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Ja so ein Mädel

Die Operette Viktoria und ihr Husar, gespielt in Ludesch, fand bei der Premiere großen Anklang.
Die Operette Viktoria und ihr Husar, gespielt in Ludesch, fand bei der Premiere großen Anklang. ©Hronek
Ludesch. Mit der Operette „Viktoria und ihr Husar" lieferte die Unterhaltungsgruppe Ludesch genau das, wofür sie steht: Unterhaltung, die gefällt. (Veronika Fehle)  Es war alles da. Liebe, Eifersucht, Rivalität, Witz, Spaß und natürlich auch das ganz große Gefühl.

Ja, es war alles da und doch fehlte irgendetwas – jemand. Paul Abrahams Operette „Viktoria und ihr Husar” ist die erste Premiere, die die Unterhaltungsgruppe Ludesch ohne ihren langjährigen künstlerischen Leiter und Mastermind Harald Hronek stemmte. Begonnen hatte Harald Hronek die Arbeiten an diesem wirklich großen Projekt noch. Zu Ende bringen mussten sie es ohne ihn und sie sangen, so Obmann Christian Karg, am vergangenen Premierenwochenende nur für ihn. Und Harald Hronek hätte sich gefreut.

Die Qualität stimmte, angefangen beim wirklich runden Regiekonzept Norbert Mladeks über das Orchester, das von Benjamin Pontius sicher durch die anspruchsvollen Operettenmelodien geführt wurde bis hin zum überaus spielfreudigen Chor und dem Solisten-Septett, das sich auf das Bühnengeschehen einließ und stimmlich wie auch schauspielerisch überzeugte.

Aber was ist denn nun los mit der ungarischen Gräfin Viktoria und ihrem Husaren? Eines gleich vorneweg: der tiefgehenden Handlung wegen ist die Operette von Paul Abraham wohl nicht berühmt geworden. Gräfin Viktoria und Rittmeister Koltay, einst ein Liebespaar, treffen einander nach Jahren der Trennung in Tokyo wieder. Sie ist mittlerweile Gattin des amerikanischen Botschafters Cunlight, er soeben der russischen Kriegsgefangenschaft entflohen. Der Adjutant des Rittmeisters verliebt sich in das Stubenmädl der Gräfin. Während sich der Bruder der Gräfin, Ferry, die „Perle Nippons”, O Lia San, angelt und auch gleich ehelicht.

Die Liebenden erkennen sich also wieder und während es die Liebe zu Viktoria war, die Rittmeister Koltay durch die Kriegswirren begleitete, glaubte sie ihn tot. Ein großes Gefühlsdurcheinander ist vorprogrammiert und löst sich pünktlich zum großen Finale in Ungarn in Wohlgefallen auf – vor allem für die Liebenden.

Die Handlung überrascht also wenig. Was aber bleibt, das ist zweifelsohne das, was man einen Operetten-Gassenhauer im besten Sinn nennen könnte. Na, klingelt’s bei Titel wie „Ja so ein Mädel, ungarisches Mädel”, „Meine Mama war aus Yokohama” oder „Mausi, süß warst du heute Nacht”? Na eben.

Und da muss man neidlos anerkennen, dass Solisten wie Choristen wirklich Beachtliches leisteten. Begonnen beim Mädchenchor, der gut einstudiert zum vollwertigen Bühnenpartner wurde. Alle Achtung.

Das setzte sich fort beim Chor an sich – die Sängerinnen und Sänger schafften den Spagat zwischen musikalischer Qualität und Bühnenspiel, füllten die abwechslungsreichen Choreographien aus und entpuppten sich nicht selten als singende Bewegungstalente. Schlussendlich aber die Solisten. Die fügen sich zu einem schön ausbalancierten Septett zusammen, in dem die Stimmen ihr harmonisches Gegenüber finden. Monika Rebholz (Viktoria) kennt man in Ludesch ja bereits als stimmsichere und ebenso charmante „Operetten-Gräfin”. Michael Kurz gibt einen herrlich liebenden und leidenden Rittmeister Koltay, während Harald Wurmsdobel (Adjutant Jancsi Barnay) und Gabi Hronek (Stubenmädek Riquette) für leitfüßigen Witz sorgten – stimmliches Augenzwinkern inklusive.

Die beiden Hochzeiter Wolfgang Veith (Graf Ferry) und Julia Großsteiner (O Lia San) hatten schließlich so klingende Nummern wie „Mausi, süß warst du heute Nacht” in Petto und wetteiferten damit mit Harald Wurmsdobler und Gabi Hronek um den Titel „Liebling des Publikums”.

Und zu guter Letzt, Hubert Köb, der von den Operettenbühnen des Landes wohl nicht mehr wegzudenken ist – vor allem auch in schelmischen Rollen. Als galanter amerikanischer Botschafter John Cunlight überzeugt er ebenso und komplettiert so den Solisten-Reigen.

Ein besonderes Lob gilt aber auch den Solisten aus den ganz eigenen Reihen der Unterhaltungsgruppe. Als Butler, japanischer Priester, Bürgermeister oder Attaché füllten sie ihre kleinen Solopartien wirklich bestens aus.

Und das alles in einem so einfallsreichen wie schlicht gehaltenen Bühnenbild, das scheinbar ohne großes Tam-Tam jedes Stückchen mitspielte.

Als dann jedes Töpfchen sein richtiges Deckelchen gefunden hatte, da fehlte nur noch eines, der kräftige Schlussapplaus, der der Operettenpremiere 2013 den letzten Schliff verpasste. Ja, und der Applaus kam postwendend, kräftig, herzlich und mehr als verdient.

Die Operette „Viktoria und ihr Husar” mit der Unterhaltungsgruppe Ludesch ist noch bis 24. November in der Blumenegghalle in Ludesch zu sehen. 9. 16. und 23. November, 19.30 Uhr; 10. 17. und 24. November, 17 Uhr. Dauer: drei Stunden, eine Pause. www.ugl.at

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