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Liebe fürs Malen – Pilgern für die Seele

Vor 20 Jahren hat Waltraud Wehinger die Aquarellmalerei entdeckt.
Vor 20 Jahren hat Waltraud Wehinger die Aquarellmalerei entdeckt. ©edithhaemmerle
Waltraud Wehinger ist begeisterte Malerin und genießt das Pilgern Dornbirn (EH) Die Farbe mit viel Wasser vermischt, das Bild im Kopf, so entsteht bei Waltraud Wehinger das Aquarell. „Im Kopf muss es anfangen“, sagt sie, „besonders bei Landschaftsbildern.
Waltraud Wehinger ist begeisterte Malerin

“ So bringt man Leben, Wärme und die Tiefe in das Bild. Bei Blumenmotiven soll der Aufbruch des Blühens erkennbar sein. Vor allem aber lässt sie die Leidenschaft in ihre Arbeit hineinfließen. Beim Malen empfinde sie ein Gefühl wie verliebt zu sein. Den Mut, etwas Neues zu wagen, habe sie aus der Kindheit mitgebracht, sagt sie rückblickend auf 20 Jahre, als sie damals eigentlich rein zufällig mit dem Malen anfing. Dieser Zufall brachte ihre verborgenen künstlerischen und kreativen Fähigkeiten ans Licht. Waltraud Wehinger ist in einer Großfamilie in Koblach aufgewachsen. Vor allem gegen die fünf Buben lernte sie sich als Jüngste von neun Kindern durchzusetzen. „Einmal“, erinnert sie sich, „wurde das Dach des Kirchturms neu gedeckt. „Ich überlegte nicht lange, als mich der ältere Bruder fragte, ob ich mit hinauf will“, erzählt sie lachend, „denn am Mut hängt der Erfolg“, erwähnt sie ein Zitat des bekannten Dichters Fontane. Der Mut zur Fortbildung brachte sie zu Prof. Heribert Mader von der Kunstakademie Wien. Den Durchbruch in der Malerei erlebte sie dann in Südtirol, in der Sommerakademie. Inspiration auf Malreisen Bei verschiedenen Malreisen durch ganz Österreich, Marokko, Toskana und an den Gardasee, vertiefte sie ihre Fähigkeiten. Von Venedig schwärmt sie heute noch. Ihre Freude zeigt sich im Gesicht, als sie davon erzählt, wie es ihr gelungen war, die Atmosphäre der Kanale-Grande-Stadt in das Bild hineinzumalen. „Marokko war auch etwas ganz Besonderes. Die engen Gassen, die Eselwagen, die Faszination einer ganz anderen Lebensweise berührten mich. Es inspiriert ungemein, das Gesehene in Farbe umzusetzen, es gibt mir Lebensfreude“, drückt sie ihre Stimmung beim Malen aus.  

 

Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten, als ihre Bilder bei Ausstellungen öffentlich zu sehen waren. Ihr Atelier hat Wehinger im „Alma-Hus“ in Kehlegg, Das alte, denkmalgeschützte Haus stammt aus der Familie ihres Mannes. „Der Dachboden hat es mir angetan“, schwärmt sie. Nach der Renovierung ist der „Uzig“ der Ort ihres Schaffens geworden. Dort gibt sie ihr Wissen in Kursen auch an andere weiter. Obgleich das Aquarell ihr Hauptaugenmerk ist, widmet sie sich auch anderen Techniken, wie der Acrylmalerei.

Pilgern für die Seele

Neben der Malerei, die sie zeitweise ganz in Besitz nimmt, bleibt dennoch Zeit für das Pilgern, das ihr, wie sie sagt, viel für die Seele gibt. Sie blickt noch einmal zurück auf ihre Jugendzeit, als sie, zwanzigjährig, nach dem Tod ihrer Mutter ihre erste Arbeitsstelle im Diözesanhaus in Feldkirch als Leiterin der KAJ (Kath. Arbeiterjugend) antrat. „Dort lernte ich Frank, meinen Mann kennen“, erzählt sie, „der dasselbe Amt bekleidete wie ich, er für die Buben, ich für die Mädchen. Gemeinsam haben wir viel bewegt. Mein Wunsch war, viele Kinder um den Tisch zu haben. Immerhin sind es vier geworden“, resümiert die gebürtige Koblacherin, die der Liebe wegen nach Dornbirn gezogen ist. Ihre gemeinsame Vorliebe für Garten, Berge, Singen und „gern fäschta“ haben sie miteinander geteilt. Und später kam das Organisieren der Pilgerwanderungen dazu. „Das ganze Leben ist eine Pilgerreise. Im Unterwegssein begegnen wir Höhen, aber auch Tiefen“, spricht die vierfache Mutter ihren gesundheitlichen Tiefschlag an. Ihre Hörprobleme verschärften sich beinahe bis zur Taubheit. 1996 war eine Implantat-Operation die einzige Lösung. „Es war als zöge man mir den Boden unter den Füßen weg, als mir mein Mann kurz danach sagte, die OP sei misslungen. Es war eine schwere Situation für mich. Ich musste lernen damit umzugehen. Beim Pilgern nach Einsiedeln konnte sie das Schwere in die Dankbarkeit über das Schöne in ihrem Leben verwandeln und dadurch die Angst auf die zweite OP erträglich machen. Beim zweiten Eingriff, der damals kurzfristig vor Weihnachten anberaumt wurde, stand das Glück auf ihrer Seite. „Am 24. durfte ich nach Hause. Es war allerdings nichts eingekauft, der Tannenbaum ungeschmückt in einer Ecke“, rückt es ihr in den Sinn, als wäre es erst gestern gewesen. „Doch für mich war das alles unwichtig. Die Freude über die gelungene Operation und die Wiederherstellung des Hörorgans weckten in mir alle Lebensgeister und eine ungeheure Dankbarkeit“, erzählt sie vom glücklichen Ausgang einer schweren Zeit. Diese Dankbarkeit lässt sie immer wieder in eines ihrer Bilder fließen. Und beim Pilgern in der freien Natur schöpft sie die Lebenslust, die sie auch im Älterwerden nicht missen will.

Zur Person:

Waltraud Wehinger
Geb.: 5. 6. 1942 in Koblach
Wohnort: Dornbirn
Familie: verheiratet mit Frank, vier Kinder, vier Enkel
Liebste Freizeitbeschäftigung: Malen, daneben Berge, Garten, Singen, gern fäschta, Pilgerwanderungen organisieren (zusammen mit Frank)
Lebensmotto: „Im Alter die Lebenslust nicht verlieren“

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