Unaufgeregt und schlicht gibt sich das Einfamilienhaus in Holzbauweise. In Hanglage mit Südausrichtung liegt der Baukörper sanft auf dem Gelände auf, ohne die Topografie durch Einschnitte oder Aufschüttungen zu verändern. „Ich finde, dass diese Landschaft einen behutsamen Umgang verlangt. Setzt man hier ein Objekt hin, wird dadurch die Landschaft erheblich verändert. Daher muss sensibel damit umgegangen werden“, erklärt Architekt Wolfgang Schmieder.
„Es war von Beginn an klar, dass die Qualität des Grundstücks im unverbaubaren Blick auf die Bergwelt des Rätikons liegt“, erzählt der Architekt. Das einzigartige Panorama bestimmt daher auch grundlegend den Entwurf: „Um den Ausblick optimal zu nutzen, haben wir die Wohnräumlichkeiten in das obere Stockwerk gelegt.“ Der große offene Wohnbereich im Obergeschoß integriert Küche, Essplatz und Couchecke. Ein zentral positionierter Eisenofen gliedert den Wohnraum.
„Die Materialisierung des Kamins war eine Idee der Bauherren. Ich finde ihn sehr schön, weil er dieselbe Sprache sprich wie das Haus: ganz schlicht, einfach, ein Material, gradlinig und er fügt sich ganz wunderbar ein“, so Schmieder. Im rückseitigen Teil des Obergeschoßes befindet sich ein Arbeitszimmer, das in Richtung Wohnbereich verglast ist. Sowohl Wohn- als auch Arbeitszimmer wirken daher großzügiger und offener. „Das war ein Vorschlag der Architekten, bei dem wir zunächst etwas skeptisch waren, aber jetzt nie wieder hergeben würden! Wenn ich im Büro arbeite, bin ich trotzdem irgendwie bei den Kindern, habe aber akustische Ruhe. Oder auch umgekehrt: wenn wir Besuch haben, dann spielen die Kinder im Arbeitszimmer oder schauen einen Film an, die Gäste können im Wohnraum sitzen und gleichzeitig haben die Kinder das Gefühl, dass sie dabei sind. Es ist nicht so abgetrennt“, erklärt der Bauherr. Auf ganzer Breite raumhoch verglast, öffnet sich das Obergeschoß nach Süden in Richtung Bergpanorama auf eine großzügige teilüberdachte Terrasse. Die Außenwand des Hauses ist auf der Ostseite weitergeführt, wodurch ein blick- und windgeschützter Außenbereich entsteht eine geborgene Ecke. Von der Terrasse aus gelangt man über eine Außentreppe in den Garten.
Ebenfalls nach Süden orientiert befinden sich im Erdgeschoß Eltern- und Kinderschlafzimmer. Derzeit verwenden die beiden Kinder ein großes Zimmer gemeinsam. Sobald Einzelzimmer gewünscht sind, kann das Zimmer durch den Einbau einer Trennwand geteilt werden. Im Badezimmer gelangt über hoch liegende Fenster Tageslicht nach innen, der Raum bleibt gleichzeitig von außen uneinsehbar. Die künstliche Belichtung erfolgt teilweise indirekt über ein Lichtband, das in die von der Decke abgesetzte Wand integriert ist und eine angenehme Lichtatmosphäre schafft. Als besonders praktisch erweist sich die ebenerdig angeordnete „Waschküche“. Mit Außentür zum Garten dient der Raum als Schleuse zwischen innen und außen. Dreckige Schuhe können hier sofort abgestellt werden, nasse Kleidung wandert gleich in die Waschmaschine oder wird zur Trocknung aufgehängt.
Auf wenige Materialien und Farben reduziert, wirken die Innenräume ruhig und klar. Viel Weiß trifft auf helles Holz als Bodenmaterial, Fensterrahmen und im Erdgeschoß auch als Deckenuntersicht. Die gehobelten Weißtannebretter der Fassade sind unbehandelt und unterliegen einem natürlichen Alterungsprozess. Bereits nach zweieinhalb Jahren hat das Gebäude einen schönen Silbergrauton angenommen und verwächst somit nach und nach mit seiner Umgebung.
„Wir wollten so offen wie möglich wohnen und dabei die Privatsphäre trotzdem bewahren“, erklärt die Bauherrin. Durch die Orientierung nach Süden und Westen gelangt bis am Abend Sonnenlicht in die Wohnräume und das Panorama ist immer im Blickfeld: „Die Aussicht ist herrlich. Man kann am Abend drinnen sitzen und die Aussicht genießen und bleibt trotzdem unbeobachtet“, schwärmt der Bauherr. „Man hat das Gefühl, mitten in der Natur zu wohnen, weil alles verglast ist. Die Jahreszeiten nimmt man sehr intensiv wahr. Die gesamte Kulisse ändert sich stetig über das Jahr hinweg“, ergänzt die Bauherrin.
Daten und Fakten
Objekt: Haus P., Düns
Architektur: Fischer Schmieder Architekten, Feldkirch
Ingenieure/ Fachplaner: Statik: Alexander Burtscher, Feldkirch; Bauphysik: Spektrum, Dornbirn
Planung: 2010 – 2011
Ausführung: 6/2011–5/2012
Grundstücksgröße: 618 m2
Wohnnutzfläche: 138 m2
Keller: 27 m2
Bauweise: Holzkonstruktion ab Bodenplatte; Außenwände: 20 cm Holzständerwände; Zwischendecke und Dach: Dielen- decke; Fassade: Weißtannebretter, gehobelt, unbehandelt; Fensterrahmen: Weißtanne, unbehandelt; Böden: geölter Parkett in Aufenthaltsräumen, PU-Beschichtung im Bad; Heizung: ErdwärmepumpeAusführung: Baumeister: KEHA Bau, Fraxern; Zimmerer: Sutter Holzbau, Ludesch; Fenster: Tischlerei Sparr, Sonntag; Innenausbau: Trockenbau Bohn, Dornbirn; Heizung/Lüftung: Dorf Installationstechnik, Götzis; Küche und einzelne Möbel: Tischlerei Senol Gazi Möbel Design, Lustenau; Elektro: Amann Elektrotechnik
Energiekennwert: 49 kWh/m² im Jahr
Für den Inhalt verantwortlich:
vai Vorarlberger Architektur Institut
Das vai ist die Plattform für Architektur, Raum und Gestaltung in Vorarlberg. Neben Ausstellungen und Veranstaltungen bietet das vai monatlich öff entliche Führungen zu privaten, kommunalen und gewerblichen Bauten. Mehr unter architektur vorORT auf v-a-i.t
Mit freundlicher Unterstützung durch Arch+Ing
Termine für Architekturinteressierte:
Di., und Do., 24. und 26. 3. 2015, 19.30 Uhr, Spielboden Dornbirn
Film: „Ort Schafft Ort. Wie Baukultur Menschen und Orte verändert“
Do., 26. 3. 2015, 18 Uhr, vai Vorarlberger Architektur Institut Dornbirn
Dialogführung in der Ausstellung „Die Leichtigkeit des Seins. Aktuelle Bauten aus Holz in Frankreich“
Fr., 27. 3. 2015, 17 Uhr, Architektur vorORT
Headquarter Gebrüder Weiss Lauterach
Mehr Informationen: v-a-i.at
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