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Ligety und Pinturault jagen Hirscher

Ted Ligety im RTL eine Klasse für sich
Ted Ligety im RTL eine Klasse für sich
Mit dem verletzten Aksel Lund Svindal fällt der härteste Konkurrent aus, dafür rüsten Ted Ligety und Alexis Pinturault zur "Kugel-Attacke" auf Marcel Hirscher. Gemeinsam mit ihrem norwegischen Markenkollegen Kjetil Jansrud wollen sie verhindern, dass der Österreicher als erster die große Kristallkugel für den Weltcup-Gesamtsieg zum vierten Mal in Folge gewinnt. Los geht es am Sonntag in Sölden.


Mit dem traditionellen Riesentorlauf am österreichischen Nationalfeiertag und dem Tag der Rückkehr zur europäischen “Normalzeit” (MEZ) beginnt auch bei den Alpin-Herren die Hatz auf Punkte und Titel. Es ist ein Startschuss auf großer Höhe (3.000 m) und höchstem Niveau, zählen doch die aktuellen Weltcup-Aspiranten gleichzeitig auch zu den stärksten Riesentorläufern der Szene. Allen voran Ligety, der in Sölden auf seinen bereits vierten Sieg in Serie los geht.

So wie es im Weltcup “Alle gegen Hirscher” heißt, lautet in Sölden das Motto “Ligety gegen den Rest der Welt.” Ich fühle mich ausgezeichnet, bin gesund und mit meinem Skifahren happy”, gab sich “Mr. Riesentorlauf” zuversichtlich. Der Amerikaner will zwar in erster Linie seine RTL-Kugel verteidigen, weiß aber, dass ihm als Olympiasieger und Mehrfach-Weltmeister in Wahrheit nur noch eines fehlt: ein Weltcup-Gesamtsieg.

“Aber da ist Marcel ganz sicher auch diesmal der Mann, den es zu schlagen gilt. Als Titelverteidiger ist man immer der Favorit”, versuchte Ligety abzulenken. Sölden ist für ihn aber der perfekte Ort, um die Jagd auf sein letztes großes Ziel zu eröffnen. “Ich bin gerne hier, weil es ein Riesentorlauf ist und mir der Hang einfach liegt”, sagte der zuletzt auf dem Rettenbach-Gletscher unschlagbare Ligety. Vor zwei Jahren gewann er in Sölden mit gleich 2,75 Sekunden Vorsprung. “Taktisch gesehen ist das eher ein leichterer Hang. Du musst aber dein Tempo klug kontrollieren.”

Ob der gerade 30 Jahre alt gewordene Amerikaner seine Sonderstellung im RTL beibehalten hat, wird man am Sonntag sehen. “Natürlich möchte ich weiter die Nase vorne haben und natürlich trainierst du nicht, um nicht besser zu werden. Aber du weißt nichts, bevor nicht das erste Rennen da ist”, warnte Ligety und erinnerte: “Ich habe vorige Saison nicht jedes Rennen gewonnen. Zum perfekten Lauf ist immer noch Luft.”

Der Weg zur großen Kugel führt bei Ligety aber natürlich über den Riesentorlauf. “Kalkulieren ist leichter als Rennen zu gewinnen”, will er keine Hochrechnungen anstellen. Zumindest auf die flacheren Abfahrten wie Bormio-Ersatz Santa Caterina will Ligety im kommenden Winter verzichten. “Vier Tage dafür zu opfern, wäre Zeitverschwendung.”

Hirscher war im Sölden-Vorfeld mit Air Racer Hannes Arch unterwegs, Ligety hat in einem F16-Kampfjet Flug-Erfahrungen bis zu 9 G ausgelotet. Nun treffen die beiden auf Schnee aufeinander. Ligety: “Jeder Skifahrer träumt von der großen Kugel und auch für mich ist das nun definitiv das große Ziel. Ich denke, ich habe eine gute Chance. Vielleicht sogar schon diese Saison, wenn alles zusammenpasst.”

Atomic-Fahrer Hirscher ist für Ligety aber auch deshalb der Favorit, “weil er zwei sehr starke Disziplinen hat und kaum Fehler macht”. Der Druck, als erster Alpin-Herr die große Kugel vier Mal in Folge gewinnen zu wollen, sei sicher da, so Ligety. “Aber Druck haben wir alle. Und vermutlich ist es wichtiger, die Kugel zum ersten Mal zu gewinnen als zum vierten Mal.” Von einem Zweikampf könne aber keine Rede sein. “Denn der beste Fünf-Disziplinen-Fahrer von uns allen ist Pinturault.”

Der angesprochene Franzose ist mit 23 Jahren der jüngste der Haupt-Konkurrenten und ist dennoch schon Mitfavorit. Zudem hat Pinturault nach vier Jahren beim Atomic-Ableger Salomon trotz seiner sieben Siege in vier (fünf, nimmt man den City Event in Moskau dazu) verschiedenen Disziplinen sowie zuletzt Olympia-Bronze im RTL zum Branchen-Riesen Head gewechselt, dem auch Ligety, Svindal und Jansrud angehören. Ein Schritt, der ihn noch besser machen soll.

“Ich habe im Frühjahr getestet und es war rasch klar, dass ich wechseln muss”, erklärte Pinturault, warum auch er nun dem Team der “Ski-Rebellen” angehört. “Head kann in kürzester Zeit neue Ski produzieren, das kann entscheidend werden.”

Damit ist Pinturault auch in einer “Testgemeinschaft” mit Ligety. “Also dem Mann, den ich in erster Linie schlagen will”, gestand der junge Franzose aus Courchevel lachend ein. “Im Technischen bin ich eh schon dicht dran. Ich habe deshalb versucht, auch im Flachen schneller zu werden”, erklärte der Vorjahres-Zweite von Sölden sein Sommer-Programm. “Jetzt haben Ted und ich die gleichen Waffen. Aber das Gute ist, er kriegt etwas von mir und ich etwas von ihm. Die Zusammenarbeit macht uns alle schneller.”

Beim Thema Gesamtweltcup hält sich der Franzose, der bis auf die Abfahrt in allen Disziplinen bereits Siege geholt hat, bedeckt. “An so etwas denke ich am Saisonbeginn doch nicht. Ich möchte an allen Wochenenden schnell fahren, vielleicht kommen solche Gedanken dann irgendwann von selbst.”

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