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Lehrabschluss mit Umwegen

©Weissengruber (über Caritas Vorarlberg)
„Jetzt kann ich zeigen, was ich kann.“   Die Koblacherin Patricia Sonnleitner hat ein persönliches, großes Ziel erreicht und mit 33 Jahren ihren Lehrabschluss nachgeholt. „Der carla Einkaufspark Lustenau war während meiner Ausbildungszeit ein Teil von mir. Ich arbeite auch heute noch freiwillig bei carla mit, wenn Not am Mann ist“, fühlt sie sich heute noch mit ihrem früheren Ausbildungsbetrieb eng verbunden.

In ihrem Leben hat die alleinerziehende Mutter eines zehnjährigen Sohnes schon viele Hürden gemeistert. Als Jugendliche brach sie drei Wochen vor Abschluss die Hauptschule ab. „Aus familiären Gründen“, erklärt sie. „Nachher habe ich jahrelang gejobbt – in der Gastronomie und Industrie.“ Eine persönliche, tiefe Kränkung weckte in ihr den unbedingten Wunsch, diesen Abschluss dennoch nachzuholen. „Ein früherer Freund sagte zu mir: `Du hast nichts gelernt, du bist nichts wert´. Er hatte ausgesprochen, was mich viele andere Menschen in meinem Umfeld auch spüren haben lassen.“ Das weckte in Patricia Sonnleitner  den Kämpfergeist, über Umwege holte sie schließlich über das Projekt „Leuchtturm“ den ersehnten Schul-Abschluss nach.

Mit dem Zeugnis in der Tasche rückte auch ihr Wunsch, eine Lehre absolvieren zu dürfen, wieder in den Vordergrund. 2006 wollte die Koblacherin den Hauptschul-Abschluss nachholen, damals erhielt sie jedoch keine Unterstützung. Dann kündigte sich ihr Sohn an, doch in der dreijährigen Babypause ließ sie der Wunsch nach einem Schulabschluss und einer Lehrausbildung nicht los. „2014 hatte ich dann endlich das ersehnte Zeugnis in der Hand.“ Die anschließende Suche nach einer Lehrstelle war die nächste Hürde. „Ich habe sehr viele Bewerbungen geschrieben und ebenso viele Absagen erhalten. Als ich dann von carla-Shopleiterin Dagmar Puschautz eine Zusage erhielt, war ich emotional so überwältigt, dass ich sie spontan umarmt habe.“ Die zweijährige Ausbildungszeit brachte immer wieder Höhen und Tiefen mit sich. „Ich habe mich insgesamt sehr wohl gefühlt. Lief etwas nicht nach Plan oder gab es Ärger, haben wir uns als Arbeitskolleginnen wieder aufgemuntert, auch von Seiten der Shopleiterin hatte ich viel Rückhalt.“ Nicht einfach war es, Job, Kind und Haushalt unter einen Hut zu bringen. „Hier war mir meine Mama eine große Hilfe, sie hat die Betreuung meines Sohnes während der Arbeitszeit übernommen.“ Völlig geändert hat sich während ihrer Lehrzeit hingegen ihre Einstellung zu Second Hand: „Wenn ein Kunde ein Marken-Kleidungsstück zu einem Schnäppchenpreis ergattert und sich entsprechend gefreut hat, so hat das auch mich gefreut.“ Mit dem Abschlusszeugnis in der Hand kann aber Patricia Sonnleitner nun zufrieden sagen: „Ich habe während dieser Zeit sehr viel gelernt und bin viel stärker geworden.“ Lob für die junge Frau gibt es auch von Shopleiterin Dagmar Puschautz: „Als Patricia zum Vorstellungsgespräch bei mir war, habe  ich sofort erkannt, dass  sie auch ohne Erfahrung Potential mitbringt und einfach eine Chance braucht. Es war von Anfang an eine Herausforderung für sie, Kind, Schule und Arbeit miteinander zu vereinbaren. Wir sind auf ihre Bedürfnisse eingegangen, und sie hat die dadurch entstehenden Möglichkeiten und Herausforderungen souverän gemeistert. Patricia ist für mich Beispiel für viele Frauen und Männer, dass eine Chance, zu welchen Zeitpunkt auch immer, sich positiv auf deren weiteren Lebensverlauf auswirken kann.“

Zwischenzeitlich arbeitet sie im „dm drogerie markt“ im Dornbirner Messepark – die Vermittlung des Jobs lief über die carla Personalvermittlung. Dass die junge Mutter hier Teilzeit arbeiten kann, schätzt sie sehr. „Dadurch habe ich mehr Zeit für meinen Sohn.“ Ihr nächstes Ziel hat sie schon anvisiert: „Ich möchte nach und nach mein Stellenausmaß ausbauen, sodass ich früher oder später wieder Vollzeit arbeiten und eventuell sogar eine Stelle als Filialleiterin annehmen kann.“ Denn auch darin konnte sie während ihrer Ausbildung im carla Einkaufspark als Urlaubsvertretung schon Erfahrung sammeln. „Ich suche immer wieder neue Herausforderungen für mich“, lacht die sympathische Koblacherin. Mit ihrem früheren Ausbildungsbetrieb ist sie nach wie vor eng verbunden: „Der carla Einkaufspark war ein Teil von mir, deshalb helfe ich nach wie vor ehrenamtlich mit.“ Eines hat Patricia Sonnleitner gelernt und möchte dadurch auch anderen Menschen Mut machen: „Wenn man will, kann man alles erreichen!“

carla Vorarlberg

carla qualifiziert und vermittelt benachteiligte Menschen für und in den ersten Arbeitsmarkt. carla ist der soziale Partner in Vorarlberg im Bereich Sammlung und Verkauf von gut erhaltenen Second Hand Waren und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz.

Im Bereich der carla Personalvermittlung werden nach Anforderungsprofil der Unternehmen passende MitarbeiterInnen vorgeschlagen. Die Vermittlung ist für den Betrieb kostenlos, zudem werden Unternehmen bis zu vier Wochen nach der Einstellung begleitet und über Fördermöglichkeiten informiert. Auch Schnuppertage im Vorfeld sowie Praktika sind möglich.

Alle Infos zu den carla sozialen Unternehmen Vorarlbergs: www.carla-vorarlberg.at.

Quelle: Caritas/Kager

 

 

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