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„Kein Zutritt für Türken!“

Luca Franzoi, Daniel Bachmann, Cem Sürmeneli, Lukas Morre und Michael Widerin (v. l.) haben bereits über 300 Unterschriften gesammelt.
Luca Franzoi, Daniel Bachmann, Cem Sürmeneli, Lukas Morre und Michael Widerin (v. l.) haben bereits über 300 Unterschriften gesammelt. ©VN/KH
Bludenz (VN-ger) - An Disco-Tür abgewiesen: Bludenzer Schüleraktion gegen die Diskriminierung von Migranten.

„Du kommst heute nicht rein.“ Mit diesen Worten wurde der Götzner Cem Sürmeneli (20) vom Türsteher abgewiesen. Der Sportgymnasiast wollte jüngst, wie so oft, mit ein paar Kollegen im Rush-Club in Bürs feiern. „Ich habe den Türsteher gefragt, ob Ausländerverbot sei. Er hat geantwortet: Nein, Türkenverbot. Das wäre eine Anweisung von oben“, erzählt der 20-Jährige. Betreiber Thomas Krobath wehrt sich gegen die Vorwürfe: „Ich habe diese Order nie erteilt.“ Mit Cem unterwegs waren an besagtem Abend unter anderem Lukas Morre, Daniel Bachmann, Luca Franzoi und Michael Widerin. Die Schüler des BG Bludenz hatten zwar schon von anderen türkischstämmigen Jugendlichen gehört, die dasselbe Problem hatten. Zeugen einer solchen Episode wurden sie jedoch zum ersten Mal. „Ich wollte mit dem Türsteher reden, aber er ist nicht auf meine Fragen eingegangen. Er hat mir nur angedroht, dass er mich raushaut, wenn ich keine Ruhe gebe“, berichtet Lukas Morre. Für die Jugendlichen war klar: Da muss etwas passieren. Sie wollen solche Diskriminierungen nicht dulden und versuchen dagegen zu protestieren.

Termin bei Landeshauptmann

„Es ist eine Frechheit, dass man aufgrund seiner Herkunft und seines Namens nicht reinkommt“, sind sich Cems Kollegen einig. Schon am nächsten Tag riefen die Achtklässler eine Unterschriftenaktion ins Leben. Über 300 Vorarlberger setzten innert einer Woche ihre Namen und Adressen auf die Liste – gegen die Diskriminierung von Migranten. Auch einen Termin bei Landeshauptmann Markus Wallner haben die Jugendlichen organisiert und wollen heute, Montag, mit ihm über Integrationsprobleme sprechen. „Wir möchten, dass die Politiker aufstehen und etwas dagegen tun“, sagt Daniel Bachmann. „Der Jugend wird immer vorgeworfen, dass sie sich alles gefallen lässt. Wir wollen uns wehren. Wir wollen Integration leben und nicht verhindern. Wenn man Ausländer ausschließt, dann wird Integration aber schwierig. Das schürt nur Hass.“

Neuer Türsteher

Wieso Cem Sürmeneli an diesem Abend an der Rush-Tür abgewiesen wurde? Thomas Krobath vermutet, „dass ein neuer Türsteher Dienst hatte, der vom Chef der Firma nicht eingewiesen wurde“, erläutert er auf VN-Anfrage. „Ich nehme es auf meine Kappe, aber diese Anweisung kam ganz sicher nicht von oben. Es gibt kein Türkenverbot. Wir haben Gäste mit und ohne Migrationshintergrund in unseren Clubs.“ Jeder bekomme seine Chance – vorausgesetzt er sei „normal“ gekleidet und wisse sich zu benehmen. „Unser Ziel ist es, so wenig Schlägereien wie möglich zu haben und dass die Gäste einen möglichst friedlichen Abend verbringen können“, rechtfertigt Krobath, der sich im Fall Cem gesprächsbereit zeigt. Aus Erfahrung könne er jedoch sagen, dass bei Jugendlichen mit Migrationshintergrund das Gewaltpotenzial höher sei: „Die schlagen sofort zu.“ Krobaths „Traum-Türsteher“: „Einer, der ins Fitnessstudio geht und gleichzeitig Sozialarbeiter ist.“ Sozialarbeiter braucht Cem Sürmeneli jedenfalls keinen: „Ich hatte noch nie eine Schlägerei und bin gegen Gewalt. Außerdem war ich ganz normal angezogen. Wir waren vorher auf einem Ball und ich bin extra noch nach Hause, um mich umzuziehen.“

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