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Kinder mit Kuhspritze behandelt: Primar Haller über den Skandalfall

Experimente an Kindern mit Tiermedikament - Auch Vorarlberg betroffen
Experimente an Kindern mit Tiermedikament - Auch Vorarlberg betroffen ©dpa
Innsbruck, Rankweil – Tiermedizin gegen Sexualität – auch Vorarlberger Jugendliche litten in Tiroler Psychiatrie. Primar Haller über die Behandlung mit Tiermedizin und Langzeitfolgen.
Haller im Gespräch mit VOL.AT
Auch Vorarlberg betroffen
"Brutal niedergespritzt"

Die Innsbrucker Kinderpsychiaterin Maria Nowak-Vogl, die ihr anvertraute Mädchen mit dem Tierpräparat Epiphysan behandelte, um deren sexuelle Erregbarkeit zu dämpfen, war auch Sachverständige in Vorarlberg. Zudem wurden viele Vorarlberger Kinder in ihre Innsbrucker „Kinderbeobachtungsstation“ gebracht. Auch aus dem Landeserziehungsheim Jagdberg. Epiphysan erzeugt ungeahnte Langzeitfolgen. Primar Haller erläutert, was mit den betroffenen Personen passiert, wie sie sich fühlen und ob es auch heute noch derlei Versuche gibt.

“Methoden, die auch damaligem Standard nicht entsprachen”

Nach Angaben der Universitätsklinik Innsbruck gab es bislang noch keine Anzeigen seitens der Opfer. Bevor geklärt werden kann, was damals genau passiert ist, müsse man intensive Ermittlung einleiten. „Tatsache ist, dass an der Innsbrucker Kinderpsychiatrieklinik Methoden zur Anwendung gebracht wurden, die auch dem damaligen Standard nicht entsprochen haben“, erklärt Primar Haller. Das Präparat Epiphysan ist ein Hormon, das auch in der Tiermedizin Anwendung findet und soll die Sexualität unterdrücken. „Zu der damaligen Zeit gab es keine Ethik-Kommissionen und kaum Richtlinien“, so Haller. Die Medizin habe spärliche Methoden gehabt und das Verständnis, wie man Kinder zu behandeln hat, war nahezu mittelalterlich, verdeutlicht Haller.

Damalige Vorgehensweise

„Die Betroffenen haben damals vermutlich gar nicht gewusst, was mit ihnen passiert. Sie haben einfach irgendeine Spritze bekommen“, so Haller. Das würde auch erklären, weshalb sich bis heute noch niemand gemeldet hat. Theoretisch soll das Präparat die Sexualhormone unterdrücken und dadurch den Sexualtrieb bzw. das sexuelle Verlange gedämpft werden. „Nach Abklingen dieser hormonellen Wirkung dürfte es keine weiteren Folgen geben“, sagt Haller. Die Spätfolgen jedoch seien nicht abschätzbar.

Finden Versuche auch heute noch statt?

Primar Haller verdeutlicht, dass nur durch Versuche ein medizinischer Fortschritt gegeben sein kann und neue Heilungsmethoden gefunden werden. Jedoch wird ein Medikament erst nach lang dauernden Laborversuchen und Tierversuchen am Menschen angewendet. Zudem gibt es heute strenge Richtlinien und eine Ethik-Kommission, die sämtliche Details überprüft.

Primar Haller im Gespräch mit VOL.AT:

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(VOL.AT/Simon Vonbank)
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