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Vorarlbergs Kinder-Anwalt Rauch sorgt sich um Jugendschutzgesetz

Michael Rauch ist der Kinder- und Jugendanwalt des Landes Vorarlberg.
Michael Rauch ist der Kinder- und Jugendanwalt des Landes Vorarlberg. ©VOL.AT/Paulitsch
Vorarlbergs Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch sieht die Vereinheitlichung des Jugendschutzgesetzes erneut auf der Kippe stehen.

“Ich habe die Sorge, dass der Elan des letzten Jahres verloren gegangen ist”, sagte er am Mittwoch in Bregenz. Einige Bundesländer schienen im Nachklang der Rauchverbotsdebatte zu bremsen, machte er deutlich.

Bregenz. Rauch sprach sich dennoch für einheitliche Ausgehzeiten sowie ein generelles Verbot von Tabak- und dem Konsum hochprozentiger alkoholischer Getränke für unter 18-Jährige aus. Nach der Landesjugendreferentenkonferenz im April in Tirol hoffe er jedenfalls, “dass es in allen Bundesländern gleiche Regeln gibt”.

Trennung und Scheidung der Eltern im Vordergrund

Die Kinder- und Jugendanwaltschaft (kija) wurde im vergangenen Jahr 525 Mal kontaktiert, 380 Mal ging es um Einzelfälle, 145 Mal waren die Anfragen themenbezogen. Im Vordergrund ging es dabei um Angelegenheiten, die Trennung und Scheidung der Eltern betrafen, berichtete Rauch.

Bei der Opferschutzstelle des Landes, als die die kija seit 2010 fungiert, meldeten sich 2017 mit 66 um das Dreifache mehr von Gewalt in früheren Erziehungsheimen Betroffene als in den Jahren von 2013 bis 2016. Der Kinder- und Jugendanwalt führte das auf das am 1. Juli in Kraft getretene Heimopfer-Rentengesetz (HOG) zurück, “das hat anscheinend einige Menschen motiviert, ebenfalls ihre Geschichte zu erzählen”, sagte Rauch. 30 dieser Gewaltopfer wurde eine einmalige Unterstützungszahlung zugesprochen, acht Personen erhielten eine Bewilligung der Übernahme ihrer Psychotherapiekosten.

352 Betroffene baten um Unterstützung

Damit haben seit Beginn der Tätigkeit 352 Betroffene um Unterstützung gebeten, 211 erhielten eine Entschädigungszahlung zugesprochen. Insgesamt wurden seit 2010 1,63 Mio. Euro ausbezahlt, Therapiekosten wurden in Höhe von rund 115.000 Euro übernommen.

Sorge bereitet dem Vorarlberger Kinder- und Jugendanwalt die Ankündigung der neuen Bundesregierung, Asylwerber nur noch in Großquartieren unterzubringen und auf Privatquartiere zu verzichten. Dies würde sich “massiv hemmend auf den Integrationsprozess auswirken”, kritisierte Rauch. Bei kleineren Quartieren könne nicht nur die professionelle Unterstützung ganz anders organisiert werden, in den Dörfern hätten sich viele Ehrenamtliche um die Flüchtlinge und um deren Einbindung in die Gemeinschaft gekümmert. Umso mehr freue es ihn, dass die Vorarlberger Landesregierung bereits angekündigt habe, diesen Weg nicht mitgehen zu wollen.

Als große Herausforderung benannte Rauch den uneingeschränkten Zugang von Kindern und Jugendlichen zu pornografischen und gewaltverherrlichenden Inhalten im Internet. Dies mache auch vor sozialpädagogischen Einrichtungen nicht Halt. “Die meisten dieser Kinder haben bereits körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren”, machte der Kinder- und Jugendanwalt deutlich. Es sei deshalb alles zu unternehmen, um Übergriffe von älteren auf jüngere Kinder zu verhindern. Dem Thema werde sich deshalb im Juni auch eine Fachtagung annehmen, stellte Rauch in Aussicht.

(APA)

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