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Leben mit Sicherheitsnetz

Seit eineinhalb Jahren unterstützen fünf ehrenamtliche MitarbeiterInnen das professionelle Team des IfS-Bereichs Ambulant betreutes Wohnens für Jugendliche (AbW) und sind dort bereits nicht mehr wegzudenken.

„Sie bringen ein Stück Normalität in den Alltag der Jugendlichen und zeigen uns Profis mit ihrem ‚anderen’ Blickwinkel wichtige Alternativen auf“, formuliert AbW-Leiter Martin Brüstle seine Anerkennung.

Vier Frauen und ein Mann begleiten die Jugendlichen der Ambulant betreuten Wohnungen des Institut für Sozialdienste auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit. Mit Alltagstätigkeiten wie Lernhilfe, Anleitung beim Kochen, bei der Führung eines Haushaltes oder Babysitten decken sie Bereiche ab, die von den professionellen MitarbeiterInnen schon aus finanziellen Gründen nicht so einfach erledigt werden könnten.

Als freiwillige MitarbeiterInnen können sie eine persönlichere Beziehung zu den betreuten Jugendlichen herstellen und bringen so andere Sichtweisen in die Arbeit des IfS-Teams mit ein. „Eine wunderbare Ergänzung“, freut sich Brüstle über die Zusammenarbeit, „denn diese unterschiedlichen Sichtweisen bereichern enorm und helfen uns nicht selten, uns auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren.“

Im AbW haben Jugendliche nach Zuweisung durch die Jugendwohlfahrt die Möglichkeit, in Wohngemeinschaften zu je zwei Mädchen oder Jungen ein selbstständiges Leben unter fachlicher Betreuung zu üben. „Quasi eigenständig Leben mit Sicherheitsnetz“, vergleicht der Sozialarbeiter und Psychotherapeut und erklärt: „Es kann also auch einmal etwas schief gehen – zum Beispiel das Geld reicht nicht bis zum Monatsletzten – ohne dass das gesamte System zusammenbricht.“

Lernen „es selbst zu tun“

Erklärtes Ziel des AbW ist es jedoch, die Jugendlichen anzuleiten, „es selbst zu tun“ und schrittweise die Kontrolle und Begleitung zu reduzieren, bis ein wirklich selbstständiges Leben möglich wird. „Aber auch dann bleiben wir im Bedarfsfall ansprechbar“, betont Brüstle.

Insgesamt 47 Mädchen und Burschen im Alter zwischen 16 und 19 Jahren betreute das IfS-AbW im Jahr 2003, 26 zogen wieder aus. Nur ein geringer Teil der Jugendlichen – etwa 10 Prozent – zieht wieder zu den Eltern zurück, der Großteil zieht ein selbstverantwortliches Leben in den eigenen vier Wänden vor, ohne weitere Betreuung zu benötigen.

Wie andere Bereiche der IfS Sozialpädagogik setzt auch das Ambulant betreute Wohnen neben der Jugendlichen-Betreuung immer stärker darauf, die Eltern in der oft schwierigen und verfahrenen Situation mit ihren Kindern zu unterstützen. In einer eigenen Elterngruppe, die einmal monatlich stattfindet, haben die Bezugspersonen der betreuten Jugendlichen – aber auch jene, der bereits ausgezogenen – die Gelegenheit, sich auszutauschen und auch voneinander zu lernen.

Ausbau der Elternarbeit geplant

„Es ist für Eltern oft ermutigend, zu sehen, dass es auch andere gibt, die Schwierigkeiten mit ihren heranwachsenden Kindern haben“, erzählt der AbW-Leiter. In der Gruppe erfahren sie sich erstmals wieder als kompetent und merken, dass ihre Geschichte und ihre Handlungsweise für andere hilfreich sein kann. „Dass sie anderen Eltern etwas geben können“, präzisiert Brüstle.

In Zukunft will das AbW die Elternarbeit noch ausbauen. Vorstellen könnte sich Martin Brüstle etwa fachübergreifende Elterngruppen innerhalb der IfS Sozialpädagogik. „Ideen gibt es, sie sind aber noch nicht wirklich spruchreif“, so der AbW-Leiter.

Verstärkt spürbar war im vergangenen Jahr im betreuten Wohnen die wirtschaftlich angespannte Situation. Immer mehr Jugendliche im AbW sind arbeitslos. „Ohne qualifizierte Ausbildung ist es heute schwer, einen Job zu finden“, berichtet Brüstle. Für die Zukunft erwartet er sogar noch eine Verschärfung dieser Situation.

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