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Johann "Hannes" Arch: "Ein normales Leben war mir zu langweilig"

Mit dem Hubschrauber abgestürzt
Mit dem Hubschrauber abgestürzt ©APA/RED BULL CONTENT POOL/PHILIP PLATZER
Mit Hannes Arch hat Österreich einen seiner bekanntesten Extrem- und Flugsportler verloren. Der kurz vor seinem 49. Geburtstag mit dem Hubschrauber tödlich verunglückte Steirer hat sich vor allem als Weltmeister in der Air-Race-Weltmeisterschaft einen Namen gemacht.
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Sich selbst bezeichnete Arch lieber als “Abenteuersportler”. Denn zu Hause war er nicht nur in der Luft, sondern auch in den Bergen.

Geboren in den Bergen

Was naheliegend ist, denn der Trofaiacher wurde in der Obersteiermark inmitten eine gewaltig schönen Bergkulisse geboren, und die ersten Abenteuer erlebte der begeisterte Kletterer und Bergsteiger auch im anspruchsvollen Fels – B.A.S.E.-Jumps wie jenen als erster Mensch vom Eiger oder dem Matterhorn inklusive. Weil er sich seit seinem 15. Lebensjahr auch dem Hängegleiten verschrieben hatte, ging es oft auch per Luftfahrt ins Tal; später vor allem mit dem Paragleiter. Im Jahr 2000 startete und landete Arch per Fallschirm auf Heißluftballons.

Mit Red Bull zum Flug-Weltmeister

Sein Hang zum Extremsport brachte Arch wie “Stratosphärenspringer” Felix Baumgartner, mit dem er sich in seiner Wahlheimat Salzburg zeitweise einen privaten Helikopter teilte, zu Red Bull. Das Getränke-Unternehmen erfand und organisierte ab 2005 die Red Bull Air Race World Series, bei der im Gegensatz zu Akrobatik-Shows vor allem fliegerische Präzision zwischen den Pylonen-Toren zählt. Nur ein Jahr, nachdem sich Arch erstmals für die weltumspannende “Formel 1 der Lüfte” qualifiziert hatte, wurde er 2008 in Australien als erster Europäer Weltmeister.

Nachdem Arch 2009 und 2010 Vizeweltmeister geworden war, machte die wegen immer riskanterer Flugmanöver zu gefährlich geworden Serie für drei Jahre Pause. Der längst auch zum Unternehmer gewordene Steirer überbrückte die Phase mit selbst konzipierten Flugshows wie “Rhythm & Air”. Bei der Aerobatik-WM 2012 gewann er Bronze in der Freestyle-Kategorie.

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Ein normales Leben war ihm zu langweilig

“Im Herzen bin ich Bergsteiger und Abenteurer”, sagte Arch vor zwei Jahren zur APA – Austria Presse Agentur. Ein “normales” Leben sei ihm stets zu unaufregend gewesen. So suchte und fand er seine Abenteuer in der Luft und in den Bergen, wo letztlich auch sein Leben unerwartet und Abseits des Abenteuertums zu Ende ging. Seine Herangehensweise beschrieb Arch eins so: “Mein Skills sind, dass ich mich auf einen Moment, eine Aufgabe konzentrieren kann und immer offen über den eigenen Horizont schauen kann.”

Als die schnellste Motorsportserie der Welt 2014 runderneuert zurück kehrte, war auch Arch wieder dabei. Er führte Mitte der WM überlegen und kam mit nur fünf Punkten Rückstand zum großen Showdown in Spielberg. Der Traum, beim Heimrennen in der Steiermark vor 50.000 Fans zum zweiten Mal Air-Race-Weltmeister zu werden, erfüllte sich aber knapp nicht.

2015 wurde Arch WM-Dritter, obwohl ziemlich viel daneben ging. Deshalb stellte er für 2016 ein praktisch neues Team zusammen, das bereits den Fokus auf 2017 hatte. Arch war nach sechs von acht Saisonrennen dennoch Dritter in der WM, als am 8. September und damit nur vier Tage nach dem jüngsten Air-Race-Bewerb in Deutschland bei einem Helikopter-Transportflug im Großglockner-Gebiet das Unglück geschah.

Der Sportler hinterlässt seine langjährige Freundin

Seit 2010 war Arch mit der deutschen Stuntfrau Miriam Höller liiert. Das 20 Jahre jüngere Action-Model war eng in die sportlichen Konzepte Archs involviert und auch Teil seines Air-Race-Teams. Das war dem Österreicher, dessen Taufname – was die wenigsten wussten – Johann war, enorm wichtig. Denn trotz seines Draufgängertums, mit dem er seinen Ausbruch aus der Normalität voran trieb, war Arch nicht nur ein das Risiko stets kalkulierender Sportler mit Verstand und Gefühl, sondern auch ein Beziehungsmensch.

Archs Tod schockte die Sportwelt

Die Sportszene reagierte geschockt auf das Ableben Archs. “Worte können nicht beschreiben, was ich fühle. Österreich hat einen großen Sportler und Pionier verloren, ich einen Freund”, schrieb etwa Segel-Doppelolympiasieger Roman Hagara am Freitag.

Red Bull reagierte mit “großer Betroffenheit” auf den Unfall. “Hannes war seit 25 Jahren Teil der Red Bull Familie …. . Wir werden seine Warmherzigkeit, Offenheit, seinen Sinn für Humor und seine unbändige Energie sehr vermissen”, hieß es in einer Aussendung.

(APA)

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