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Künftige ÖVP-FPÖ-Regierung nimmt Gestalt an

Die künftige Regierung nimmt langsam Form an
Die künftige Regierung nimmt langsam Form an ©APA
Die künftige ÖVP-FPÖ-Regierung nimmt Gestalt an. Während das Koalitionsabkommen inhaltlich so gut wie fertig ist, geht es Donnerstag und Freitag in einer Art "Konklave" noch um letzte personelle Entscheidungen sowie um noch offene Kompetenzaufteilungen zwischen den künftigen Bundesministerien.

Klar ist, dass es weiterhin 14 Ministerien und Minister sowie zwei Staatssekretäre geben soll. Auch die Aufteilung der Ministerien zwischen Schwarz-Türkis und Blau scheint über weite Strecken geklärt. Offen ist noch, ob wie unter Rot-Schwarz beide Regierungsparteien je sieben Ministerien bekommen oder ob es diesmal acht für die ÖVP und sechs für die FPÖ sein werden. Jede Partei bekommt zudem je einen Staatssekretär.

ÖVP-Chef Sebastian Kurz übernimmt das Bundeskanzleramt und wird damit 13. Bundeskanzler in der Zweiten Republik. Mit den europapolitischen Agenden wird Kurz auch den wichtigsten Teil der Außenpolitik in sein Ressort übernehmen. Daneben soll es im Bundeskanzleramt wie bisher einen weiteren Minister mit den Agenden Kultur und Medien geben. Als aussichtsreichster Kandidat dafür wird der Wiener ÖVP-Chef Gernot Blümel gehandelt.

Finanzministerium wohl an die ÖVP

Ebenfalls an die ÖVP dürften laut Stand vom Mittwoch das Finanzministerium sowie das Wirtschaftsministerium gehen. Offen ist, ob letzteres sich künftig auch des Bereichs Arbeit annimmt. Als Fixstarterin für eines der beiden Ressorts gilt die stellvertretende ÖVP-Obfrau und Casinos-Managerin Bettina Glatz-Kremsner. Das Landwirtschafts- und Umweltministerium bleibt bei der ÖVP. Amtsinhaber Andrä Rupprechter werden gute Chancen auf eine Fortsetzung seiner Ministertätigkeit gegeben.

Die ÖVP könnte darüber hinaus noch das Bildungsministerium inklusive Wissenschafts- und Universitätsagenden sowie Kindergärten erhalten. Auch das Frauenministerium könnte mit Familien- und Jugendthemen bei der ÖVP landen. Übernimmt die FPÖ das Innenministerium, dann wird letztlich auch das Justizministerium ein ÖVP-geführtes Ressort. Dies war in den Verhandlungen eine Grundbedingung von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der im sensiblen Sicherheitsbereich auf die Gewaltenteilung pocht. Kurz hat Van der Bellen dem Vernehmen nach die Erfüllung dieser Forderung in die Hand versprochen.

Rollen von Sobotka und Köstinger noch offen

Offen ist auf ÖVP-Seite noch, ob und welche Rollen der bisherige Innenminister Wolfgang Sobotka und Nationalratspräsidentin Elisabeth Köstinger in der Regierung spielen sollen. Kurz dürfte bei der Besetzung seines Ministerteams wohl auf den Frauenanteil achten und ein einigermaßen ausgewogenes Ost-West-Verhältnis bei der Herkunft seiner Regierungsmitglieder, damit das Murren in den westlichen ÖVP-Ländern nicht zu groß wird.

Kickl wird wohl Innenminister

Ein etwas klareres Bild zeichnet sich auf FPÖ-Seite ab. Parteichef Heinz-Christian Strache wird Vizekanzler. Als Innenminister ist Generalsekretär Herbert Kickl vorgesehen, als Verteidigungsminister der steirische FPÖ-Chef Mario Kunasek, falls das Ressort im Verhandlungsfinale nicht doch noch zur ÖVP wechselt. Der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer übernimmt hingegen so gut wie fix das um einige Wirtschafts- und Forschungsagenden aufgewertete Infrastruktur- und Verkehrsministerium. Ministerin für Soziales und Gesundheit könnte die ehemalige FPÖ-Abgeordnete Beate Hartinger werden. Die Nahost-Expertin Karin Kneissl dürfte das Außenministerium übernehmen.

Bis zum Ende des ÖVP-FPÖ-“Konklaves” Freitagnacht kann sich am kolportierten Regierungsteam freilich noch einiges ändern, wie es aus Verhandlungskreisen gegenüber der APA hieß. “Das ist einmal die Startaufstellung.” Am Samstag könnten Kurz und Strache der Öffentlichkeit dann Details ihres Koalitionsabkommens präsentieren. Zugleich sollen auch die Parteigremien von ÖVP und FPÖ informiert werden und den Koalitionspakt inklusive Ministerliste absegnen. Ebenfalls am Wochenende dürfte Bundespräsident Van der Bellen dann noch jene Ministerinnen und Minister zu Gesprächen empfangen, die er noch nicht persönlich kennt. Die Angelobung der neuen Regierung könnte dann am Montag über die Bühne gehen.

Gute Noten für Van der Bellen

Der Bundespräsident bekommt von den Verhandlern für sein Agieren bisher gute Noten. Neben der Aufteilung des Innen- und Justizministeriums hat Van der Bellen laut in die Verhandlungen involvierten Personen ein klares Bekenntnis zu Europa und zur Einhaltung der Grund- und Freiheitsrechte gefordert. Im Zusammenhang mit Plänen zum Ausbau der direkten Demokratie hat er Kurz und Strache darauf hingewiesen, dass diese nicht zur Aushebelung des Parlamentarismus führen dürfen. Auch die Wichtigkeit von Digitalisierung sowie Umwelt- und Klimaschutz soll das Staatsoberhaupt bei den Verhandlern deponiert haben.

Etwaige Bedenken zur Ministerfähigkeit bestimmter Personen hat Van der Bellen laufend und pro-aktiv mit Kurz und Strache besprochen. Dies dürfte mit dazu beigetragen haben, dass mit Karin Kneissl eine Frau das Außenamt übernehmen soll, die zwar von den Freiheitlichen nominiert werde, selbst aber keine Parteikarriere hinter sich hat. Der Präsident sei um eine gute Zusammenarbeit bei den Koalitionsgesprächen bemüht und wolle Eklats à la Thomas Klestil unbedingt vermeiden, heißt es aus den Verhandlungen. Klestil hatte Schwarz-Blau I Anfang 2000 mit steinerner Miene angelobt und mehrere FPÖ-Minister offen abgelehnt.

Live-Blog zur Regierungsbildung

(APA)

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