Der Account wird seit Dezember vergangenen Jahres jede Woche von einem anderen Schweden betreut. Unter dem Titel “Curators of Sweden” posten Durchschnittsbürger, die sich mit Social Media auskennen, was ihnen gerade einfällt, ohne jegliche Einschränkungen. Das Projekt wurde von Schweden-Tourismus und dem Swedish Institute geplant. Sonja Abrahamsson, die Problem-Twitterantin, hat sich mittlerweile entschuldigt.
Regeln notwendig
Abrahamsson hat diese Woche eine Reihe seltsamer Fragen über Juden getweetet. “Wo ich herkomme, gibt es keine Juden. Ich denke, es handelt sich um eine Religion. Aber warum haben die Nazis dann immer von Rasse gesprochen? War es (für die) eine Blut-Sache?”, stand da zu lesen. Im Netz entstand sofort eine Welle der Empörung. Viele sehen das Image des Accounts und des Landes als schwer geschädigt. Die Marketing-Agentur, die das Projekt umgesetzt hat, äußert sich grundsätzlich nicht zu Inhalten und Accout-Betreuern.
“Das ist, als ob jemand in schwedischen Städten auf den Hauptplatz geht und den Menschen ein Mikro in die Hand drückt und sie irgendetwas sagen lässt. Das kann immer problematisch werden, gewisse Themen sind besonders heikel. Das kann tatsächlich das Image von Schweden beschädigen. Um das zu verhindern, hätten gewisse Regeln festgelegt werden müssen”, sagt Social-Media-Beraterin Natascha Ljubic gegenüber pressetext. Genau das haben Initiatoren in Schweden aber nicht getan. Sie wollten ein unverfälschtes Bild von Schweden erzeugen.
Grenzen ausloten
Die einzigen Regeln für die Account-Betreuer sind die Verwendung von Englisch und die Rücksichtnahme darauf, dass es sich um einen offiziellen Account handelt. @Sweden hat immerhin mehr als 40.000 Follower. Die jeweiligen Kuratoren sind meist junge Menschen, die mit sozialen Medien aufgewachsen sind, die Themen sind bunt gemischt. Bisher hat das gut funktioniert. Das Image, das vermittelt wurde, war das eines vielschichtigen, hippen Landes. “Hinter einem Account steht meist ein Ziel. In diesem Fall wahrscheinlich jenes, den Tourismus anzukurbeln. Um das Ziel zu erreichen, muss eine einheitliche Linie verfolgt werden”, so Ljubic.
Möglicherweise wollte Abrahamsson nur die Grenzen des Erlaubten ausloten. Sie hatte vergangenen Monat eine Kolumne für eine schwedische Zeitung geschrieben, in der sie sich Gedanken um die Grenzen der freien Meinungsäußerung gemacht hatte, vor allem in Zusammenhang mit sensiblen Themen.
(pte Austria)
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