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Lohnnebenkosten: "Rechnung der AK ist irreführend"

Lohnnebenkosten - ein ewiges Streitthema zwischen AK und Unternehmern.
Lohnnebenkosten - ein ewiges Streitthema zwischen AK und Unternehmern. ©Bilderbox
Nachdem AK-Präsident Hubert Hämmerle das Klagelied der heimischen Wirtschaft bezüglich zu hohen Lohnnebenkosten als "Mythos" und "Gezeter" bezeichnet hat, kommen aus der Wirtschaft wenig überraschende Antworten. Von "Floskeln" und einer "irreführenden Rechnung" ist die Rede.
Lohnnebenkosten: "Österreich gerade mal Durchschnitt"

In der Aussendung der Arbeiterkammer unterstellt Hämmerle den Wirtschaftstreibenden, “die Höhe der Lohnnebenkosten hochzustilisieren”. Österreich befinde sich mit 37 Euro pro 100 Euro Bruttoverdienst gerade einmal einen Euro über dem EU-Durchschnitt. Durch die geringen Lohnsteigerungen der letzten zehn Jahre habe sich die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Wirtschaft stark verbessert.

WKO: “Nebenkosten mehr als doppelt so hoch”

Dem widerspricht die Wirtschaftskammer Vorarlberg vehement: „Wenn AK-Präsident Hämmerle glaubt, dass es für den Arbeitgeber mit 37 Euro pro 100 Euro Bruttoverdienst mit den Lohnnebenkosten getan ist, irrt er ganz gewaltig”, so Dr. Christoph Jenny, stellvertretender Direktor der Wirtschaftskammer Vorarlberg. Rechne man die Kosten für Urlaub, Feiertage oder Pflegefreistellung sowie Sonderzahlungen (13./14. Gehalt bzw. Weihnachts- und Urlaubsgeld“) dazu, entstünden dem Arbeitgeber Kosten von 80 bis 88 Euro  pro 100 Euro Bruttoverdienst.

“Weniger Nebenkosten, mehr Beschäftigung”

 „Arbeitskosten sind in einer international vernetzten Wirtschaft ein wesentlicher Wettbewerbsfaktor. Die Aufrechterhaltung der Forderung nach einer Senkung der Lohnnebenkosten ist nach wie vor mehr als berechtigt. Eine Entlastung des Faktors Arbeit würde nicht nur den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, sondern dem gesamten Wirtschaftsstandort zugutekommen und fördert darüber hinaus die Beschäftigung“, betont Dr. Jenny.

Industriellenvereinigung vergleicht global

In dasselbe Horn stößt die Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg. Deren Geschäftsführer Mathias Burtscher ärgert sich: “Die Wirtschaft fordert schon seit Wochen die Entlastung des Faktors Arbeit für Arbeitnehmer und Arbeitgeber und möchte, dass den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern mehr Netto vom Brutto bleibt. Jetzt stellt sich der Herr AK-Präsident hin und findet, mit den unerhört hohen Lohnnebenkosten in Österreich wird nur Stimmung gemacht.”

Abgesehen davon, dass die zitierte Studie nicht alle Lohnnebenkosten beinhalte, müsse man akzeptieren, dass sich die heimischen Unternehmen nicht nur im Euro-Raum messen. Im Europa- und weltweiten Vergleich lägen die hiesigen Lohnnebenkosten weit über dem Durchschnitt, so Burtscher. Ein Angleichen an die deutsche Steuerlast von 27 Euro entspräche einer Entlastung von 7,5 Mrd. Euro jährlich. Einigkeit herrscht beim Eingangssteuersatz: Die Forderung der AK nach einem Absenken desselben entspreche dem Vorschlag der IV. (red)

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