Die beiden Kanzlerkandidaten Christian Kern (SPÖ) und Sebastian Kurz (ÖVP) machten in den vergangenen Tagen nicht nur mit Themen von sich reden, die angenehm für sie sind. Eine Wiener Tageszeitung publizierte beispielsweise interne Dokumente, denen zu entnehmen ist, dass Kern in seinem Umfeld als eitle „Prinzessin“ wahrgenommen wird. Wozu einige Wählerinnen und Wähler nachvollziehbarerweise mehr erfahren wollten. Die Folge: Schlagworte wie „Kern“ und „Prinzessin“ wurden in einem Zusammenhang stehend messbar stärker gegoogelt. So gut wie immer konnte jedoch Kurz wesentlich mehr Suchanfragen nach sich auslösen als Kern selbst damit. Den absoluten Spitzenwert musste der 31-Jährigen allerdings ausgerechnet am vergangenen Donnerstag um 20.48 Uhr hinnehmen. Und das kann kaum seinen Wünschen entsprochen haben.
“Fake News wie bei Trump”
Zu dieser Zeit saß der ÖVP-Spitzenkandidat seiner Mitbewerberin der Grünen, Ulrike Lunacek, im TV-Duell auf ORF 2 gegenüber. Zunächst hat er es ihr kalt-warm gegeben, wie man so sagt: Ihre Bewegung habe zwar große Verdienste in der Frauenpolitik, sei gegenüber heutigen Herausforderungen jedoch blind. Doch dann setzte die 60-Jährige zu einem Konter an: Lunacek wies ihn auf eine Grafik auf seiner Website hin, auf der zu sehen sei, dass Österreich in puncto Entwicklungshilfe-Ausgaben im internationalen Spitzenfeld liege. Überprüfen ließ sich das nicht, wurde die entsprechende Seite doch umgehend offline gestellt. Offensichtlich aber fehlten in der Grafik gleich sieben europäische Staaten mit noch höheren Mitteln. Wären sie drinnen gewesen, wäre Österreich nur noch im Mittelfeld gestanden. „Fake News wie bei Trump“, wetterte Lunacek. Kurz versprach, sich das anzuschauen.
Lunacek konfrontiert Kurz mit frisierter Grafik
Diese Episode mag man beurteilen, wie man will. Hier geht es um den Umfang der Suchanfragen, die Kurz in den vergangenen Tagen nach sich ausgelöst hat. Eine Google-Auswertung zeigt, dass sein Name zu genau diesem Zeitpunkt, am Donnerstag um 20.48 Uhr, mit Abstand am häufigsten gegoogelt wurde. Dafür wird der Spitzen- und zugleich Referenzwert von 100 Prozent ausgewiesen. Zum Vergleich: In der Elefantenrunde am Sonntag und bei den Duellen, die er am Montag auf Puls 4 schlug, gab es deutlich weniger Suchanfragen nach ihm. Gemessen an den 100 Prozent mit der frisierten Grafik waren es da maximal 75 bis 80 Prozent.
Bleibt die frisierte Grafik Thema?
Zumindest war das Interesse am Donnerstagabend nur vorübergehend außerordentlich groß. Schon bald verflachte es wieder. Sodass das Thema möglicherweise auch schon wieder erledigt ist. Und überhaupt: Kurz liegt in allen Umfragen zur Nationalratswahl ohnehin weit vorne; so schnell kann ihm da wohl kaum etwas gefährlich werden.
Der Umfang der Suchanfragen auf Google lässt sich auf Google Trends auswerten. Das Ergebnis ist quasi ein Seismograph über die Interessenslagen: Wer oder was die Menschen interessiert, danach suchen viele unverzüglich, um mehr bzw. auch Neues zu erfahren.
(dieSubstanz.at)
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