Was sind die Grundprinzipien der Ojad im Umgang mit Jugendlichen?
Martin Hagen: Unter anderem Mitbestimmung. Wir wissen, dass 14- oder auch 20-Jährige Einfälle haben, die einfach genial sind. Diese muss man zulassen. Das geht nur, wenn die zum Teil universitär gebildeten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht glauben, dass sie alles besser wissen. Rückblickend betrachtet bringen Jugendliche Vorschläge, die uns nicht einfallen.
Zum Beispiel?
Hagen: Wir wollten ein Projekt zum Thema „Menschen mit Fluchthintergrund“ umsetzen. Die Jugendlichen meinten, die Hergekommenen brauchen zuerst Freunde und das Gefühl, hier willkommen zu sein. Ihr Vorschlag: „Machen wir eine Facebook- und eine WhatsApp-Gruppe“. Außerdem wollten sie ihnen vom Dornbirner Hausberg Karren aus ihre Heimat Vorarlberg zeigen, verschiedene Ausflüge unternehmen. Aber wie das Ganze finanzieren? Die Jugendlichen schlugen vor, das Projekt bei dem Ideenwettbewerb „Ideenkanal“ einzureichen. Dann hieß es: „Oje, heute ist Einsendeschluss.“ Binnen weniger Stunden entwarfen die Jugendlichen ein Konzept, drehten ein Video und reichten alles pünktlich zur Deadline ein. Das Fazit: Wir haben den Gesamtwettbewerb gewonnen. Haben jede Menge Unterstützungsangebote bekommen, Karten für die Karren-Seilbahn, für die Bregenzer Festspiele. Inzwischen ist daraus die Initiative welcome.zu.flucht entstanden.
Wie muss Jugendarbeit also funktionieren?
Hagen: Jugendliche müssen die inhaltlichen Entwicklungen mitgestalten dürfen. Sie brauchen Räume, wo sie sich ohne Konsumzwang treffen können. Darüber hinaus braucht es sehr jugendnahe Mitarbeiter, die nur dort unterstützend eingreifen, wo es vonseiten der Mädchen und Burschen gefragt ist. Die nur im Notfall, wenn Gesetze verletzt werden, entschlossen dazwischengehen. Außerdem müssen den jungen Leuten entsprechende finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Das ganze Interview lesen Sie in der NEUE am Sonntag.
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