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Jose Carreras in "El Juez" am Theater an der Wien

Startenor Jose Carreras in der für ihn maßgeschneiderten Rolle in der Oper "El Juez"
Startenor Jose Carreras in der für ihn maßgeschneiderten Rolle in der Oper "El Juez" ©THEATER AN DER WIEN/HERWIG PRAMM
In einer für ihn vom Österreicher Christian Kolonovits maßgeschneiderten Rolle spielte Startenor Jose Carreras am Samstagabend am Theater an der Wien in "El Juez".

Dabei galt es, dass zehnjährige Bestehen des Hauses als Oper gebührend zu feiern.

“El Juez”: Brisante Thematik, großer Jubel

Der brisante Stoff um einen Richter, der mit Kindesentführungen in der spanischen Franco-Ära konfrontiert ist, war dem Publikum nicht zu schwer, um den Startenor danach ausgiebig zu bejubeln. Seine letzte Mitwirkung am Musiktheater sollte es sein, hatte Carreras betont – ob er die Drohung tatsächlich wahrmacht, wird sich noch weisen. Nach Bilbao, Erl und St. Petersburg ist das Theater an der Wien die vierte Station von “El Juez”, weitere Stationen sind nicht ausgeschlossen. Auch diesmal führte der spanische Altmeister Emilio Sagi Regie, die musikalische Leitung blieb Familiensache: Carreras-Neffe David Giménez führte das ORF Radio SymphonieorchesterWien durch die Partitur. Für das Libretto zeichnet Angelika Messner verantwortlich.

Filmreifer Stoff mit stimmlichen Höhepunkten von Carreras

Carreras spielt die Rolle des Federico, eines Richters, der mit seinem Gewissen kämpft, weil er hilft, die Verschleppungen zu decken. Das lyrische, nachdenkliche Organ des 69-jährigen Spaniers kommt dabei dem dramatischen bis nachdenklichen, auf jeden Fall aber filmreifen Stoff entgegen. Stimmliche Höhepunkte gab es im Theater an der Wien nicht nur einmal zu bejubeln. Das vor einer trostlosen Kulisse, die das Elend etlicher Kinder widerspiegelt, die in der Franco-Ära teils nach der Geburt in Klöster verschleppt wurden.

Das restliche Ensemble verschwindet ganz und gar nicht im Schatten des Stars: Jose Luis Sola erreicht als aufdeckerischer Liedermacher Alberto Garcia mühelos Höhen, die Carreras zu Glanzzeiten erklommen hat. Tieftönender, diabolischer Widerpart ist Carlo Colombara als Geheimdienstchef Morales, der eine solide Leistung bot. Für ihre Strahlkraft gefeiert wurden auch die weiblichen Hautrollen auf der Bühne: Ana Ibarra als Äbtissin und Sabina Puertolas als Fernsehjournalistin Paula.

“El Juez”: Dank Carreras in Erinnerung bleibend

Es ist eine wilde, aber homogene Stil-Mixtur, die Kolonovits für Carreras zur Partitur gegossen hat. Wer sich zeitgenössische Avantgarde erwartet oder befürchtet hatte, wurde entweder enttäuscht oder durfte aufatmen. Puccini-Klischees fehlen ebenso wenig, wie feinfühlig eingewobene Anleihen aus Musical und Folklore. Das Orchester wurde um Gitarre und Tasteninstrumente erweitert, das RSO Wien und der Arnold Schoenberg Chor machten ihren Job professionell – und laut. “El Juez” wird zwar nicht als stilprägendes Werk reüssieren, der Carreras-Faktor dürfte aber allemal dazu ausreichen, um in Erinnerung zu bleiben.

Bundespräsident Heinz Fischer im Paterre des Theaters

Vom Thema des Stücks nicht genug haben dürfte auch einer, dessen Pensionsantritt ebenfalls eng mit der Gerichtsbarkeit verknüpft ist: Bundespräsident Heinz Fischer, der nicht die Loge bevorzugte, sondern es sich mit seiner Frau Margit im Parterre des Theaters gemütlich gemacht hatte. Weitere Aufführung am 5. Juli, 19 Uhr. Theater an der Wien, Linke Wienzeile 6, 1060 Wien.

(APA/Red.)

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