Seit gut 60 Jahren gibt es wieder Steinböcke im Ländle, davor waren sie über Jahrhunderte hinweg von der heimischen Bildfläche verschwunden. Zu stark war der Jagddruck durch den Menschen, erst in letzter Minute gelang es im Gran Paradiso im Norden des heutigen Italiens die letzten Exemplare des Alpensteinbocks zu schützen und den Bestand wieder aufzubauen.
Immer leichter zugänglicher Alpenraum
Ihr Lebensraum liegt im Sommer zwischen Baum- und Schneegrenze, im Winter wagen sich die Steinböcke auf der Futtersuche auch in tiefere Gefilde. Durch das oft unwegsame Gelände hatten sie bislang meist nicht mit vielen Besuchern zu kämpfen. Der wachsenden Alpentourismus macht es dem Menschen jedoch immer einfacher, auch in schwieriges alpines Gelände vorzustoßen, weiß Hegeobmann Johannes Meyer der Hegegemeinschaft Bartholomäberg-Silbertal.
Hegeobmann Johannes Meyer: Miteinander im Alpenraum wichtig
Klettersteig direkt durch den Hauptlebensraum
Beispielsweise wurde erst vergangenes Jahr der spektakuläre Klettersteig mit Hängebrücke am Hochjoch eröffnet. Auf den beiden Kletterrouten treffen die Sommertouristen immer wieder auch auf Steinböcke. Wenig verwunderlich, wie der Landeswildökologe Hubert Schatz weiß: “Der Klettersteig führt direkt durch das Haupteinstandsgebiet des Steinwilds.” Dies bedeute vor allem für die scheueren Geißen einen großen Stressfaktor, die männlichen Böcke kämen mit den Besuchern besser klar.
Stress und Verdrängung des Wildbestandes
Dennoch, langfristig würden die Tiere wohl versuchen, auf weniger stark frequentierte Gebiete zu fliehen. Ausweichmöglichkeiten gibt es für die bergaffinen Tiere aber bereits jetzt kaum. Und laut Schatz gebe es schon weitere Ansuchen für Klettersteige, die direkt durch die Hauptlebensräume von Steinböcken führen würden.
Keine Genehmigungspflicht für Klettersteige
Verhindern könne dies der Wildökologe jedoch nicht, einfach weil es keine Genehmigungspflicht durch ihn für Klettersteige gibt. Auch ansonsten seien Stellungnahmen des Wildökologen nicht vorgesehen. Der zunehmende Alpintourismus könne langfristig jedoch zu Problemen mit dem Wild führen, warnt er. Auch der österreichische Alpenvereinen steht dem Trend hin zum Klettersteig kritisch gegenüber und hat einen Wünschekatalog für die Betreiber und Errichter formuliert.
Meyer hofft auf gemeinsame Lösungen
Meyer hofft auf ein starkes Miteinander aller Beteiligten in einer gemeinsamen Entwicklung des Alpenraums. Schließlich verstehe man die Notwendigkeiten der Tourismusbetriebe, aber es müsse Lebensräume geben, die man auch Lebensräume sein lassen könne.
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