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Lehrerengpass: Überstunden unvermeidbar

Die Personalsituation an den Schulen ist angespannt.
Die Personalsituation an den Schulen ist angespannt. ©Bilderbox
Bregenz - Die Lehrerposten sind zwar im ganzen Land besetzt, doch Mehrdienstleistungen in Form von Überstunden sind unvermeidbar.
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Bezüglich des bevorstehenden Schulstarts im Westen betonte Schullandesrat Siegi Stemer vergangene Woche, dass alle Lehrerposten besetzt werden konnten. Ein genereller Mangel würde aber dennoch bestehen. Die Bereitschaft zu Mehrdienstleistungen – bis zu 10 Überstunden pro Woche – sei deshalb dringend notwendig. Dieser Notwendigkeit kann Gerhard Unterkofler von der Lehrergewerkschaft zwar zustimmen, betont aber gleichzeitig, dass es sich dabei nur um eine Übergangslösung handeln darf. Zu groß sei die Gefahr, dass Lehrer durch die anhaltende Mehrbelastung krankheitsbedingt ausfallen oder gar ein Burnout erleiden.

Keine Personalreserve

Über einen Lehrer-Überschuss verfügte Vorarlberg noch nie, Veränderungen im Schulsystem haben den Mangel aber deutlich verstärkt. So wurde beispielsweise die Schülerhöchstzahl in den Klassen von 30 auf 25 Schüler reduziert. Zudem müssen in der Mittelschule – laut Schulgesetz – die Kernfächer Mathematik, Deutsch und Englisch doppelt besetzt werden, was durch das sogenannte Team-Teaching, gewährleistet werden soll. An den Volksschulen ist die Situation um einiges schwieriger. Fällt ein Lehrer über längere Zeit aus, kann die Stelle nicht direkt nachbesetzt werden. In einem solchen Fall müsste laut Unterkofler sogar auf Pensionisten zurückgegriffen werden.

Problem Lehrer-Bashing

Einen Grund für den seit Jahren bestehenden Lehrermangel sieht Unterkofler vor allem im schwindenden Ansehen des Lehrerberufs in der Öffentlichkeit. Viele junge Maturanten würden sich deshalb eher für Jobs in der Privatwirtschaft interessieren, die im Normalfall auch besser bezahlt werden.

„Besoldungsrecht muss geändert werden“

Handlungsbedarf besteht für Unterkofler auch beim Gehalt von Junglehrern, die sehr häufig in die Schweiz abwandern würden. Ein Vergleich der Lehrergehälter zeigt den Grund: Während ein Lehrer zu Beginn seiner Karriere in Österreich mit ca. 2000 Euro brutto rechnen kann, liegt der Verdienst in St. Gallen bei fast 3000 Euro brutto. Nach der Kaufkraftbereinigung müsste der österreichische Grundgehalt also mindestens auf 2700 Euro erhöht werden, um mit der Schweizer Konkurrenz mithalten zu können. Zudem könnte damit auch die Bereitschaft zu Überstunden erhöht werden, da die Entlohnung vom Grundgehalt abhängig ist.

Besserung in Sicht

Der Lehrermangel wird zwar noch längere Zeit ein Problem bleiben, Hoffnung ist dennoch in Sicht. So scheint der Lehrerberuf für junge Menschen wieder etwas attraktiver zu werden, was die Auslastung der pädagogischen Hochschule (PH) deutlich macht. Ganze 150 Maturanten haben in diesem Herbst ihr Studium an der PH aufgenommen und werden in wenigen Jahren ihren Dienst antreten können. Aufgrund des Andrangs mussten einige Bewerber sogar abgelehnt oder auf die Warteliste gesetzt werden. Zudem gibt es 56 Studenten im berufsbegleitenden Zweig und weitere 24 Freizeitpädagogen werden bereits in einem Jahr ihre Ausbildung abschließen. Dies sollte die Situation – zumindest ansatzweise – erleichtern.

Interview mit Gerhard Unterkofler

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