen des Projekts erstellte das Lustenauer Gemeindearchiv unter Leitung von Wolfgang Scheffknecht eine Datenbank, die das Schicksal der NS-Opfer dokumentiert. Eine Erweiterung ist geplant, um auf dem aktuellen Forschungsstand zu bleiben. Nach derzeitigem Stand waren laut Oliver Heinzle vom Gemeindearchiv 95 Personen aus Lustenau in Gestapo-Haft bzw. wurden in einem Konzentrationslager inhaftiert. “Darunter sind Menschen, die politischen Widerstand leisteten, Euthanasieopfer, aber auch Deserteure, die erschossen wurden. Gesichert sind 28 Todesopfer bekannt”, so Heinzle.

Gedenkstätte neben Kriegerdenkmal

Das Denkmal aus Sandstein wird an prominentem Ort stehen, zwischen Rathaus und Kirche, direkt neben dem Kriegerdenkmal. “Bisher wurde an der Stelle nur der gefallenen Soldaten gedacht. Es ist nicht mehr als recht, dass dort auch an die NS-Opfer erinnert wird”, sagte Heinzle. Parallel dazu gebe es eine Ausstellung zur Entstehung des Kriegerdenkmals, das aus den 1930er-Jahren stammt. “Der Ort ist ganz bewusst gewählt. Das Denkmal sollte außerdem eine gebührende Größe haben und nicht nur ein Täfelchen sein”, bestätigte der Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer.

Einverständnis der Familien zur Namensnennung

“Wir wollten nicht isoliert einen Stein aufstellen, sondern das Thema in einem breit aufgestellten Prozess aufarbeiten”, so Fischer. Das habe große Sensibilität erfordert, etwa beim Besuch bei den Opferfamilien, die man um ihr Einverständnis zur Namensnennung bat. Gerade das Thema Euthanasie sei in der Bevölkerung auf großes Interesse gestoßen. “Viele waren sehr betroffen”, berichtete Fischer von den Reaktionen auf die Vorträge mit den deutschen Experten Götz Aly und Klaus Dörner. Die NS-Euthanasie soll künftig in Lustenauer Schulen stärker thematisiert werden, damit sich auch junge Menschen mehr damit befassten.

Schon in den vergangenen Jahren habe man beim Kriegergedenken zu Allerheiligen stets alle Opfer der Weltkriege gewürdigt. Dass sich die Gemeinde dazu entschlossen hat, an die NS-Opfer gesondert zu erinnern, ist laut Fischer auf eine “gute Konstellation Einzelner, denen das ein Anliegen war”, zurückzuführen. Politik, Kulturreferat, Archiv, aber auch der zuständige Pfarrer hätten sich engagiert und offen gezeigt.

(APA)

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