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"Kronzeuge" belastete Mensdorff bei Befragung kaum

Im Geldwäsche-Prozess gegen den Rüstungslobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly hat am Dienstag der Steuer- und Finanzberater Mark Cliff per Video-Konferenz ausgesagt. Der im Vorfeld als "Kronzeuge der Anklage" apostrophierte 55-Jährige erwies sich dabei als keine große Stütze für die Staatsanwaltschaft. Während der Befragung offenbarte Cliff erhebliche Gedächtnislücken.


Der ehemalige Vermögensverwalter von Mensdorffs Mentor bei BAE Systems, Timothy Landon, bestätigte weder Mensdorffs angebliche Verwicklung in “Drittzahlungen” des Rüstungskonzerns noch eine “Schmiergeld”-Besprechung bei BAE Systems, an der Mensdorff laut Anklage teilgenommen haben soll. Gegenüber der britischen Antikorruptionsbehörde Serious Fraud Office (SFO) hatte Cliff noch erklärt, Mensdorff sei dabei gewesen, als Anfang Oktober 2001 bei BAE über “Drittzahlungen” diskutiert wurde. Wörtlich hatte Cliff vor dem SFO zu Protokoll gegeben: “Was hier besprochen wurde, war die Zahlung von Schmiergeldern.”

Diese Aussage wollte der 55-Jährige gegenüber dem Wiener Richter Stefan Apostol nicht mehr aufrechterhalten. Ob es wirklich um Schmiergeld-Zahlungen ging, “habe ich nie sicher gewusst”. Die Frage Apostols, worum es sich seiner Ansicht nach bei den besprochenen Zahlungen dann handelte, beantwortete Cliff mit “Ich weiß nicht.” Die BAE-Manager hätten sich jedenfalls nicht zu Bestechungszwecken verschworen.

Einzig in einem Punkt belastete Cliff Mensdorff, indem er die Briefkastenfirma Brodmann Business S.A., mit der der “Graf” nichts zu tun haben will, diesem zurechnete. Seines Wissens sei dies “Alis Firma” gewesen, “aber ich kann nicht sicher sein”, so Cliff. Über Brodmann sollen 12,6 Mio. Euro geflossen sein, die BAE Systems laut Anklage Mensdorff zur Vornahme von Einflussnahme auf Beschaffungsvorgänge in Ost- und Mitteleuropa zur Verfügung gestellt haben soll. Mensdorff behauptet, die Firma habe dem 2007 an Krebs verstorbenen Landon gehört.

Ebenfalls nicht bestätigen wollte Mark Cliff seine seinerzeitigen Angaben, wonach die auf den Britischen Jungferninseln etablierte Gesellschaft Foxbury International S.A. für BAE Systems ein “Weg” gewesen sei, “Gelder an den Grafen zu leiten”. Er könne sich “nicht mehr genau erinnern, das ist schon einige Jahre her”, erklärte Cliff dazu.

Der Prozess gegen Alfons Mensdorff-Pouilly wird erst am 16. Jänner fortgesetzt. Sämtliche Zeugen aus dem BAE-Umfeld, die Richter Stefan Apostol als Zeugen geladen hatte, haben ihm nämlich eine Absage erteilt. Das erschwert die Aufgabe des Staatsanwalts, der Mensdorff nachweisen will, dass dieser mit den drei BAE-Managern Hugh Dickenson, Richard Evans und Michael Turner sowie “weiteren Personen des Managements” eine kriminelle Organisation gebildet und BAE-Gelder zu Korruptionszwecken verschoben hat, was Mensdorff-Pouilly vor Gericht vehement bestritten hat.

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