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Landfriedensbruch angezweifelt: 27 Rapid-Fans müssen sich verantworten

Nach einem Testspiel ist es zu Ausschreitungen gekommen.
Nach einem Testspiel ist es zu Ausschreitungen gekommen. ©sport-pictures.org/ Thomas Haumer
Nach Ausschreitungen bei einem Testspiel sind 27 Fans der Fußballmannschaft SK Rapid Wien wegen Landfriedensbruchs angeklagt. Der Polizei wird unterdessen vorgeworfen, Beweismaterial "manipuliert" zu haben.
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Während die Angeklagten teilweise durchaus zugaben, die Polizisten mit Glasflaschen oder Heurigenbänken beworfen zu haben, beteuerten sie, sich nicht wissentlich zusammengerottet zu haben, um Straftaten zu setzen.

Die gewalttätigen Vorgänge, die sich nach dem Schlusspfiff vor dem bzw. im gestürmten Hanappi-Stadion abgespielt hatten, waren in drei Phasen abgelaufen. In der Anklageschrift ist von “blankem Hass gegen die Einsatzkräfte der Polizei” bzw. “Spaß an der Teilnahme von gewalttätigen Ausschreitungen” die Rede. Die Gewalttätigkeiten erstreckten sich über mehrere Stunden: Zunächst wurde ab 18.25 Uhr der Süd/Ost-Eingang des Stadions zu stürmen versucht, ehe sich das Geschehen vor den Süd/West-Eingang verlagerte, der erstürmt wurde. In der dritten Phase wurden ab 20.30 Uhr Polizeikräfte vor dem Haupteingang massiv attackiert und mit Steinen, Flaschen und über 13 bzw. 24 Kilogramm schweren Heurigenbänken und -tischen beworfen.

Ausschreitungen nach Testspiel

Die Sicherheitskräfte dürften anfangs vom Ausmaß der Gewaltbereitschaft überrascht worden sein. Einige Polizisten “konnten sich nur ins Stadion retten und mit Anwendung des Einsatzstockes und Pfeffersprays laufend die Flucht ergreifen”, vermerkte die Polizei in einem Bericht. Davonlaufende Ordner sollen von den Angreifern verfolgt und attackiert worden sein.

Wie Staatsanwältin Stefanie Schön ausführte, wurden mindestens zehn Polizisten und sechs Ordner verletzt. Vor allem in der letzten Phase sei es den Angeklagten rein um das Ausleben ihrer Aggressionen gegangen: “Das Ziel war einfach eine Straßenschlacht mit der Polizei.” Schön betonte, dass keiner der Angeklagten das Stadion verlassen habe, “obwohl das jederzeit möglich gewesen wäre”. Die Staatsanwältin betonte außerdem, gegen mehrere Verdächtige, die sich zufällig am Tatort befunden hatten und denen keine bewusste Teilnahme an den Randalen nachgewiesen werden konnte, sei das Verfahren eingestellt worden.

Auch gegen Nürnberg-Fans wird ermittelt

Die zur Anklage Gebrachten bezeichnete Schön demgegenüber als “gewalttätigen Mob”. Ein Drittel weise einschlägige Vorstrafen aus. Separat wird übrigens auch gegen etliche Nürnberg-Fans ermittelt, die ebenfalls an den Randalen beteiligt waren. Diesbezüglich sind die Erhebungen noch im Gange.

“Das kann jedem von uns passieren”, bemerkte Verteidiger Lukas Kollmann, der zwei Angeklagte vertritt, zum unterstellten Landfriedensbruch. Seine Mandanten hätten nur ihre Neugierde befriedigt und wären anderen Leuten ins Stadion nachgegangen. Das sei nicht strafbar. “Der Mensch ist neugierig. Wenn irgendwo ein Wirbel ist, geht er hin und schaut”, so Kollmann. Die Staatsanwaltschaft kriminalisiere im gegenständlichen Fall “abseits stehende und schauende Leute.”

Wurde Beweismaterial manipuliert?

Heftige Kritik an den Ermittlungen übte Verteidiger Manfred Arthofer, der Rechtsvertreter eines Großteils der Angeklagten. Die Polizei habe Beweismaterial “manipuliert”, indem sie der Justiz zunächst nur einen besonders drastischen Zusammenschnitt von Aufnahmen aus Film- und Fotokameras vorlegte. Erst aus dem Rohmaterial gehe hervor, dass es zu den gegen die Ordner gerichteten Tätlichkeiten erst gekommen war, nachdem diese einen jungen Rapid-Fan zu Boden geschlagen und getreten hatten.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt und soll im September zu Ende gehen. (APA)

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