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Lehre mit Matura: Es könnten mehr sein!

Die Lehre mit Matura ist in den Augen von AK-Präsident Hubert Hämmerle eine „Königsidee“, die leider noch viel zu selten aufgegriffen wird. Foto: Jürgen Gorbach/AK
Die Lehre mit Matura ist in den Augen von AK-Präsident Hubert Hämmerle eine „Königsidee“, die leider noch viel zu selten aufgegriffen wird. Foto: Jürgen Gorbach/AK
Eigentlich könnten sich Wirtschaftsbetriebe nichts Besseres wünschen als diese Kombi. Die nackten Zahlen sprechen aber eine andere Sprache.

Die Idee hat so viel Potential, dass der Mangel an Zuspruch doppelt wehtut. Umfassende Allgemeinbildung (Matura) kombiniert mit spezieller Berufsausbildung (Lehre). Man braucht wenig Phantasie, um die Zukunftschancen der jungen Absolventen zu erahnen. Trotzdem enttäuschen die Bilanzen. Während in Deutschland drei von zehn Schülern nach der Matura eine Lehre machen, sind es in Österreich erst 2,2 Prozent.

Vorarlberger Weg
Und der umgekehrte Weg? Da herrscht auch nicht gerade Stau auf der Bildungsautobahn, obwohl Vorarlberg schon vor zehn Jahren einen Weg gefunden hat, die Vorbereitungen auf die Berufsreifeprüfung (Matura) zum größten Teil in die Lehre zu integrieren. Schließlich wurde gegen die Lehre immer wieder mit fehlenden Aufstiegschancen argumentiert. Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer und Land entwickelten ein eigenes Modell, das Lehrlingen und Unternehmen beiderseits Vorteile bringt. Die einen zimmern erfolgreich an ihrer Karriere, die anderen können bestens geschulte Mitarbeiter einsetzen.

Einstufungstest online
Aber nur fünf Prozent aller Lehrlinge, die einsteigen könnten, ergreifen jedes Jahr die Chance. Heuer sind im September 108 eingestiegen, insgesamt klemmen sich derzeit rund 220 Lehrlinge hinter die Bücher zur Berufsreifeprüfung. Insgesamt haben bisher 107 Absolventen den Weg „Lehre und Matura“ abgeschlossen. Am mangelnden Interesse der Lehrlinge kann es nicht liegen. Seit Mai 2013 steht unter www.lehrlingsmodell.at ein frei zugänglicher Einstufungstest im Internet, den schon über 1900 Interessierte gemacht haben. Auch gibt es keine Kosten, die Lehrlinge abschrecken könnten: „Lehre und Matura“ ist im Gegensatz zum Modell der Abendkurse gratis. Engagierte Unternehmen stellen ihre Lehrlinge während der Lehrzeit einen Nachmittag frei, damit sie die Vorbereitungskurse besuchen können. Die Fördermittel werden vom Bund bzw. vom Land Vorarlberg zur Verfügung

gestellt. AK-Präsident Hubert Hämmerle ortet andere Gründe: Zum einen ist das Modell noch immer viel zu wenig bekannt. „Die Eltern müssen viel stärker informiert werden“. Zum zweiten bedauert Hämmerle, dass noch immer viele Unternehmen den Mehraufwand scheuen. „Aber sie denken zu kurzfristig. Laufend beklagen Unternehmer, dass sie höher qualifizierte Leute brauchen. Lehre und Matura ist ein möglicher Weg dorthin.“ Und auch die Sorge, dass die

Lehrlinge, wenn sie erst einmal die Matura in der Tasche haben, dann die Firma wechseln, kann Hämmerle nicht teilen. „In großen Betrieben werden sie freilich in ein anderes Level wechseln wollen.“ Aber das ist ja der Zweck der Übung, und es ist allemal klüger, wenn sich Firmen ihren Nachwuchs selber heranziehen.

Weiter Informationen finden Sie unter www.lehrlingsmodell.at

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