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Licht - Trailer und Kritik zum Film

Barbara Albert stellte am Samstag ihr neues Werk "Licht" persönlich im Gartenbaukino dem heimischen Publikum vor - nachdem sie mit ihrem barocken Zeitbild bereits in Toronto und San Sebastian reüssierte. Albert widmet sich erneut einem Frauenschicksal, erstmals jedoch aus historischer Perspektive, und schildert die wahre Geschichte der blinden Pianistin Maria Theresia Paradis.

Die Vorlage für die Romanadaption lieferte Alissa Walsers “Am Anfang war die Nacht Musik”. Im Zentrum steht die Beziehung der erst 18-jährigen Maria Theresia Paradis (gespielt von Jungstar Maria Dragus), die im Jahr 1777 von ihren Eltern in Wien zum “Wunderheiler” Franz Anton Mesmer (Devid Striesow) gebracht wird.

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Licht – Die Handlung

Der soll die seit ihrem dritten Lebensjahr blinde Klavierspielerin, die als Kuriosität zum Liebling der dekadenten Wiener Gesellschaft aufgestiegen ist, von ihrer Behinderung kurieren. Anders als die zahllosen Fehlversuche im Vorfeld, gelingt dem mit neuartigen Methoden arbeitenden und deshalb höchst umstrittenen Arzt, bei Maria Theresia erste Bilder zu evozieren. Das beeinträchtigt allerdings ihre pianistische Virtuosität, worauf die ehrgeizigen Eltern (als diabolische Antipoden Lukas Miko und Katja Kolm) gegen die Behandlung zu revoltieren beginnen.

Barbara Albert, die zuletzt vor fünf Jahren mit “Die Lebenden” ein eigenes Regieprojekt vorgelegt hatte, stellt dabei weniger die gegenseitige Abhängigkeit zwischen der Patientin und ihrem auf Erfolg sinnenden Arzt ins Zentrum der Aufmerksamkeit, sondern schafft ein Zeitbild des Rokoko. Dabei liefert die 47-jährige Filmemacherin keinen Historienkitsch, sondern zeigt die harten gesellschaftlichen Realitäten einer Klassengesellschaft, die vor allem die Frauen in ein enges Korsett presst. Im mesmerschen Haushalt herrscht zwar ein liberaleres Klima als im Adelsstand, und doch zeigt sich auch hier die starke Separierung der Schichten. Das Stubenmädchen Agnes (Nachwuchshoffnung Maresi Riegner) darf etwa von einem freien Leben bestenfalls träumen, der Tod ist in der Unterschied allpräsent.

Licht – Die Kritik

Der Tonfall, für den nicht zuletzt Drehbuchautorin Kathrin Resetarits verantwortlich zeichnet, ist dabei im strengen Zeitkolorit aus österreichischem Deutsch und den französischen Einsprengseln des Barock gehalten, bleibt dadurch bewusst in Distanz. So verzichtet die Erzählung letztlich auf Figuren als Sympathieträger, sondern belässt alle verhaftet in ihrer gesellschaftlichen Rolle. Auch die Bildausschnitte bleiben in teils klaustrophobischer Anmutung, zeigen selten weite Räume, sondern positionieren “Licht” bewusst als teils etwas dröges Kammerspiel im wörtlichen Sinne. Den Gegenpol stellen Kurzauftritte von Stefanie Reinsperger als Küchenmagd oder Cameoauftritte wie von Nino aus Wien als Pferdegesell dar.

Die Regisseurin widersteht damit über weite Strecken dem scheinbar naheliegenden Impuls, die Wahrnehmung der langsam sehenden Paradis als sensuale Reise, als visuelles Erlebnis zu zeichnen. Nicht die subjektive Wahrnehmung steht im Fokus, sondern der Blick von außen auf ihr Gesicht – in bisweilen beinahe peinlich berührender Länge. Albert hält das Geschehen dabei bewusst etwas im Unklaren, positioniert sich nicht eindeutig in der Frage, ob Maria Theresias Positiventwicklung aufgrund ihrer eigenen Suggestion oder auf realen Veränderungen beruht.

>> Alle Filmstartzeiten zu “Licht”

(APA)

(APA / Red. / Bild: Viennale 2017)

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