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Köstinger gibt grünes Licht für Tempo 140 auf Autobahnen

Köstinger kündigt Mobilitäts- und Klimapaket an.
Köstinger kündigt Mobilitäts- und Klimapaket an. ©APA
Tempo 140 auf den Autobahnen - so steht es im schwarz/türkis-blauen Regierungsprogramm. Auch die ÖVP-Umweltministerin Elisabeth Köstinger hält die Anhebung des Tempolimits für vertretbar.


Der neue Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) denkt über höhere Tempolimits nach, für die neue Landwirtschafts- und Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) würden sich die Schadstoffemissionen bei 140 km/h noch in Grenzen halten. Dem widerspricht eine Analyse der Technischen Universität (TU) Graz. Die ergab, dass die Schadstoffemissionen gegenüber 130 km/h bereits um 20 Prozent steigen.

Köstinger: Tempo 140 vertretbar

Die Panikmache, dass Tempo 100 abgeschafft und das Geschwindigkeitslimit erhöht werden könnte, bezeichnete Umweltministeirn Köstinger als “Schwachsinn”. Vielmehr werde nur geprüft, wo eventuell 140 km/h gefahren werden könne. Dass dies laut Experten zu höheren Schadstoffemissionen führt, wollte Köstinger vorerst nicht kommentieren. Sie kündigte aber ein umfassendes Mobilitäts- und Klimapaket an.

“Gefahr für die Klimaziele”

Tempo 140 seien “eine Gefahr für die Klimaziele”, sagte der ehemalige Verkehrsminister, Jörg Leichtfried (SPÖ), dem “Kurier”. Die Geschwindigkeitserhöhung sei definitiv “der falsche Weg”, bekräftigte Leichtfried am Freitag auch im Gespräch mit der APA. Außerdem würde es sämtlichen Maßnahmen zur Senkung der Zahl der Verkehrstoten der vergangenen Jahren widersprechen. Ohne Stau und Baustellen ergebe sich bei durchgehender Fahrt zwischen Graz und Wien durch 140 km/h beispielsweise lediglich “eine Zeitersparnis von sechs Minuten, zulasten der Umwelt und der Gesundheit der Österreicher”, sagte Leichtfried.

Greenpeace gegen Tempo 140

Kritik kam auch von Greenpeace. Mit Tempo 140 “fährt die Regierung Klimaschutz an die Wand”, hieß es in einer Aussendung. “Wir schauen uns die Studie an und werden die Zahlen überprüfen”, sagte ein Sprecher von Köstinger am Freitag der APA.

Die TU Graz hat mit dem “NEMO – Network Emission Model” berechnet, dass Tempo 140 bei Pkw den Schadstoffausstoß von Stickoxiden (NOx) um 21 Prozent gegenüber Tempo 130 und sogar um über 50 Prozent gegenüber Tempo 100 steigern würde. Wegen andauernder Überschreitungen des EU-Grenzwerts für Stickstoffdioxid hat die Europäische Kommission ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Österreich eingeleitet.

Tempo 140 erhöht Belastung um mehr als 20 Prozent

Neben den Stickoxiden würden bei einer Erhöhung der Geschwindigkeitsbegrenzung auch die Feinstaubemissionen um 20 Prozent zunehmen, ergab die Analyse der TU Graz. Der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) würde um zwölf Prozent zunehmen. Hochgerechnet auf rund elf Millionen Fahrkilometer für Leichtverkehr im Jahr würde damit der Schadstoffausstoß von Stickoxiden um 1.000 Tonnen, jener von Feinstaub um 20 Tonnen und der Kohlendioxid-Ausstoß gar um 200.000 Tonnen steigen.

Greenpeace verwies auch auf den Air Quality Report 2017 der Europäischen Umweltagentur. Demnach sind Schadstoffe wie Feinstaub, Stickoxide und Ozon bereits jetzt für über 8.500 vorzeitige Todesfälle pro Jahr in Österreich verantwortlich. “Tempo 140 birgt damit eine doppelte Gefahr: Es führt zu mehr Verkehrsunfällen auf unseren Autobahnen und sorgt für einen dramatischen Anstieg der gesundheitsschädlichen Schadstoffe”, betonte Adam Pawloff, Klima-Sprecher bei Greenpeace in Österreich.

Hofer: Tempo 140 nicht flächendeckend

Eine flächendeckende Freigabe von Tempo 140 sei ohnedies nicht angedacht, sagte ein Sprecher von Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ). Die Tempoerhöhung könne es auch nur bei Strecken mit Verkehrsbeeinflussungsanlage geben. Und das nur, wenn alle Parameter, wie Wetter- und Sichtverhältnisse, stimmen. “Das Ziel ist es, ein Konzept für ein Pilotprojekt aufzusetzen”, sagte der Sprecher. (APA)

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