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Karate: Buchinger im Interview über Heim-WM, Olympia und Steaks

Wir haben Österreichs beste Karateka Buchinger (li.) zum Interview getroffen.
Wir haben Österreichs beste Karateka Buchinger (li.) zum Interview getroffen. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Der Trophäenschrank von Alisa Buchinger ist bereits prall gefüllt. Auch das Jahr 2016 läuft für Österreichs Karate-Aushängeschild wie am Schnürchen. Im SALZBURG24-Interview zog die 23-Jährige eine Halbjahresbilanz und sprach über die kommende WM in Linz, Olympia-Träume und saftige Steaks.

Die gebürtige Salzburgerin erlebte mit dem EM-Silber nicht ihren ersten Höhepunkt im Jahr 2016. Zuvor wurde sie zu Salzburgs Sportlerin des Jahres gewählt. 2015 wurde Buchinger Karate-Europameisterin, bei den European Games erkämpfte sie sich im gleichen Jahr die Silbermedaille. Neben WM-Bronze 2014 führt die erst 23-Jährige – auch dank zwei Weltcupsiegen in diesem Jahr – die Weltrangliste in ihrer Gewichtsklasse (Kumite -68 Kilo) deutlich an. Daneben engagiert sich Buchinger für Mädchen in Indien. Derzeit laboriert Buchinger noch an einem Knochenmarködem, das sie sich im heurigen EM-Finale zuzog.

©Buchinger freut sich mit Trainer Eppenschwandtner über EM-Gold 2015. /Salzburger Karateverband

Heim-WM in Linz als Höhepunkt für 2016

SALZBURG24: Wie sieht deine persönliche Bilanz nach sechs Monaten im Jahr 2016 aus?

Alisa Buchinger: Bis jetzt ist alles nach Wunsch verlaufen. Wir haben die ersten Wettkämpfe zwar ausgelassen, aber das hat mir gut getan. Ich hoffe, dass es in der zweiten Jahreshälfte so weitergeht. Dieses Jahr ist mit der Heim-WM in Linz sehr wichtig für mich. Durch die Verletzung kann ich leider bis Mitte Juni nicht voll trainieren.

Wie motivierst du dich vor einem Wettkampf?

Ich gehe morgens direkt nach dem Aufstehen kalt duschen. Vor jedem Kampf mache ich drei große Luftsprünge zum Aktivieren und Motivieren. Wenn ich das nicht mache, fühle ich mich auch nicht wohl – seit sechs Jahren läuft das jetzt so.

Wie kamst du überhaupt zum Karate? 

Ich war ein sehr aktives Kind und habe immer “Karate Kid” und “Ninja Turtles” im Fernsehen gesehen. Durch eine Anzeige von meinem jetzigen Trainer Manfred Eppenschwandtner kam ich zum Probetraining. Das hat mir von Anfang an getaugt.

Vor zwei Jahren hattest du zwei schwere Ermüdungsbrüche. Wie kamst du zurück?

Es war schlimm, weil es meine erste große Verletzung war. Anfangs dachte ich, dass ich schnell wieder trainieren und auf der Matte stehen kann. Doch im linken Fuß war der Bruch kompliziert und ich war nach der Verletzung nicht gleich beim Arzt. Das war ein Fehler. Im Kopf musste ich extrem mit mir kämpfen, weil das alles auch im WM-Jahr passierte. Nach dreieinhalb Monaten und der sehr schmerzvollen Stoßwellentherapie konnte ich endlich wieder richtig trainieren.

Nach dem Urlaub geht’s ins Trainingslager

Wie und wo trainierst du?

Ich habe zwei Trainer, die ich täglich im Olympiazentrum Salzburg-Rif oder bei der Sportunion in Nonntal sehe. Die Trainingsbedingungen sind da sehr gut, wir trainieren auch mit anderen Athleten – der Austausch ist toll für jeden Sportler.

Wie sieht dein typischer Trainingstag aus?

Um 7.30 Uhr geht es am Montag beim Bundesheer in Rif los. Dann trainiere ich zwei bis drei Stunden. Danach esse ich meistens daheim, am Nachmittag ist Freizeit. Abends habe ich wieder Training. In der Regel habe ich in der Wettkampf-Saison einen Ruhetag pro Woche.

Wie ist deine Marschroute zur Heim-WM im Oktober in Linz?

Wenn die Verletzung ausgeheilt ist, fange ich mit dem Aufbau an. Im Sommer mache ich zuerst mit einer Freundin Urlaub in Thailand, danach fahren wir auf Trainingslager und von August bis Oktober starte ich bei Wettkämpfen. Kurz vor der WM geht’s dann nochmal in ein Trainingslager.

Buchinger peilt heuer den WM-Sieg an. /Martin Kremser/Archivbild
Buchinger peilt heuer den WM-Sieg an. /Martin Kremser/Archivbild ©Buchinger (re.) peilt heuer den WM-Sieg an. /Martin Kremser/Archivbild

“Eine Frau kann genauso stark wie ein Mann sein”

Karate hat die Chance ab 2020 olympisch zu werden. Wie wichtig wäre das?

Für die Entwicklung der Sportart wäre das enorm wichtig. Das Bundesheer hat nur vier Plätze für Leistungssportler. Wenn Karate olympisch wäre, würden die Plätze steigen und wir bekämen auch mehr Förderungen. Natürlich will ich auch mal bei Olympia starten (lacht). Ich hoffe, es klappt diesen Sommer mit der Aufnahme.

Nebenbei gibst du Karatekurse gegen sexuelle Übergriffe für Mädchen in Indien. Wie kam es dazu?

Seit 2014 bin ich Botschafterin für das Kinderschutzzentrum Salzburg. Dadurch kam der Kontakt nach Indien zustande. Als wir einen Termin gefunden haben, war ich auch ganz schnell dort. Ich habe kleinen Mädchen Karate-Tricks und den Umgang mit Selbstverteidigungstechniken beigebracht. Der Kulturschock war extrem, aber die Arbeit mit den Kindern war eine riesengroße Freude für mich. Ich wollte ihnen zeigen, dass eine Frau genauso stark sein kann wie ein Mann. Nach der WM möchte ich heuer gern wieder hinfliegen.

Buchinger: “Familie ist das Wichtigste”

Welche Bedeutung haben deine drei Tattoos?

Am Handgelenk stehen unter anderem die Daten meiner Erfolge bei den Karate-Europameisterschaften. Auf meinem Unterarm ist eine Erinnerung an die Spiele in Baku. Das war wie Olympia in Europa, eine ganz besondere Erfahrung. Unter dem Schlüsselbein steht “Family is where life begins and love never ends”. Familie ist das Wichtigste, sie steht immer hinter dir.

Wir kommst du zur Ruhe?

(lacht) Mit Steaks! Medium gebraten sind sie mit Kartoffeltalern und frischem Gemüse das Beste auf der Welt. Zuhause koche ich viel im Wok oder auch mal Nudeln. Im Park in Nonntal gehe ich mit meinem Hund Ares oft spazieren und genieße die Ruhe und frische Luft.

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