471 Millionen Euro wurden 2015 in Österreich für Krebsmedikamente aufgewendet. Binnen fünf Jahren wurde ein Anstieg um 39 Prozent verzeichnet. Das Marktforschungsinstitut IMS Health geht von einer weiteren jährlichen Zunahmen von sechs bis acht Prozent aus. Die Steigerung ist auf mehrere Gründe zurückzuführen, zu denen die immer älter werdende Gesellschaft gehört und auch Tatsache, dass sich die durchschnittliche Überlebensdauer von Krebspatienten verlängert. Derzeit leben 61 Prozent der Betroffenen noch mindestens fünf Jahre nach der Diagnose.
“Die Hämatoonkologie befindet sich in einer Phase des Paradigmenwechsels”, sagte Hellmut Samonigg, der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Hämatologie & Medizinische Onkologie (OeGHO), am Mittwoch bei einer Pressekonferenz im Vorfeld der Jahrestagung der Gesellschaft in Wien. Nach Jahren der Grundlagenforschung seien neue Therapiekonzepte und Substanzen entwickelt worden, “die epochale Verbesserungen gebracht haben”, sagte der Rektor der Medizinischen Universität Graz. Sogar das gefürchtete metastasierende Melanom sei an der Schwelle, sich zu einer chronischen Erkrankung zu entwickeln. “Es gibt berechtigte Hoffnung, hier eine Heilung zu erzielen”, sagte der Experte.
Den Ärzten stehen nicht nur immer neue innovative Medikamente zur Verfügung, sondern auch eine unglaubliche Menge an Informationen, die für die Anwendung an einem Patienten selektiert und koordiniert werden müssen. Ein oder zwei Mediziner allein können diese Aufgabe nicht bewältigen. In spezialisierten Kliniken wird die Behandlung nach Beratungen sogenannter Tumorboards festgelegt, in denen Mediziner mehrerer Fachrichtungen vertreten sind und ihre Expertise einbringen. In solchen Gremien sieht Samonigg auch den Weg, den kostengünstigste Therapie zu finden.
Um die jeweils optimale Behandlung für den Patienten zugänglich zu machen, bedarf es nach Ansicht der Fachleute sogenannter Cancer Centers, die in Uni-Kliniken und anderen Krankenhäusern in Ballungszentren angesiedelt sein sollten. Angeschlossen sein könnten kleinere Zentren, um eine größere Zahl und damit eine leichtere Erreichbarkeit für die Patienten zu erzielen, wie OeGHO-Vizepräsident Ulrich Jäger erklärte. Denkbar wären auch mobile Spezialistenteams, die in regelmäßigen Abständen in Spitäler an der Peripherie kommen. Der Hämatologe vom Wiener AKH berichtete auch von Web-Konferenzen, zu denen Experten und Mediziner in entlegenen Krankenhäusern in Schweden regelmäßig zwecks Informationsaustausches zusammenkommen.
In Österreich ist nach Angaben Jägers jeweils die OeGHO-Jahrestagung eine organisierte Gelegenheit für einen solchen Informationsaustausch. Sonst läuft es informell. “Wir haben diesbezüglich in Österreich das Glück, dass das Land relativ klein und die ‘Community’ überschaubar ist. Da kennt man immer jemanden, den man fragen kann”, sagte der Spezialist. Die Kommunikation auf informationstechnischem Wege ist vorderhand noch holprig: Die IT-Systeme zwischen heimischen Spitälern sind nämlich nicht unbedingt kompatibel.
(S E R V I C E: Die OeGH-Frühjahrstagung findet vom 17. bis 19. März in der Wiener Hofburg statt. Themen sind im Internet unterzu finden. Zu der Konferenz werden 650 bis 700 Teilnehmer erwartet.)
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