Die Entwicklung des Massenmediums Schallplatte und der Technik, diese abzuspielen, war stets eine Geschichte von Juden”, die Erfinder wurden, weil sie als Migranten aus einer meist sehr traditionellen Welt in die Moderne geworfen wurden und sich selbst neu erfinden mussten”, sagte Museumsdirektor und Kurator der Ausstellung, Hanno Loewy, am Freitag bei der Presseführung durch die Schau. Wie viele dies gewesen seien, sei ihm erst im Laufe der Recherche zu “Jukebox. Jewkbox!” klar geworden.
Beginnend mit der Erfindung des ersten massentauglichen Grammophons 1887 durch den in den USA lebenden deutschstämmigen Juden Emil Berliner, reihten sich zahlreiche Neuentwicklungen mit jüdischer Handschrift bis in die achtziger Jahre des 20. Jahrhunderts aneinander. So war es etwa ein Sohn jüdischer Einwanderer aus Warschau und Riga – der junge Grafiker Alex Steinweiss -, der seine Chefs bei Columbia 1939 überzeugte, die Schellackplatte nicht mehr in neutralen Hüllen, sondern in individuell gestalteten Covers zu verkaufen. Und auch die Erfindung der Schallplatte aus Vinyl, die sich mit 33,5 Umdrehungen pro Minute abspielen lässt und damit längere Aufnahmen möglich macht, geht auf einen ungarisch-jüdischen Ingenieur (Peter Carl) zurück.
Aber nicht nur die Technik ist vor dem Hintergrund jüdischer Tradition und Erfahrung entstanden. Auch die Musikgeschichte des letzten Jahrhunderts spiegelt sich darin wieder. Man habe im Vorfeld der Sonderschau lange diskutiert, was jüdische Musik ist, erzählte Loewy. Eindeutige Kriterien zu finden sei schwer. Deshalb rege die Ausstellung auch nur an, sich darüber Gedanken zu machen, “endgültig beantworten können wir die Frage nicht”. So sei zwar klar, dass die Musik einer Größe wie Bob Dylan nicht als an sich jüdisch bezeichnet werden könne, “aber wäre sie in dieser Form möglich, ohne die Erfahrungen Dylans in seiner Familie?”
In drei Ausstellungsräumen, die an Plattenläden aus den 1960er und 1970er Jahren erinnern, spannt die Ausstellung einen Bogen von der Technik über jüdische Musik verschiedenster Genres bis hin zur Youtube-Ära. Über Kopfhörer und Touchpads kann man aus einer Vielzahl von Aufnahmen aus einem Jahrhundert Schallplattengeschichte wählen. Ergänzt werden die Musikbeispiele von persönlichen Erinnerungen 43 jüdischer Menschen im Alter zwischen 34 und 100 Jahren aus allen Teilen der Welt. Auf Deutsch und Englisch erzählen sie, mit welchen persönlichen Lebensereignissen sie eine spezifische Schallplatte verbinden.
Begleitet wird die Schau in Hohenems, die im März 2015 ans Jüdische Museum München wechseln wird, von einem vielfältigen Veranstaltungsprogramm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. (APA/red)
“Jukebox. Jewkbox! Ein jüdisches Jahrhundert auf Schellack und Vinyl”
Ausstellung im Jüdischen Museum Hohenems
Termine: 19. Oktober bis 8. März 2015, Di-So 10 bis 17 Uhr und an Feiertagen
Weitere Informationen zur Eröffnung und zur Ausstellung.
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