Die Ankündigung der grünen Salzburger Raumordnungschefin LHStv. Astrid Rössler, sämtliche Ansuchen auf größere Verkaufsflächen-Erweiterungen auf Eis zu legen, hat nun – für Beobachter wenig überraschend – den Europark auf den Plan gerufen. Salzburgs größtes Einkaufszentrum möchte nämlich zusätzliche 11.300 Quadratmeter Verkaufsfläche. Und als Argument dienen – wie seit 25 Jahren – Arbeitsplätze.
Rösslers Veto verhindert Europark-Ausbau
Marcus Wild, Chef der Spar European Shopping Centers (SES) und Europark-Geschäftsführer, versteht die Welt nicht mehr: Vor mittlerweile dreieinhalb Jahren habe man um die notwendige Standort-Verordnung angesucht, und sämtliche vom Land in Auftrag gegebene Gutachten seien positiv für die Erweiterung ausgefallen. Einzig der politische Segen blieb aus, und zwar zunächst wegen Unstimmigkeiten innerhalb der rot-schwarzen Regierung (bis 2013).
Europark-Betreiber Wild ist in Rage
Und nun verhindere Rösslers Veto den Ausbau. “Für uns ist es unverständlich, dass wir nach vier Jahren jetzt mit 22 anderen Projekten in einen Topf geworfen werden, die nichts mit uns zu tun haben”, spielte Wild am Donnerstag bei einem Pressegespräch auf die insgesamt 23 offenen Ansuchen auf Flächenerweiterung an.
2.000 Arbeitsplätze durch Europark
Was macht dann den 1996/97 eröffneten Konsumtempel im Norden der Stadt Salzburg so einzigartig? Der Europark sei es gewesen, der nach seiner Eröffnung den Kaufkraft-Abfluss nach Bayern gestoppt und im Gegenzug Kunden von jenseits der Grenze ins Land geholt habe. Unter den 130 Shops gebe es nicht nur einzigartige Kundenmagneten mit überregionaler Anziehungskraft, sondern vielfach auch kleine und mittelständische Salzburger Betriebe. Das Einkaufszentrum biete 2.000 Arbeitsplätze und 123 Lehrplätze, so Wild. Außerdem sei der Europark ein “architektonischer Leuchtturm” und perfekt an das (öffentliche) Verkehrsnetz angebunden, wofür man auch selber Geld in die Hand genommen habe.
Onlinehandel als starke Konkurrenz
Vor allem das boomende Online-Geschäft mache heute Anpassungen im stationären Handel notwendig, und hier müssten mit größeren Flächen “Inspiration und Erlebnisse geschaffen werden”, begründete Europark-Geschäftsführer Christoph Andexlinger. Konkurrenz drohe aber auch aus anderen Regionen: “In Linz wird ein Einkaufszentrum um 30.000 Quadratmeter erweitert”, ergänzte Wild.
Neue Lagerfläche nicht notwendig?
Zurzeit verfügt das Einkaufszentrum über 35.900 Quadratmeter Verkaufsfläche. Die beabsichtige Erweiterung umfasst 7.700 Quadratmeter bestehende Lagerflächen, die laut Andexlinger nicht mehr benötigt werden, sowie 3.600 Quadratmeter Anbau, für den der sogenannte Saturn-Parkplatz geopfert werden soll. “Früher gab es im Textilhandel vier Saisonen, da wurden große Lagerflächen benötigt, heute gibt es bis zu 52 Saisonen im Jahr, da wird laufend angeliefert. Die Lagerflächen sind nicht mehr notwendig”, erläuterte der Manager.
Europark-Betreiber: 200 Arbeitsplätze in Gefahr
Doch die Europark-Verantwortlichen haben bei ihrem Erweiterungs-Wunsch ein Problem: “Wir haben keinen Rechtsanspruch auf eine Standort-Verordnung”, brachte es Wild auf den Punkt. “Aber ich erwarte mir, dass es die Einsicht noch gibt.” Deshalb argumentiert er vor allem mit Arbeitsplätzen: Ohne Erweiterung seien mittelfristig bis zu 200 Arbeitsplätze in Gefahr, während der gewünschte Flächenausbau 300 neue Jobs schaffen würde. “Schon der Vater des heutigen Landeshauptmannes hat die Bedeutung des Handels erkannt”, erinnerte Wild an den Einsatz Wilfried Haslauers senior für offene Geschäfte am 8. Dezember. “Es gibt keinen besseren Standort. Warum es gerade hier nicht gehen soll, verstehe ich nicht.” Viele Trümpfe haben die Manager allerdings nicht in der Hand. Sollte Rössler bei ihrem Nein bleiben, werde man gemeinsam mit Medien und der Öffentlichkeit den Druck erhöhen.
Rössler will Kannibalisierungs-Effekt verhindern
LHStv. Astrid Rössler hatte Anfang Februar mit der Aussetzung neuer Flächenerweiterungen auf eine aktuelle Studie über die Entwicklung des Einzelhandels reagiert. Diese besagt, dass die Schaffung neuer Handelsflächen die Kaufkraft von bestehenden Einkaufsstädten abzieht (Kannibalisierungs-Effekt). Dadurch sei der Handel in Salzburg immer mehr auf den Zentralraum konzentriert worden. Außerdem würden Einkaufszentren “auf der grünen Wiese” zu einem Aussterben der Ortskerne führen. Rössler will deshalb in nächster Zeit nur maximal eine Handvoll der 23 Anträge genehmigen, die kleine Flächenerweiterungen betreffen.
(APA)
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