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Leseprobe aus Bischof Benno Elbs' neuem Buch "Wie ein leises Berühren"

Bischof Benno Elbs liest am Donnerstag, 23. Oktober aus seinem neuen Buch "Wie ein leises Berühren".
Bischof Benno Elbs liest am Donnerstag, 23. Oktober aus seinem neuen Buch "Wie ein leises Berühren". ©Roland Paulitsch
Am 23. Oktober wird Bischof Benno in Hohenems sein Buch “Wie ein leises Berühren” in der Landwirtschaftsschule in Hohenems präsentieren. VOL.AT darf vorab exklusiv drei Leseproben veröffentlichen. Hier gibt's Teil 2.
"Wie ein leises Berühren": Leseprobe I

Leseprobe II:

“Tabor – Der Weg zum Glück”

Cover leises Berühren FinalV2.inddDer Berg hat im Leben des Menschen eine große Bedeutung. Er ist ein Ort einzigartiger Schönheit jenseits aller Zeit. Ein Ort des Überblicks, der sich zum Horizont weitet. Dorthin, wo auch unsere Sehnsucht uns hinzieht. Der Berg ist aber auch ein Ort für den Kick. Ein Ort der Gefahr und des plötzlichen Todes. Er ist ein Ort der Einsamkeit.

Jesus führte die Jünger auf den Berg Tabor, um ihnen Wesentliches für ihr Leben zu zeigen: das Glück und die Gotteserfahrung (Matthäus 17). Petrus – einer der Freunde Jesu, die dabei waren – ist begeistert und überwältigt. Er will bleiben und schlägt vor, drei Hütten zu bauen auf dem Berg.

Freudige Lebendigkeit

Was geschah in dieser Tabor-Stunde damals? Was geschieht in den Tabor-Stunden heutiger Tage und heutiger Menschen?

Es gibt viele Definitionen von Glück. Eine, die mich besonders angesprochen hat, ist, dass das Glück etwas zu tun hat mit einer freudigen Lebendigkeit.

Das Sehnen nach Glück

Die psychologische Forschung der letzten Jahrzehnte hat sich immer wieder die Frage gestellt, was denn herausragende und besonders vorbildliche Menschen zu solchen macht? Was macht sie so besonders leistungsfähig, gesund, widerstandsfähig, schöpferisch, erfolgreich? Was hilft einem Menschen letztendlich, ein glückliches Leben zu führen?

Zwei Ergebnisse haben mich besonders überzeugt. Das eine sind die Forschungen des berühmten Psychologen Abraham Maslow15. Er zeigt, dass es mystische Erfahrungen sind, die besonderen Menschen gemeinsam sind. Sie alle berichten in den Untersuchungen von Augenblicken, in denen sie sich einer grenzenlosen Zugehörigkeit bewusst wurden, und alles, was um sie herum war, als wahr und gut und schön erlebten. Maslow entwickelte den Begriff der „peak experiences“ – Gipfelerlebnisse –, weil es seine Medizinerkollegen unpassend fanden, in der Naturwissenschaft von mystischen Erlebnissen zu sprechen.

Glück und Sinn

In eine ähnliche Richtung führen uns die Erkenntnisse von Viktor Frankl16, der sagt, dass das Glück dort ist, wo der Mensch im Sinn aufgeht, wo er etwas tut und gestaltet, was sein Leben im Tiefsten sinnvoll werden lässt: in schöpferischen, in kreativen Tätigkeiten, in schönen Erlebnissen und gerade auch in der Erfahrung der Hoffnung und des Vertrauens in Situationen, die das Leben schwer machen.

Mein persönlicher Berg Tabor

Ich bin überzeugt, dass alle Menschen solche Gipfelerlebnisse kennen. Dass sie – theologisch gesprochen – Tabor-Stunden erleben durften. Vielleicht erinnern Sie sich an einen Augenblick in Ihrem Leben, wo Sie eine tiefe und freudige Lebendigkeit erfahren durften, wo Sie gespürt haben, dass die Welt mehr ist als unser kleines Leben, wo Sie plötzlich aufgingen in der großen Erfahrung der Ewigkeit und des Ganzen, wo das Schöne, das Wahre, das Gute irgendwie spürbar geworden sind. Theologen sprechen dann von Gotteserfahrung.

Wir werden manchmal hineingenommen in solche Erfahrungen durch eine wunderschöne Musik, durch einen Blick in das Firmament einer sternenklaren Nacht, bei der Geburt eines Kindes, in der Erfahrung des Geliebtseins, beim Anblick eines schlafenden Kindes, im Erleben, irgendwo dazugehören zu dürfen, dabei zu sein. Es ist die Erfahrung der Zugehörigkeit, die der Gegenpol ist zu Verlassenheit und Verzweiflung. Wir fühlen uns daheim, wir sind geborgen, wir wissen uns beschenkt.

Wir verstehen, dass Petrus diese Erfahrungen nicht loslassen will. Er will auf dem Berg Tabor drei Hütten bauen, die Symbole dafür sind, dass er bleiben will. Die Lebenserfahrung zeigt uns aber, dass wir solche Augenblicke nicht festhalten können. Sie sind wie ein scheuer Vogel, der auf unserer Hand sitzt und nur so lange dort bleibt, bis wir versuchen, ihn festzuhalten. Wenn wir die Hand zur Faust ballen wollen, dann fliegt er noch im selben Augenblick davon. Glück und Gotteserfahrung brauchen ein offenes Herz, das nicht fesselt, das nicht krampfhaft festhält, das einfach offen ist für das Empfangen.

Geborgen bei Gott

Tabor-Stunden helfen uns, die schweren Wege unseres Lebens zu gehen, wenn wir durch das Tal der Enttäuschungen, das Tal der Verletzungen, das Tal der Einsamkeit gehen müssen. Wir können diesen Weg dann gehen in der Hoffnung, dass die vielen Talsohlen unserer Existenz nicht alles sind, dass nach einer Zeit der Dunkelheit, die vielleicht durch eine Krankheit, durch den Tod, durch den eintönigen Alltag in unser Leben hereinbricht, wieder diese Erfahrung des Tabors steht, die Erfahrung der freudigen Lebendigkeit, die Erfahrung der Hoffnung, dass schlussendlich unser ganzes Leben in der Hand Gottes geborgen ist.

Zum Autor:

Benno Elbs, geb. 1960, Studium der Theologie in Innsbruck und Paris, psychotherapeutische Ausbildung, 1986 zum Priester geweiht. Von 1994 bis 2005 als Pastoralamtsleiter, anschließend bis 2011 als Generalvikar der Diözese Feldkirch tätig, seit 2013 Diözesenbischof.

Das Buch:

Wie ein leises Berühren
Gottes Spuren im Alltag
Ein spiritueller Begleiter durch das Jahr

144 Seiten, 12 farb. Abb., 12,5 x 20,5 cm
gebunden mit Lesebändchen
Tyrolia-Verlag, Innsbruck-Wien 2014
ISBN 978-3-7022-3398-3
17,95 €
E-Book: ISBN 978-3-7022-3399-0, € 14,99
Lesen Sie am Mittwoch die dritte Leseprobe auf VOL.AT: “Wunden in Perlen verwandeln”

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BUCHPRÄSENTATION
am 23. Oktober 2014, 19.00, Landwirtschaftsschule Hohenems 
am 30. Oktober 2014, 19.30, Tyrolia Innsbruck

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