“Lovely Creatures – The Best of Nick Cave and the Bad Seeds 1984 – 2014” enthält in kompakter Form so einiges, was Fans und Neueinsteiger in das Lebenswerk des australischen Ausnahmemusikers und seiner Band kennen müssen. Die darauf versammelten Schmankerl verstehen sich praktisch als Reise durch drei Dekaden Musikmachen und eine Karriere gespickt mit außergewöhnlichen Highlights.
Einfacher Einstieg für Nick Cave-Neulinge
Nach dem 16. Studioalbum “Skeleton Tree”, das von der tiefen Trauer Caves über den Drogentod seines 15-jährigen Sohnes geprägt war, schaut man damit wieder zurück statt nach vorn. Weit zurück: Die Songauswahl beinhaltet 21 Tracks und reicht bis zum ersten Album der Bad Seeds (inkludiert ist der gleichnamige Titeltrack aus “From Her To Eternity”). “Es gibt einige Menschen, die nicht wissen, wo sie mit The Bad Seeds anfangen sollen. Andere kennen den Katalog besser als ich!”, so Cave in der Presseaussendung zu “Lovely Creatures”.
Best-Of: Von der Ballade bis zum Live-Kracher
Die Auswahl der Songs wurde von Großmeister Cave selbst in Kooperation mit Gründungsmitglied Mick Harvey und unter tatkräftiger Unterstützung der derzeitigen Bandmitglieder zusammengestellt. Und hier fehlt wirklich auf den ersten Blick wenig, das im Oeuvre des 59-Jährigen Rang und Namen hat. Der Opener “Loverman” vom achten Studioalbum “Let Love In” (1994) gibt die Gangart vor, um sich auf das Werk Nick Caves entsprechend einzustellen – raunender Gesang wechselt sich mit dröhnend tosenderen Klängen ab, wie es für das Schaffen der Band so typisch ist. Düsternis zelebrierend geht es weiter – mit dem eindringlich-hypnotischen “Tupelo” vom zweiten Album “The Firstborn Is Dead” und dem mitreißenderen “Deanna”, einer Hommage an ein Mädchen, das Cave wohl sehr nahe gegangen sein dürfte (“I ain’t down here for your love or money / I’m down here for your soul”).
Unvergessliche Balladen wie “The Weeping Song”, “Into My Arms” und “The Ship Song” dürfen natürlich auf keinem Best-Of der Band fehlen (und taten es auch auf der 1998 erschienenen Sammlung “The Best of Nick Cave and The Bad Seeds” nicht). Ebensowenig wie die Hitsingle “Where The Wild Roses Grow”, das Duett mit Kylie Minogue von 1995, das zumeist sogar Nick Cave-Banausen ein Begriff ist. Langjährige Live-Klassiker wie “The Mercy Seat” und “Stagger Lee” runden die ausgewogene Zusammenstellung ab, und die persönliche Freude der Rezensentin über das Enthaltensein von “Nature Boy” und das großartige “People Ain’t No Good” von “The Boatman’s Call”, das mancher vielleicht aus dem Film “Shrek 2” wiedererkennt, ist groß.
“Lovely Creatures”: Was fehlt
Keine Best-Of-Sammlung kommt freilich ohne Beanstandungen aus, warum um alles in der Welt denn bestimmte Songs, die eigentlich nicht fehlen durften, die Aufnahme in die Kollektion dennoch nicht geschafft haben. Dazu fiele einem langjährigen Fan beispielsweise der ungewöhnlich leichtfüßige, fröhliche Song “Breathless” oder das tieftraurige Duett “Henry Lee” (mit Caves damals bereits Ex-Partnerin PJ Harvey) ein.
Statt dem eher langweiligen enthaltenen “Love Letter” hätte man sich vom Album “No More Shall We Part” vielleicht eher den persönlichen Favoriten “As I Sat Sadly by Her Side” gewünscht. Auch zumindest ein Track von “Nocturama” hätte eigentlich unbedingt in die Sammlung gehört – etwa “Wonderful Life” oder “Bring It On”. Und wo wir gerade beim Wünschen sind: Wo sind “There She Goes, My Beautiful World” und “Babe You Turn Me On” geblieben? Doch dies ist natürlich reine Geschmacksache und alle Fans restlos zufriedenzustellen, ohne dass Wünsche offen bleiben, ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit.
Qual der Wahl beim Format
Die umfangreiche Werkschau ist in mehreren Formaten erhältlich: Als Standard-Doppel-CD, Dreifach-LP und Dreifach-CD mit DVD. Für echte Fans ist die limitierte Super Deluxe Edition ein Muss, für die ehemalige und aktuelle Bandmitglieder ihre privaten Archive durchstöbert und bisher ungesehene Fotos und Memorabilien zur Verfügung gestellt haben. Diese wurden mit einer Serie von Essays in einem gebundenen Buch zusammengefasst – mehr Nick Cave and the Bad Seeds geht nicht.
Wer sich live davon überzeugen will, dass Nick Cave und seine Mannen immer noch rocken, kann dies übrigens am 1. November 2017 in der Wiener Stadthalle tun.
Trailer: “Lovely Creatures – The Best of Nick Cave and the Bad Seeds 1984 – 2014”
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