Baseballcap und Nerd-Brille gehören zur Standardmontur des 31-Jährigen. Mit seiner Gitarre gibt er „Basket Case“ von Green Day zum Besten. Derzeit ist Gerold im Pfarrverband Langen-Sulzberg-Thal tätig. Doch was bewegt einen jungen Mann dazu, vollkommen enthaltsam als Priester zu leben? Reisinger: „Das ist nicht einfach zu erklären. Es ist eine innere Stimme, die einem sagt, für was man bestimmt ist. Bei mir ist das eben, Gott den Menschen näher zu bringen.“
„All-inclusive Messen“
Der gebürtige Dornbirner ist ein begnadeter Gitarrist und Sänger. Hin und wieder komponiert er auch selbst. In seinem Repertoire: Guns n‘ Roses, Green Day, Mumford and Sons, White Stripes. „Ich nehme gerne und oft die Gitarre zur Hand und begleite hin und wieder auch eine Messe. Und so kommt es schon mal vor, dass ich auf Wunsch eines Brautpaares, wie es vor Kurzem der Fall war, zum Intro der Trauung den Hochzeitsmarsch von Mendelsohn auf der E-Gitarre spielen darf. Ich glaube, ich war bei der Messe nervöser als das Brautpaar. So wie ein ‚All-inclusive-Urlaub‘ gibt es bei mir ‚All-inclusive-Messen‘ – Pfarrer und Musik, alles in einem. Das ultimative Geschäftsmodell,“ scherzt Gerold.
Lehrer, Feuerwehrmann, Fußballer – Allrounder
Langweilig wird es dem 31-Jährigen bestimmt nicht. Wenn er neben seinem Vollzeitjob als Priester und Lehrer noch Zeit findet, widmet er sich einem seiner zahlreichen Hobbys. Seit rund einem Jahr ist er Mitglied der Feuerwehr Langen. Voller Stolz erzählt er: „Ich durfte sogar schon zu einem Einsatz mit. Im Moment habe ich zwar noch keine hochrangige Position, ich werde in naher Zukunft den Atemschutzkurs machen. Das ist ein richtiger Männerverein, das brauche ich einfach, als Abwechslung ideal.“ Bei den „Montagskickern“ powert sich Gerold gerne aus. Wenn nebenher noch Zeit bleibt, befüllt er seinen YouTube-Kanal mit selbstgedrehten Kurzfilmen, mit denen er bei den österreichischen Filmfestivals bereits Silber- und Bronzemedaillen abgestaubt hat.
Vertrauensvorschuss
Als Pfarrer genießt Gerold ein Stück weit, wie er selbst sagt, das Privileg des Vertrauensvorschusses, etwas, das ihm am Priester sein besonders gut gefällt. „Die Leute kommen so offen auf mich zu und schütten mir ihr Herz aus. Einmal habe ich jemanden beim Joggen getroffen, derjenige hat sich spontan alles von der Seele geredet und mich um Rat gebeten.“ Der junge Priester darf Menschen bei den wichtigsten Lebensabschnitten begleiten. Momentan traut er viele seiner ehemaligen Mitschüler. „Das sind unbezahlbare Momente. Wenn man da oben steht und zwei Menschen ansehen darf, die ihr ganzes Leben miteinander verbringen wollen.“ An sonntäglichen Messbesuchern mangelt es Gerold nicht, mit seiner gute Laune und seiner positiven Ausstrahlung kann er alle anstecken.
“Für die Heidi Klum habe ich eine Schwäche”
Gerold Reisinger, Pfarrer: „Enthaltsam zu leben fällt nicht immer leicht! Es ist ja nicht so, dass ich nie von hübschen, attraktiven und intelligenten Damen umgeben bin. Wenn dann so eine Heidi Klum daher läuft, fällt es mir echt nicht leicht, einfach zu sagen: Tut mir leid, bin schon an Gott vergeben. Für die Heidi habe ich sowieso eine kleine Schwäche. Den Verzicht auf eine Frau nehme ich aber auf mich, um ganz für die Menschen da zu sein. Das ist der einzige Sinn, den ich hinter dem Zölibat sehe.“
Zur Person: Gerold Reisinger
Alter, Wohnort: 31, Langen bei Bregenz, ursprünglich aus Dornbirn
Ausbildung: BORG Lauterach, Studium der Fachtheologie und Philosophie in Rom und Religionspädagogik in InnsbruckPriesterweihe: 2010
Hobbys: Gitarre, Fußball, Filmen, Hornern
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